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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition)
Autoren: Carl Hiaasen
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1. KAPITEL
     
    Am Abend des 6. September, dem Tag vor Paul Gubers Hochzeit, schleppten seine Freunde ihn zu einer Junggesellenparty in einen Stripteaseschuppen in der Nähe von Fort Lauderdale. Der Club trug den Namen Eager Beaver und war im ganzen Bezirk berühmt für seine üppigen Nackttänzerinnen und verwässerten Rumcocktails. Gegen Mitternacht war Paul Guber sehr betrunken und hatte sich hoffnungslos in acht oder neun der Stripperinnen verliebt. Für zwanzig Dollar setzten sie sich auf Pauls Schoß und ließen ihn an ihren betörend duftenden Busen knabbern. Er war der glücklichste Mensch auf diesem Planeten.
    Pauls Freunde machten weiterhin ihre derben Späße, krakeelten wie besessen herum und spritzten Sekt auf die Bühne. Anfangs störte es die Tänzerinnen, besprüht zu werden, doch dann wurden sie von der Zügellosigkeit der Feier angesteckt. Feuchtglänzend imitierten sie eine lachende Revuetanztruppe und schmissen die Beine zu einem alten Bob-Seger-Titel in die Luft. Sekttropfen funkelten unschuldig zwischen ihren Schamhaaren. Paul Guber und seine Kumpels brüllten sich heiser vor Lust.
    Gegen halb drei sagte ein furchteinflößend aussehender Rausschmeißer die letzte Runde an. Während Pauls Freunde ihre Barschaft zusammenwarfen, um die schwindelerregende Rechnung zu bezahlen, kroch Paul heimlich, still und leise auf die Bühne und hängte sich an eine der Schaustellerinnen. Zu betrunken, um gerade zu stehen, balancierte er auf den Knien und umarmte leidenschaftlich die Frau in Höhe ihrer nackten Taille. Sie lächelte gutmütig und bewegte sich weiter im Rhythmus der Musik. Paul klammerte sich an sie wie ein ertrinkender Seemann. Er preßte seine Wange gegen ihren sonnengebräunten Bauch und schloß die Augen. Die Tänzerin, sie hieß Erin, strich über Pauls Haar und riet ihm, nach Hause zu gehen, Schätzchen, schlaf dich lieber noch mal aus vor deinem großen Tag.
    Ein Mann brüllte, Paul solle von der Bühne verschwinden, und Pauls Freunde nahmen an, es wäre der Rausschmeißer. In dem Club gab es strenge Regeln, was das Gratisanfassen der Tänzerinnen betraf. Paul Guber selbst hörte die Warnung nicht – er schien vor Seligkeit in ein Koma gefallen zu sein. Sein bester Freund, Richard, mit dem Paul sich ein Büro in der Brokerfirma teilte, holte eine Kamera hervor und begann Fotos von Paul und der nackten Frau zu schießen. Erpressung, verkündete er scherzhaft. Zahl, oder ich schicke diese Schnappschüsse deiner Schwiegermutter in spe! Jeder im Club schien seinen Spaß zu haben. Deshalb waren Pauls Freunde auch so geschockt, als ein Fremder auf die Bühne sprang und begann, mit einer leeren Sektflasche auf ihn einzudreschen.
    Drei, vier, fünf wuchtige Schläge auf den Kopf, und Paul Guber wollte noch immer nicht die Tänzerin loslassen, die sich alle Mühe gab, nicht auch noch von den Schlägen getroffen zu werden. Der Mann mit der Flasche war groß und massig und trug einen teuren Anzug. Sein Haar war silbergrau, allerdings war sein buschiger Schnurrbart schwarz und irgendwie schief. Keiner der Teilnehmer an Paul Gubers Junggesellenparty erkannte ihn.
    Rasselnde schmatzende Laute drangen aus der Kehle des Mannes, während er auf dem Schädel des Börsenmaklers herumprügelte. Der Rausschmeißer kam in dem Moment auf die Bühne, als die Sektflasche zerschellte. Er packte den silberhaarigen Mann unter den Armen und schickte sich an, ihn auf eine Art und Weise von der Bühne zu werfen, bei der auch größere Knochen hätten brechen können. Aber der Rausschmeißer war aufmerksam genug zu bemerken, daß der Silberhaarige einen Begleiter hatte, und dieser Begleiter trug eine Pistole, die möglicherweise sogar geladen war. Da er den Produkten von Colt Industries hohen Respekt entgegenbrachte, ließ der Rausschmeißer vorsichtshalber den silberhaarigen Mann frei und gestattete ihm, zusammen mit seinem bewaffneten Freund aus dem Club zu flüchten.
    Erstaunlicherweise fiel Paul Guber nicht um. Die Sanitäter mußten mit Gewalt seine Finger vom Gesäß der Tänzerin lösen, ehe sie ihn ins Krankenhaus brachten. Im Wartezimmer der Unfallstation tranken seine besorgten Freunde Kaffee und strickten eine Geschichte für Pauls Verlobte zusammen.
    Als die Polizei eintraf, war der Gastraum des Eager Beaver leer. Der Rausschmeißer, der Blut vom Bühnenboden aufwischte, beteuerte, er habe nichts gesehen. Die Cops waren sichtbar enttäuscht, daß die nackten Frauen schon nach Hause gegangen waren, und
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