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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion
Autoren: Petra Fentross
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Predigt meines Vaters hingegen hatte ich längst vergessen.
    „Wie kann er es wagen, so mit mir zu reden?“ Zornig schlug ich mit der Faust auf die Bettdecke. Aber das weitere Nachdenken führte nur dazu, dass es in meinem Bauch zu flattern anfing. Ich seufzte auf. War ich vielleicht … verliebt? In einen Stallburschen? Das wäre ja schrecklich. Aber fühlte sie sich so an? Die Liebe?
    „Nein. Niemals! So ein Unsinn!“, rief ich laut und erschrak über meine eigene Stimme.
    „Mach dich nicht lächerlich. Ich werde einen Mann aus unseren Kreisen heiraten.“ Beruhigt drehte ich mich zur Seite und schloss schläfrig die Augen. „Müssen!“
    Ruckartig setzte ich mich wieder auf. Dieses kleine Wort machte mich hellwach und das empfand ich als nicht so beruhigend. Hatte man vielleicht schon jemanden für mich ausgesucht? In ein paar Tagen war das große Fest und ich überlegte krampfhaft, wer der von meinen Eltern Auserwählte sein könnte. Unter den Kandidaten, wie Mary diese jungen Gentlemen spöttisch nannte, fand ich fast keinen nach meinem Geschmack. Entweder zu alt, zu hässlich, zu klein, zu dick …
Sicher. Es gab ein paar Männer, für die ich mich interessierte. Aber deshalb gleich heiraten? Vielleicht stellte ich auch nur zu hohe Ansprüche und zu jung war ich ja auch noch. Und doch empfand es niemand als anrüchig, ein Mädchen bereits mit sechzehn oder siebzehn Jahren zu verheiraten.
    Wenn ich an Doreen dachte, stellte ich verblüfft fest, dass sie mit ihren erst neunzehn Jahren bereits verlobt und selbst in ein paar Wochen heiraten würde! Sie schien glücklich zu sein und würde sich ohne Murren in ihre zukünftige Rolle als brave Ehefrau fügen. Es machte ihr nichts aus, daß ihr zukünftiger Ehemann fast doppelt so alt war wie sie und sie auch unweigerlich so hinbiegen würde, wie er sich seine Frau wünschte.
    Das war etwas, was ich nicht wollte, geschweige denn, mir vorstellen konnte. Vielleicht lag es an meiner romantischen Ader, aber mein Mann müsste mich wirklich lieben und mich so nehmen, wie ich nun mal war.
    Langsam beruhigte ich mich wieder und kuschelte mich in mein Bett, während ich herzhaft gähnte.
    „Mamma wird schon alles richten”, murmelte ich und schlief endlich ein.  

3
    Vorbereitungen
    Da Vater nicht versäumt hatte, alle von unserer Abmachung zu informieren, waren die nächsten Tage alles andere als angenehm für mich. Natürlich hielt sich jeder im Haus an seine Anweisungen und so stand ich ab sofort unter ständiger Beobachtung, um jeden weiteren Ausrutscher meinerseits zu verhindern.
    Wenn ich ausritt, sah ich immer jemand zwei Pferdelängen hinter mir. Wenn ich in den Garten ging, wurde ich von irgendeinem Bediensteten begleitet. Sollte ich doch einmal alleine durchs Haus laufen, so war ich mir stets bewusst, daß hinter irgendeiner Ecke einer von Vaters Spionen lauerte.
    Ich war nie allein.
    Den einzigen freudigen Lichtblick empfand ich in meinen neuen Kleidern, die nun täglich anprobiert werden mußten. Ich genoß es, in diese feinen Stoffe gehüllt zu werden. Ich kam mir so erwachsen vor.
     
    „Nun steh doch mal still, Kind!“ Mary seufzte genervt. „Wie sollen wir denn das Kleid anpassen, wenn du ständig so herum zappelst.“
    Schnaufend drehte sie mich wieder in die Ausgangsposition zurück, während die Schneiderin, die mir zu Füßen kniete, ebenso genervt versuchte, den Rand des Rockes gerade zu setzen.
    „Wie lange dauert es denn noch?“
    Mit der Zeit fand ich es langweilig, auf dem kleinen Hocker zu stehen, während die Länge abgemessen wurde und vom ewigen Stehen schmerzten mir bereits die Füße. Vor mir lagen aber noch ein Dutzend weitere Kleider, die ich heute anprobieren mußte. Nun seufzte auch ich.
    „Mary, muß das denn alles noch heute passieren? Ich möchte gerne ausreiten und danach -“
    „Nichts da! Erst wird das hier erledigt!“
    Sie brummte Unverständliches in sich hinein und ich lachte, was ihre Laune anscheinend wieder etwas aufhellte.
    „Willst du in einem schlecht sitzenden Kleid vor die ganzen Leute treten? Nur über meine Leiche!“
    Es klopfte an der Tür und unwillkürlich drehte ich mich herum. Die Hände über den Kopf geschlagen, schüttelte die Schneiderin den Kopf. Nun würde sie mit ihrer Arbeit von vorne anfangen müssen und ich konnte ein leises „Herrgott-noch-mal“ vernehmen.
    „Herein!“
    Ann trat ins Zimmer. Sie war meine beste Freundin und lebte etwa fünf Meilen westlich von uns auf Mullway House und
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