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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz
Autoren: Anja Bagus
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angeregt, und Karl war begeistert gewesen – bis ihm klar wurde, welche Rolle er dabei spielen sollte.
    Neben Naumann stand der Major Götz, der sich bei der Neuordnung des Adlerhorstes als stabiler und loyaler Partner gezeigt hatte. Obwohl sie sich nicht unter den glücklichsten Umständen kennengelernt hatten, verstand Karl dennoch, dass Götz nur Befehle ausgeführt hatte. Und diejenigen Angestellten des Adlerhorstes, die nicht auf der Lohnliste des Verbrecherduos gestanden hatten, kannten ihn als guten Kommandanten.
    Da standen die Falkenbergs, Peter und Margarethe, beide sehr stolz und glücklich. Margarethe weinte lächelnd und hielt sich am Arm ihres Mannes fest. Ihr ausladender Hut mit den blau gefärbten Straußenfedern verschaffte ihr etwas Abstand zu den Umstehenden.
    Ganz schlicht und klein dagegen Frau Barbara. Sie hatte sich dem Ereignis entsprechend hübsch gemacht und tupfte sich nun auch mit einem blütenweißen Taschentuch die Augen. Neben ihr stand die Krankenschwester, die Burger noch immer in seinen Diensten hatte. Die alte Hausdame hatte die Aufregungen um Annabelle immer noch nicht ganz verkraftet und litt unter Schwächeanfällen.
    Johanna Winkler hatte ein für sie schlichtes Kleid an, in einem leichten Kirschrot und ganz schmal geschnitten. Sie konnte es sich leisten, ihre kleine zarte Figur war an den entsprechenden Stellen wohl gerundet, und ihre Wangen leuchteten in der gleichen Farbe wie ihr Kleid. Selbstverständlich passte auch der Hut genau dazu, über und über mit Kirschblüten besetzt, prachtvoll und zart wie die Originale, die in den Gärten gerade blühten. Sie bekam viele bewundernde Blicke, aber ihr Lächeln galt nur einem.
    Friedrich Falkenberg – schneidig in seiner brandneuen Uniform. Frisch zum Oberleutnant befördert, war er der Zugführer der Truppe Jäger, die dem Amt als Exekutive zugeteilt worden waren. An seiner grünen Uniformjacke blitzten zwei Reihen goldener Knöpfe, die graue Hose hatte gelbe Seitenstreifen und die kniehohen Stiefel waren makellos blank gewienert. An seinem Revers prangte auch der Karl-Friedrich Verdienstorden, eine Ehrenmedaille, die ihm vom Großherzog verliehen worden war.
    Und schließlich Paul und Annabelle. Eine Welle der Dankbarkeit überflutete Karl Burger, als er sein Patenkind so gesund und glücklich neben ihrem Verlobten stehen sah. Sie lächelte ihn an, aber er merkte, dass sie mit ihren Gedanken weit weg war. Der Frühlingswind riss an ihrem Hut, der passend zu dem lindgrünen Kleid gefertigt war. Sie hielt die Krempe mit einer Hand fest, der linken, die wie immer in einem ellenbogenlangen Handschuh verborgen war. Einige Strähnen hatten sich aus ihrer Frisur gelöst und wehten mit den grünen Federn um die Wette. Sie war bezaubernd und Karl fühlte Bedauern, das ihr Vater jetzt nicht hier war.
    Daher ruhte sein Blick zuletzt auf Paul, der heute wieder seinem verschollenen Freund sehr ähnlich sah. Der junge Mann hatte aber eine ruhige Intensität, die sich mehr auf seine Umwelt richtete – der introvertierte Christian Sebastian Rosenherz hätte es fertiggebracht, bei einer solchen Veranstaltung heimlich ein Buch zu lesen, statt zu feiern. In einen tadellos geschneiderten Anzug gekleidet, einem passenden Fedora auf dem braunen Haar (auch Burgers Lieblingshut, wenn er nicht gerade seinen speckigen Lederexpeditionshut tragen konnte) und dem ruhigen Selbstbewusstsein eines Mannes, der weiß, wo er steht, war Paul Falkenberg angekommen. Angekommen am Anfang eines weiten und interessanten Weges, den er zusammen mit Annabelle gehen konnte. Der Gedanke, dass Paul und Annabelle nun für ihn arbeiten würden, und sich so eine komplizierte Geschichte zum Guten wendete, war das Einzige, was Karl Burger davon abhielt, sich nicht klammheimlich aus der Hintertür zu schleichen und mit dem Luftschiff seines verschollenen Freundes davon zu segeln.
    Aber so war es gekommen, dass die “Christian Sebastian Rosenherz Stiftung“ gegründet worden war, um eine Auffangsstätte für die Opfer des Æthers zu schaffen. Annabelle fand “Opfer“ zwar ein furchtbares Wort, aber man kümmerte sich zunächst um Ausgestoßene, verwaiste Kinder, um Veränderte, die mit ihrer neuen Lebenssituation nicht klarkamen. Es war eine umfangreiche Aufgabe und es würde nicht leicht werden. Gleichzeitig würde man hier in diesem neuen Amt endlich die Forschungen über den Æther zusammenführen, und sich auch um Schadensbegrenzung bemühen.
    Mithilfe der Droge
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