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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz
Autoren: Anja Bagus
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Annabelle die Bibliothek.
    „ Guten Tag, Herr Falkenberg“, begrüßte sie den Anwalt Peter Falkenberg, der es sich im ledernen Sessel ihres Vaters mit einer Pfeife und einer Tasse Kaffee gemütlich gemacht hatte.
    Er stand auf um sie zu begrüßen: „ Guten Tag, verehrtes Fräulein Rosenherz“, sagte er, und nahm ihre Erscheinung mit einem gefälligen Nicken zur Kenntnis. Annabelle konnte es kaum ertragen, den Mann wieder in den Sessel des Professors sinken zu sehen. Dieser Platz war nicht für Besucher! Sie setzte sich ihm gegenüber und faltete die Hände im Schoss. Die Uhr auf dem Kaminsims tickte, während Herr Falkenberg ruhig einen Schluck seines Kaffees nahm und die Tasse dann klirrend wegstellte. Annabelle riss sich zusammen und wartete geduldig, obwohl es in ihr brodelte.
    Dieser eingebildete, arrogante, bornierte Rechtsververdreher, dieses lange, dünne Exemplar Mann, das sich sicher einbildete mit seinem gewachsten und gedrehten Schnurrbart und dem verschluckten Stock wäre er das Ebenbild eines respektablen Mannes mittleren Alters ...
    „ Fräulein Rosenherz“, räusperte sich der Anwalt gewichtig.
    „ Ja?“
    „ Es wird Zeit, endlich eine Lösung für Ihre unglückliche Situation zu finden.“
    Sie nickte: „Das wäre ja wunderbar!“
    „ Ja, in der Tat.“ Wieder machte der Mann eine lange, bedeutungsschwangere Pause. „Wissen Sie, es fällt mir nicht leicht, aber als Anwalt bin ich für solche Angelegenheiten zuständig. Auch und gerade für die unangenehmen Dinge.“
    Annabelle fühlte Hitze aufsteigen und konnte sich kaum noch beherrschen, still sitzen zu bleiben. Warum rückte er nicht endlich mit der Sprache heraus?
    „ Herr Falkenberg“, begann sie, nur um sofort unterbrochen zu werden.
    „ Ich fasse einmal die Fakten zusammen: Ihre Mutter ist bei Ihrer Geburt gestorben. Ihr Vater ist seit mehr als einem Jahr verschwunden. Sie haben keine nahen Verwandten, die sich um Sie kümmern. Nach der gegebenen Gesetzeslage können Sie als unverheiratete junge Frau nicht so einfach frei über das Vermögen ihres Vaters verfügen. Ich mache meine Arbeit wirklich gern, aber es wäre alles leichter, wenn Sie nicht jede Ausgabe mit mir absprechen müssten. Das macht das Leben für Sie sicher schwierig.”
    Nein, es war für sie nicht leicht, vom Wohlwollen eines ihr eigentlich fremden Mannes abhängig zu sein. Er schien doch ein wenig zu verstehen, wie es ihr ging.
    “ Haben Sie denn vor in nächster Zeit zu heiraten?”, fragte er und klopfte seine Pfeife aus.
    Annabelle schüttelte den Kopf. Sie wusste, dass der Anwalt die Frage nicht so meinte, aber sie musste fast lachen: Der einzige Mann, der infrage käme, wäre Hans Zoller, und der schied auf jeden Fall aus!
    Peter Falkenberg nickte und fuhr fort: “Es ist jetzt ein Jahr vergangen in dem wir nichts von Professor Rosenherz gehört haben, und wir haben allen Grund zur Annahme, dass etwas Schlimmes passiert ist. Wir alle wissen, dass die Forschungen Ihres Vaters nicht ungefährlich waren, und er sich im Lauf der Jahre auch einige Feinde mit seinen unkonventionellen Meinungen gemacht hat. So unangenehm das für Sie auch sein dürfte, ich bitte Sie, darüber nachzudenken, Ihren Vater für tot erklären zu lassen.“
    „ Niemals.“ Das war undenkbar.
    „ Aber dann würden Sie alles erben.“
    Annabelle versuchte, diese Aussage rational zu erfassen. Sie würde endlich selbst entscheiden können, was mit der umfangreichen Sammlung von archäologischen und kunsthistorischen Schätzen passieren würde, mit den Immobilien und dem Vermögen, welches ihr Vater im Laufe der Jahre verdient hatte. Sie würde frei entscheiden können, womit sie ihren Lebensunterhalt verdienen, wo und wie sie leben würde. Bisher war ihr das verwehrt gewesen.
    Peter Falkenberg hatte sie genau beobachtet und erklärte: „Es würde selbstverständlich ein Verfahren geben. Der Antrag muss vor Gericht genau geprüft werden. Wir müssten bezeugen, dass es genug Grund zu dem Verdacht gäbe, Ihr Vater wäre während einer seiner halsbrecherischen Expeditionen zu Tode gekommen. Ich habe diese Option durchdacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich unter einer Bedingung zustimmen würde.“ Er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände vor der Brust.
    Annabelles Herz klopfte wild. Natürlich würde es eine Bedingung geben! Wie hatte sie hoffen können, dass man sie, eine junge alleinstehende Frau, ohne Aussicht auf baldige Verheiratung und ohne Unterstützung von
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