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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz
Autoren: Anja Bagus
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losgeschickt werden. Veranlassen Sie das“, befahl er einem seiner Adjutanten.
    „ Und Sie“, wandte er sich an Dr. Burger, „Sie schaffen Ihr Schiff da weg. Bevor noch eins explodiert.“
    Burger stand müde auf und sah Friedrich an. Der schüttelte den Kopf: “Ich gehe mal nach Paul sehen.“
    „ Ja, ich begleite dich.“
     
    Auf ein Klopfen bekamen sie keine Antwort, aber als Friedrich leise die Tür öffnete, fand er seinen Bruder wach.
    „ Wie geht es ihr?“, fragte er.
    Paul schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Der Arzt sagt, sie ist total erschöpft und hat eine leichte Gehirnerschütterung, aber sonst ist nichts zu erkennen.“
    Sie sahen sich schweigend eine Weile an. Es gab viel zu sagen, aber jetzt war nicht der Zeitpunkt dafür.
    „ Sie hat Hartmann fast getötet“, erklärte Paul und erzählte Friedrich von dem Vorfall auf der Brücke des Greifenschiffs.
    Friedrich war ungläubig. Sie schwiegen wieder eine Weile. Die Ruhe in dem Zimmer war unwirklich. Vom Gang hörte man viele Stimmen und schnelle Schritte, die hin und her liefen.
    „ Wir müssen wohl abwarten“, sagte Friedrich schließlich und stand auf, bevor er zu müde wurde.
    „ Warte“, sagte Paul und griff ihn am Arm. „Du musst mir einen Gefallen tun.“
    Friedrich grinste schief: “Du springst deiner verrückten Verlobten hinterher auf ein feindliches Kriegsschiff, lässt mich einfach allein stehen, und jetzt soll ich dir noch einen Gefallen tun?“
    Paul war aber nicht nach Scherzen zumute. „Ich konnte sie doch nicht ...“
    „ Schon gut, großer Bruder. Ich hätte wahrscheinlich genauso gehandelt. Was soll ich nun für dich tun?“
    Paul erklärte ihm, dass er glaubte, die Geode könnte Annabelle helfen. Friedrich versprach, sie so schnell wie möglich zu ihnen zu schicken.
    “ Komm, trink einen Kaffee mit mir. Karl wird auf sie aufpassen.”
     
    Burger betrachtete sein schlafendes Patenkind. Er mochte diese Bezeichnung eigentlich nicht. Ein Pate war für die christliche Erziehung des Kindes verantwortlich. Karl war nie ein guter Christ gewesen, schon gar nicht, als ihm klar wurde, dass er Männer liebte. Es war ihm nicht möglich gewesen, die Institution Kirche und ihre Bediensteten mit seinem Leben zu verbinden. Er hatte mit Christian Sebastian auch zu viel über verschiedene Religionen erfahren, um ein guter Ratgeber in solchen Dingen zu sein.
    Jetzt fragte er sich gerade, ob er einen Fehler gemacht hatte. Er hatte das letzte Mal eine Kirche für einen Gottesdienst betreten, als Annabelle getauft wurde. Christian Sebastian hatte damit einer der letzten Wünsche seiner Frau erfüllt. Damals hatte Karl Annabelle im Arm gehabt und sie hatte ihn mit ihren noch blauen Babyaugen angeschaut, als er sie für den Segen über das Taufbecken gehalten hatte. Und er hatte sich damals wie heute gewünscht, dass es wirklich eine größere Macht gäbe, deren Schutz man sich anvertrauen könnte.
    Paul hatte ihm erzählt, was Annabelle mit ihrer Hand getan hatte. War es vermessen gewesen zu hoffen, dass ihre Veränderung nur gut sein könnte? Paul hatte gesagt, sie habe ihn geheilt – und nun schien es, als könne sie umgekehrt auch Schaden zufügen.
    Sollte er sie schnell außer Landes bringen? Er könnte sie hier und jetzt aufnehmen, zum Schiff tragen und einfach weg fliegen. Irgendwo hin, wo es niemanden interessierte, was sie mit der Hand machte. Die Versuchung war gewaltig.
    Die Tür öffnete sich und Paul trat wieder ein. Als Karl Burger ihn sah, wusste er, dass es nicht möglich war, was er sich gerade gewünscht hatte. Dieser junge Mann hier sorgte sich genauso um Annabelle wie er, hatte alles für sie riskiert, seine Stellung, seine Familie, sein Leben. Burger konnte nicht allein über Annabelles Zukunft entscheiden.
    Er stand auf und umarmte den jungen Mann fest. Dann verließ er den Raum. Sie war in guten Händen.
     
    * * *
     
    Annabelle hörte zuerst nur Rauschen. In dem Rauschen war ein schneller Rhythmus, ein dumpfes Pochen, gleichmäßig und beruhigend. Sie wollte ihre Augen nicht öffnen und lauschte eine ganze Weile ängstlich in sich hinein. Aber es war nur ihr Herz, das unermüdlich schlug. Ein Gefühl des Friedens durchflutete sie, es war warm, ruhig und still.
    Das dauerte allerdings nicht lang. Nach und nach wachte sie ganz auf und bemerkte ihren Körper. Sie musste auf die Toilette. Sie hatte Durst und Hunger. Sie hatte Kopfschmerzen. Ihr linke Hand fühlte sich nicht gut an. Sie
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