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Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen

Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen

Titel: Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen
Autoren: Dan Shocker
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Auch wenn die Sonne schien, der Himmel strahlendblau war und kein
Wölkchen ihn trübte – bot dies keine Gewähr
dafür, daß nicht das Grauen irgendwo lauerte.
    Doch davon ahnten Jennifer Arnes und Percy Morgan nichts.
    Jennifer lief über die Wiese, die von einem morschen Zaun nur
notdürftig begrenzt wurde.
    Das Gelände gehörte noch zur Farm hinter dem
Erdhügel, wo sie vor kurzem mit dem Wagen vorbeigekommen waren,
ehe sie sich dazu entschlossen, sich noch ein wenig die
Füße zu vertreten und einen kleinen Spaziergang durch
diese unberührte natürliche Landschaft zu machen.
    Percy Morgan wollte nach seiner Freundin greifen, als die
plötzlich unter seiner Hand wegtauchte und lachend
davonrannte.
    »Nein – so einfach sollst du’s heute nicht
haben«, rief sie ihm fröhlich zu. »Wenn du etwas bei
mir erreichen willst – dann mußt du mich erst mal
fangen…«
    Leichtfüßig lief Jennifer Arnes dem mit Bäumen und
Büschen bestandenen Hügel zu, hinter dem die schmale,
asphaltierte Straße weiter ins Land führte. Jenseits
dieser Straße, von alten Buchen und Eichen verborgen, stand ein
Farmhaus, errichtet im viktorianischen Stil.
    Es geschah im vollen Sonnenlicht, und Percy Morgan wurde Zeuge
jeder Einzelheit, die sich vor seinen Augen abspielte.
    Jennifer war etwa zehn Schritte von ihm entfernt, ihr luftiges,
weit ausgeschnittenes Kleid lag so eng auf ihrer Haut, daß man
das Spiel ihrer Muskeln verfolgen konnte.
    Ihre langen, festen Schenkel schimmerten durch den dünnen,
beigen Stoff.
    Das schlanke Mädchen aus Ohio bewegte sich flink, mit der
Geschmeidigkeit einer Katze und warf immer wieder mal ihren Kopf
herum, um zu sehen, wie nahe ihr Verfolger schon war.
    Dann lachte sie silberhell. Ihr Lachen drang über die Wiese,
wo sich niemand außer ihnen aufhielt.
    Aus der Ferne hörten sie das Muhen der Rinder, die sich auf
der anderen Seite des bewaldeten Hügels befanden.
    Percy Morgan war in vollem Lauf, als das Ereignis eintrat.
    Jennifer wurde plötzlich durchsichtig! Er gewahrte durch
ihren Leib hindurch Buschwerk und Bäume auf der anderen Seite
der Wiese.
    Dann war das junge Mädchen von einer Sekunde zur anderen
– plötzlich verschwunden!
    Jennifer Arnes existierte nicht mehr. Es schien als hätte sie
sich in Luft aufgelöst.
     
    *
     
    Percy Morgan prallte zurück wie vor einer unsichtbaren
Wand.
    Sein Herzschlag stockte, und kalter Schweiß trat auf seine
Stirn.
    »Jenny?« fragte er mit belegter, ungläubig
klingender Stimme. »Hallo – Jenny… was ist denn jetzt
los? Wo bist du?«
    Einige Sekunden war er so verwirrt und ratlos, daß er nicht
wußte, was er von der ganzen Sache halten sollte.
    Dann ging es wie ein Ruck durch seinen Körper.
    Morgan stolperte nach vorn. Mit weit aufgerissenen, fiebrig
glänzenden Augen suchte er die Stelle ab, wo vor wenigen
Sekunden noch seine Freundin Jennifer sich befand.
    Es gab nur eine einzige Erklärung: im Boden befand sich ein
Loch, in das sie gefallen war. Aber kein Schrei war über ihre
Lippen gekommen.
    Percy Morgan tastete den Boden ab. Er war fest und feucht, und
nirgends gab es einen Anhaltspunkt dafür, daß er sich vor
den Füßen seiner Freundin geöffnet und dann wieder
geschlossen hatte.
    Das Mysterium wurde immer größer…
    Morgan schluckte trocken.
    So etwas kann es doch nicht geben! Ein Mensch aus Fleisch und Blut
konnte sich nicht einfach in Luft auflösen…
    Nervös blickte er in die Runde. Er wollte nicht glauben, was
er gesehen hatte, obwohl sich doch alles direkt vor seinen Augen
abspielte.
    Eine Halluzination?
    Nein!
    Er verwarf diesen Gedanken ebenso schnell wieder, wie er ihm
gekommen war. Wenn alles nur eine Halluzination gewesen wäre,
stünde Jennifer jetzt noch vor ihm.
    Er rief mehrere Male den Namen der Freundin, und es verging eine
halbe Stunde, eine ganze, ehe er begriff, daß es sich hier um
ein schreckliches Phänomen handelte, von dem er in diversen
Zeitungen schon gelesen hatte, das er jedoch nie in den Bereich des
möglichen gezogen hatte.
    Niemand sprach darüber, und doch schienen es viele Menschen
zu wissen.
    Es gab immer wieder Fälle, wo Personen aus einem
unerfindlichen Grund vor den Augen anderer oder auf geheimnisvolle
Weise unerkannt verschwanden, daß sie gewissermaßen in
ein anderes Universum fielen, ohne daß man sie jemals von dort
hatte zurückholen können.
    Der Gedanke an einen solch schrecklichen Vorfall erfüllte ihn
mit Grauen.
    Menschen und Dinge verschwanden auf rätselhafte Weise,
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