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Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen

Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen

Titel: Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen
Autoren: Dan Shocker
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ich
muß Ihnen etwas sagen, was nicht minder phantastisch
klingt«, entgegnete darauf Sheriff Smithson. Man sah ihm an,
daß er sich Mühe gab, die Dinge so einfach wie
möglich in Worte zu kleiden. Eindeutig kam heraus, daß er
schon mehr als einmal mit solch merkwürdigen Vorfällen
konfrontiert worden war, und daß er sie ernst nahm.
»Nachdem damals die Sache mit Goldie geschah – die Tochter
der Lindons – habe ich angefangen, gewisse Phänomene, von
denen ich zuvor nur flüchtig gehört oder gelesen hatte,
etwas genauer unter die Lupe und vor allem ernster zu nehmen. Dabei
machte ich einige erstaunliche Feststellungen. Es gab in vielen
Polizeiakten tatsächlich Hinweise darauf, daß Menschen
ohne ersichtlichen Grund, ohne daß man je eine Spur wieder von
ihnen fand, untertauchten. Es verschwanden Menschen aus Wohnungen
oder verschlossenen Fahrzeugen. In einem Fall gab es sogar das
Rätsel, daß aus einer gesicherten Gefängniszelle ein
Häftling entkam, ohne daß die Zelle die geringste Spur
eines Ausbruchsversuchs zeigte. Aber es gibt auch andere Fälle,
wie ich vorhin andeutete. Da gehen Menschen plötzlich in einen
Park oder vor einem auf der Straße spazieren, und mit einem Mal
sind sie weg. Wie bei Ihrer Freundin Jennifer Arnes. Aber sie
rutschen – um es mal so zu bezeichnen – nicht in ein
anderes Universum, sondern tauchen in der nächsten Sekunde
– allen Naturgesetzen zum Trotz – hundert oder gar tausend
Meilen von ihrem letzten Standort entfernt, wieder auf.«
    »Aber – das gibt es doch nicht!« entfuhr es Percy
Morgan.
    Floyd Smithson lächelte gedankenverloren. »Ja«,
sagte er betont langsam. »Man möchte wohl meinen, daß
es so etwas nicht gibt. Und doch ließ sich nachher
rekonstruieren, daß diejenige Person, der so etwas
zugestoßen war, ohne ersichtlichen Grund an jenen anderen Ort
gelangte und wochen- oder monatelang verschollen blieb, ehe sie
wieder in ihrer Heimatstadt auftauchte, ohne sagen zu können, wo
sie die vergangenen Wochen oder Monate gewesen war. Eine große
Gedächtnislücke klafft. Dies macht es so schwierig, die
Wege zurückzuverfolgen, die jene unglücklichen Opfer in der
Zeit ihres Verschwindens gegangen sind.«
    All diese Dinge waren nicht dazu angetan, Percy Morgans Stimmung
zu heben. Zum ersten Mal in seinem Leben wurde er mit einem
Phänomen konfrontiert, das nicht in sein Weltbild
paßte.
    Sheriff Floyd Smithson blies die Suchaktion schließlich ab
und zog sich mit den Beteiligten von der Wiese zurück.
    Percy Morgan hielt sich auf Einladung von Bruce und Betty Lindon
noch auf der abgelegenen Farm auf.
    Betty Lindon, die Frau, die ihm am späten Nachmittag die
Tür geöffnet hatte, kam nicht umhin, von ihrer Tochter
Goldie zu erzählen.
    Die Farmersfrau führte den Gast sogar in das Zimmer, das von
der Zwölfjährigen bis zu ihrem geheimnisvollen Verschwinden
bewohnt wurde.
    Der Raum war noch eingerichtet, wie Goldie ihn verließ, um
jeden Augenblick wieder Besitz von ihm zu ergreifen.
    Spielsachen lagen herum – vor allem viele Puppen, die in Reih
und Glied auf einer Bank neben dem Fenster hockten, eine
Puppenküche, die bis ins Detail eingerichtet war, und
Bücher und Comichefte auf Tisch und Stühlen, als hätte
Goldie in mehreren Exemplaren gleichzeitig geblättert.
    Betty Lindon seufzte. »Es ist alles so wie in der Stunde, als
sie das Haus verließ. Hier oben wird regelmäßig
gesäubert und nichts verändert. Sollte sie mal
zurückkommen – wird sie alles so vorfinden, wie sie es
verlassen hat.«
    Die Worte der Frau waren zum Schluß sehr traurig und immer
leiser geworden, in ihren Augen schimmerte es feucht.
    Ruckartig wandte sie den Kopf, löschte das Licht im Zimmer
und ging Percy Morgan die Stufen nach unten voran.
    Sie lud den Mann aus Ohio zum Nachtessen ein und machte ihm sogar
den Vorschlag hier im Haus zu übernachten, wenn er sich
außerstande fühle, nach Baltimore weiterzufahren, was sie
nur zu gut verstehen könne.
    »Und vielleicht gibt es morgen auch schon weitere
Neuigkeiten«, meinte sie, während sie die Suppe aus dem
Topf nahm, der mitten auf dem klobigen Tisch im Eßzimmer stand,
wo inzwischen der Rest der Familie – bestehend aus Bruce Lindon,
einem Bruder und dessen Frau, einem sechzehnjährigen jungen Mann
und zwei kleinen blonden Mädchen mit Sommersprossen – sich
inzwischen eingefunden hatte.
    Betty Lindon sagte dies mit einer gewissen Hoffnung in der
Stimme.
    Eigenartigerweise fühlte sich Percy Morgan
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