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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz
Autoren: Anja Bagus
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allerdings eine Behandlung hatte zuteilwerden lassen, würden sie wahrscheinlich nur von ihm selbst erfahren.
    „ Georg wurde wütend. Es war unglaublich!“ Georg – das war wohl der Geflügelte. Schwester Ina kam jetzt richtig in Fahrt. Sie berichtete, dass Georg seinem Bruder das Bündel entrissen habe und einfach an den Wachen vorbei aus dem Raum gegangen war.
    „ Niemand konnte auf ihn schießen oder ihn aufhalten! Er strahlte so etwas aus, man wollte nicht, es ging einfach nicht, man wollte ihm nur folgen oder sich zur Ruhe legen.“
    Ja, so eine Empfindung hatte der Geflügelte ausgestrahlt: Frieden.
    „ Diese blutigen Tränen, was war das?“, fragte Annabelle nach.
    „ Nun, immer wenn etwas ihn verstörte, dann weinte er. Wir hatten die Anweisung, seine Tränen nicht zu berühren. Die Taschentücher, die er zum Wegwischen bekam, mussten wir immer mit Handschuhen wegräumen. Wir mussten überhaupt immer mit Schutzkleidung arbeiten, niemand durfte ihn anfassen.“
    Annabelle atmete laut: “Das ist es Paul: die Tränen! »Herzblut«, die blutigen Tränen seines Bruders, das muss der Stoff in den Pralinen sein!“
    Paul nickte erschüttert. Es klang so grausam, aber es war eine mögliche Erklärung.
    „ Hat der Herr Hartmann seinen Bruder oft besucht?“
    Schwester Ina nickte: “Und danach war der Arme immer lange untröstlich. Aber wir konnten es nicht verhindern. Er hatte das Sagen.“
    Es entstand eine Stille. Alle dachten über die Erkenntnisse nach.
    „ Wo ist er jetzt?“, fragte Schwester Ina.
    „ Das weiß niemand. Aber er hat seinen Bruder und seine Schwester bei sich.“
    „ Er war wie ein Engel“, schwärmte die junge Frau. „So wunderschön und traurig. Er hat mir einmal gesagt, er leide an den Menschen. Eigentlich sagte er, er leide für die Menschen. Wie Jesus. Das machte mich immer sehr traurig.“
    „ Er hat sich mit Jesus verglichen?“, fragte Paul.
    Die Krankenschwester schüttelte den Kopf: “Nein, ich habe das getan. Er hätte so etwas nie gesagt.“
    „ Ich danke Ihnen“, sagte Annabelle erschöpft. Die Krankenschwester wünschte ihr noch alles Gute und verließ dann den Raum.
    Annabelle sah Paul an. Er sah schlecht aus, hatte tiefe Schatten unter den geröteten Augen, seine Haare waren zerzaust, sein Hemd falsch geknöpft und er hatte sich lange nicht mehr rasiert. Sie hob die Hand und streckte sie nach ihm aus.
    Er beugte sich zu ihr hinunter und sie berührte seine kratzige Wange. Er suchte besorgt in ihren Augen nach ihrem Bedürfnis. Sie berührte seine Haare und legte schließlich ihre Hand auf seinen Hinterkopf um ihn weiter zu sich herunter zu ziehen.
    „ Küss mich, du Dummkopf“, flüsterte sie. Er kam ihrer Aufforderung gerne nach. Seine Lippen berührten die Ihren sanft, aber sie wollte mehr, sie wollte ihn spüren, seine Leidenschaft, damit sie wusste, dass sie ihn nicht verloren hatte. Der Kuss erfüllte ihr Bedürfnis vollständig, und als er zu Ende war, seufzte sie und schlief beruhigt ein.
     
    * * *
     
    Die Versuchung war groß, aber Burger widerstand ihr. Er fuhr mit dem Luftschiff wieder zurück zu dem Hangar in Iffezheim, anstatt einfach Kurs auf ein fernes Land zu nehmen. Eine steile Falte stand über seiner Nasenwurzel, er stritt mit sich selbst und schalt sich einen Tor. Aber im Moment fühlte er sich wie ein Tier, das bemerkt, das es in eine Falle läuft. Er könnte noch umdrehen und fliehen, aber er befürchtete, dass er zu viel zu verlieren hatte. Und wenn er ganz ehrlich war, dann war die Falle doch schon längst zugeschnappt, er war nur den Gittern gegenüber blind gewesen.
    Er sah sich auf der Brücke um: messing- und kupferfarbene Armaturen, rötlich braunes glänzend poliertes Holz, ein grün gepolsterter Kapitänssessel, der einem eine großartigen Blick über die Schnauze des Delfins präsentierte. Das Wummern der Maschinen unter den Füßen, die Geräusche der geschäftigen Mannschaft, gemurmelte Befehle und über sich der weite Himmel: War das nicht ein paar Verpflichtungen wert?
    War er zu alt, um ein Kapitänspatent zu erwerben? Er setzte sich und fühlte sich am richtigen Platz. Er würde es wagen. Vielleicht war er nur ein alter Esel, aber es war ihm egal.

Kapitel 17
     
    Vier Wochen später war ihm klar, das er besser daran tat, einen guten Kapitän einzustellen. Das von Christian Sebastian Rosenherz gebaute Schiff war eine Fundgrube an rätselhaften Apparaten und es würde noch lange dauern, bis er mit Hilfe von anderen
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