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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz
Autoren: Anja Bagus
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Verwandten, frei tun lassen würde, was ihr in den Leicht-Sinn käme? Annabelle war so wütend, dass ihr Tränen in die Augen schossen. Sie hoffte, dass der Anwalt glauben würde, es seien Tränen um ihren Vater. Aber ihr Vater war nicht tot! Das konnte einfach nicht sein. Sie nahm ein Taschentuch und tupfte sich die Augen.
    Der Anwalt beugte sich vor und sagte beruhigend: „Liebes Fräulein Rosenherz, es fällt mir so schwer wie Ihnen, über das mögliche Ableben ihres Vaters nachzudenken. Professor Rosenherz wird eine Lücke hinterlassen, die nicht viele Männer schließen könnten. Sie können wahrhaft stolz auf ihn sein.“
    Was redete der da? Niemand würde ihren Vater ersetzen können! Und was wusste dieser Mann schon? Peter Falkenberg hatte erst kurz vor dem Verschwinden ihres Vaters die Geschäfte übernommen. Der Anwalt, dem sie jahrelang vertraut hatte, war verstorben und aus für Annabelle unerfindlichen Gründen hatte ihr Vater sich für diesen bornierten Schaumschläger entschieden. Aber ein Wutausbruch kam jetzt nicht infrage. So versteckte sie sich noch kurz hinter ihrem Taschentuch und nickte dann.
    „ Welche Bedingung wäre das?“
    „ Ich würde mir vorbehalten, die Sammlung Ihres Vaters zu einer Stiftung zu machen.“
     
    * * *
     
    Frau Barbara machte sich Sorgen. Während sie in der Küche auf den Hefeteig für die Dampfnudeln einschlug, musste sie sich immer wieder die Nase am Ärmel abwischen, weil sie die Tränen nicht unterdrücken konnte. Das arme Fräulein Annabelle! Wenn sie doch nur endlich jemanden finden würde, der sich um sie kümmerte! Wie gut, dass der Herr Falkenberg sich so anstrengte, aber Frau Barbara wünschte sich einen starken Mann an Annabelles Seite.
    Dass der Herr Professor sich einfach so aus dem Staub gemacht hatte! Peng, knallte der Hefeteig auf die Arbeitsfläche. Sie hatte mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln so gut gewirtschaftet, wie es eben ging, aber nun ging so langsam das Bargeld aus. Peng, die Krämerin hatte sie heute Morgen verdächtig lange angeschaut, bevor sie die Einkäufe angeschrieben hatte. Peng, was sollten sie nur tun, wenn die letzte Mark ausgegeben war? Es musste eine Lösung geben, es ging doch nicht, das das Mädchen trotz des Reichtums ihres Vaters verhungern sollte, nur weil sie noch nicht verheiratet war!
    Frau Barbara verschwendete keinen Gedanken an ihr eigenes Schicksal. Seit sie vor fünfzehn Jahren in den Haushalt gekommen war, eine verwilderte Siebenjährige und einen von allem weltlichen fernen Vater vorgefunden hatte, war ihr zum Nachdenken nicht viel Zeit geblieben. Das arme Kind hatte seine Mutter nie kennengelernt, diese war bei ihrer Geburt gestorben. Die Kindermädchen genügten entweder dem Professor nicht, oder sie machten das unkonventionelle Leben im Hause Rosenherz nicht lange mit. Frau Barbara hatte den Haushalt organisiert und das Kind aufgezogen. Annabelle liebte sie, der Professor hatte ihr irgendwann blind vertraut, und sie hatte dieses Vertrauen nie enttäuscht. Sie war sich bewusst, dass Außenstehende die Stirne runzelten über die Vorgänge im Hause Rosenherz, aber sie verteidigte ihre Schützlinge wie eine Löwin.
    Wie sehr hatte sie gehofft, dass der Professor wieder eine Frau finden würde, aber er hatte seine Nase nur in Büchern oder war auf Reisen. Nun war er seit einem Jahr verschwunden. Er war schon früher lange weg gewesen, aber so lange nie, und er hatte sich immer gemeldet. Aber nach zwölf Monaten ohne ein Telefonat, Telegramm, einen Brief oder eine Postkarte wusste sie auch nicht mehr, was sie denken sollte.
    Frau Barbara nahm schniefend ein Messer und teilte den Hefeteig in acht Stücke. Diese legte sie auf ein bemehltes Brett und deckte es mit einem Küchentuch zu. An einem warmen Ort sollten die Teigstücke aufgehen. Annabelle liebte Dampfnudeln. Mit Apfelkompott. Sie nahm ein Messer und begann die Äpfel zu schälen.
     
    * * *
     
    „ Eine Stiftung?“, fragte Annabelle ungläubig.
    „ Ja“, bestätigte der Anwalt und stand auf. Er ging an der Terrassentür auf und ab, während er dozierte: “Sie werden selbstverständlich als Destinatär eingerichtet. Und wenn Sie darauf bestehen, könnten Sie auch im Vorstand sitzen. Aber das ist eine sehr trockene und langweilige Aufgabe für eine junge Frau. Wenn Sie erst monatlich eine gewisse Summe bekommen, müssen Sie sich nicht mehr um solche Formalitäten kümmern. Sie könnten dann tun und lassen, was Sie möchten. Sie haben ja
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