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0268 - Traumschiff des Schreckens

0268 - Traumschiff des Schreckens

Titel: 0268 - Traumschiff des Schreckens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Aber dann kam das Kratzen an der Außenhülle der Kapsel. Das Ding hatte sie erreicht, war jetzt aus dem Kamerabereich verschwunden, und Cal Tantor hörte, wie es sich über die Hülle bewegte. Das Kratzen wurde lauter, wurde zum Klopfen und Knacken.
    Das war keine Halluzination mehr. Das war echt – höllisch echt!
    Plötzlich packte ihn die Angst. Was, wenn dieses Ungeheuer herein wollte? Wenn es die Tauchkapsel aufbrach? Der Schweiß brach dem einsamen Mann in der Tiefe aus. Er wollte nicht sterben!
    Er wirbelte herum. Seine Finger glitten über die Konsole des Transfunk-Gerätes . Er schaltete es ein. »Kapsel an ULYSSES! Over!«
    Es knackte und kratzte, dann vernahm er eine klare Stimme. Der Transfunk arbeitete im Gegensatz zu allen anderen Funkarten einschließlich Laserrichtstrahl auch unter Wasser und dazu störungsfrei.
    »Hier ist etwas«, stieß Tantor heiser hervor. »Holt mich sofort nach oben! Schnell! Etwas versucht die Kapsel aufzubrechen …«
    Mehr vernahm der diensthabende Funker der ULYSSES nicht. Cal Tantor in der Tiefe blieb stumm und antwortete auf keinen Anruf mehr.
    War die Meerestiefe ihm zum kalten Grab geworden?
    ***
    Pablo Contempo setzte das Fernglas vor die Augen und stellte die Schärfe nach. Er betrachtete die Barkentine, die gut eine halbe Meile weiter nördlich vor Anker lag, und das schon seit Tagen. Plötzlich brach Hektik an Deck aus. Männer eilten hastig hin und her. Der ausgeschwenkte Kran arbeitete wieder und zog an. Das Fernglas war stark genug, Einzelheiten erkennen zu lassen. Die Seile rauschten nur so durch. Wurde die Kugel hochgezogen?
    Es sah so aus. Aber bei dem Tempo konnte das Auftauchen doch nicht gut gehen, es sei denn, niemand befand sich in der Kugel. Ein Druckausgleich war bei dieser Auftauchgeschwindigkeit einfach unmöglich. Die Dekompression würde die Kugelbesatzung töten.
    »Oder haben sie da auch eine neue Erfindung gemacht …?« murmelte Contempo mit gerunzelter Stirn. Er überlegte, ob er die Szene nicht filmen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Es brachte auf diese Entfernung nichts ein. So stark war der Zoom nicht.
    Mary-Jane tauchte plötzlich neben ihm auf, das blonde Girl, das partout nicht auf den Bikini verzichten wollte, auch wenn die Sonne noch so heiß vom Himmel brannte. »Was gibt’s denn da zu sehen, Pablo?« wollte sie wissen.
    »Da scheint sich eine mittlere Katastrophe zu ereignen«, murmelte Pablo. »Sie holen die Kugel hoch, aber wie … daß ihnen nicht alles um die Ohren fliegt, ist mir ein Rätsel.«
    Ebenso, wie es ihm ein Rätsel war, daß die Trossen hielten, an denen die Kugel hing. Normalerweise war es Irrsinn, eine Tauchkapsel an ein Seil zu hängen, das nach Contempos Berechnung länger als siebentausend Meter sein mußte. Weit länger. Die gewaltigen Trommeln der vier Haltetrossen, an denen die Kranwinden heulten, nahmen fast den gesamten Schiffsbug ein. Unter normalen Umständen hätten die Stahlseile allein unter ihrem eigenen Gewicht reißen müssen. Oder war das kein Stahl …?
    Das alles herauszufinden, war Pablo Contempo hier draußen. Die Mädchen dienten der Tarnung und dem Vergnügen. Mary-Jane war die einzige, die eisern blieb, und gerade das machte sie für Contempo besonders reizvoll.
    Jetzt tauchten auch die beiden anderen Mädchen auf und wollten wissen, was es da zu sehen gab. Sergei Losnikow stapfte heran. »Was passiert?«
    »Sieh dir das an«, sagte Contempo und reichte das Fernglas weiter. Der bullige Russe spähte zu der Barkentine hinüber. Er murmelte einen Fluch.
    Die Tauchkugel kam hoch, durchbrach mit Schwung die Wasseroberfläche und wurde vom Kran gestoppt. Der gewaltige Drehkranz schwang herum und setzte die Kapsel auf dem Vorderdeck ab. Wasser schäumte heraus. Die Tauchkapsel war zerstört.
    »Da haben sie wohl Pech gehabt, die Jungs«, murmelte der Russe. »Das Ding ist zerdrückt wie ein faules Ei. Na, wer zuviel riskiert …«
    »Alles im Dienst der Wissenschaft«, brummte Contempo. »Hoffen wir, daß keiner da drin war, sonst wird es traurig, sehr traurig für die Angehörigen.«
    Mary-Jane war blaß. »Wie tief mögen sie gewesen sein?«
    Contempo zuckte mit den Schultern. »Tiefer als siebentausend auf jeden Fall«, sagte er. »Die Stahltrossen waren fast abgespult. War mir ohnehin ein Rätsel, wie sie mit der winzigen Kapsel so tief kommen konnten …«
    Er wandte sich ab und verschwand in dem Kabinenaufbau der hochseegängigen Yacht. Nur der Russe sah, daß wenig später
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