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Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Titel: Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
Autoren: Sarra Manning
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angezogen oder eben nicht, und zwischen uns gab es nicht das kleinste erotische Knistern.
    »Okay, ich mach mich mal besser auf den Weg«, seufzte Barney, und es war zumindest ein kleiner Triumph für mein Ego, dass er so klang, als wäre er alles andere als begeistert, mich verlassen zu müssen. »Meine Mum hat gerade Linsensuppe gekocht, als ich ging. Ich glaub, ich weiß schon, was es zum Abendessen gibt.«
    Na ja, vielleicht lag es einfach daran, dass er überhaupt keine Lust hatte, nach Hause zu gehen. »Ich wette, Karottenkuchen klingt jetzt richtig verlockend, oder?«, sagte ich so dahin und Barney grinste.
    »Du hast es gut, dass du alleine wohnst, Jeane. Niemand sagt dir, was du machen sollst. Du kannst essen, was du willst und wann du willst. Du kannst so lange aufbleiben, wie du willst, so lange im Internet surfen, bis alles vor deinen Augen verschwimmt, und …«
    »Und wenn etwas kaputtgeht oder seinen Geist aufgibt, muss ich ganz allein herauskriegen, wie man es repariert. Ich muss selbst putzen und kochen und mich für die Schule wecken …«
    »Oh, tu bloß nicht so, als ob das alles ganz furchtbar schrecklich wäre«, spottete Barney. »Es ist ja nicht so, als würdest du jemals putzen, und du ernährst dich von Haribos und Kuchen. Denk nur mal an mich, wie ich nach Hause gehe und von meiner Mutter zu Tode genervt werde, während ich ihre eklige Linsensuppe esse und auf ihrem echt gummiartigen selbst gemachten Brot rumkaue. Es ist grau«, fügte er mit einem Schaudern hinzu, als er in Richtung Tür ging. »Sie sagt, das sei nur die Weizenkleie, aber ich finde, das ist einfach keine Farbe, die ein essbares Brot haben sollte.«
    Ich folgte Barney nach draußen, da er das mit dem Türriegel nie geregelt kriegte, und als ich mich für ein freundliches Abschiedsküsschen auf die Wange nach vorne neigte, zuckte er mit dem Kopf zurück, als wäre ich gerade dabei, mich mit ausgerollter Zunge auf seinen Mund zu stürzen.
    »Bis morgen«, sagte Barney herzlich, um die Tatsache zu verbergen, dass er vor meinen Lippen flüchtete, als wären sie mitfleischfressenden Bakterien infiziert, während sein Gesicht ungefähr zum siebzehnten Mal an diesem Tag feuerrot anlief. »Ich muss gehen!«
    Ich horchte auf das leicht klatschende Geräusch von Barneys Sneakern auf dem Parkettfußboden, das Ächzen und Quietschen, als er das Metallgitter des Aufzugs zur Seite schob und hineinging, dann das Surren, während der Fahrstuhl seinen Weg zwischen den einzelnen Stockwerken nahm. Ich konnte sogar den weit entfernten Knall der Haustür noch hören. Es klang so abschließend, endgültig.
    Nachdem meine Eltern sich hatten scheiden lassen und ich zusammen mit meiner älteren Schwester Bethan in diese Wohnung in einem Altbau gezogen war, war ich begeistert gewesen. Es schien alles so exotisch im Vergleich zu den ersten fünfzehn Jahren meines Lebens, die ich in einer Doppelhaushälfte mit Garten, Garage, Doppelglasfenstern und Einbauschränken verbracht hatte.
    In einem Altbau zu leben, der nach Bienenwachs roch und einen schwarz-weiß gekachelten Boden in der Eingangshalle hatte – sogar die Tatsache, dass es überhaupt eine Eingangshalle gab –, verlieh mir das besondere Lebensgefühl eines Mädchens aus einem Buch, das in den 20er-Jahren spielt, und das einen Bubikopf trägt und sagt: »Ach du meine Güte, haben Sie vielen Dank!«, wenn ein Mann ihr die Tür aufhält.
    Bethan und ich hatten sogar darüber gesprochen, ob wir nicht steppen lernen sollten, damit unsere Steppschuhe die schönsten Geräusche machten, wenn wir mit geschmeidigen Sohlen über den Boden im Flur tanzten (oder was man beim Stepptanz eben so macht).
    Aber das war letztes Jahr. Dieses Jahr ist Bethan nicht da. Sie macht ein Jahrespraktikum in einer pädiatrischen Spezialklinik in Chicago, und ich lebe ganz allein in dieser wunderschönen Wohnung, die inzwischen leider gar nicht mehr so wunderschön ist; ich finde, das Leben ist einfach zu kurz, um es mit Staubsaugen oder Staubwischen oder Aufräumen zu verbringen.
    Es existierte noch ein vage zu erahnender Pfad von der Wohnungstür bis in das offene Wohnzimmer. Ich bahnte mir meinen Weg durch zerknitterte Zeitschriften und knisternde Bonbonpapiere, um zum Tisch zu gelangen, und schaltete dann mein MacBook ein.
    Es kostete mich große Überwindung, aber statt meine Mails oder meinen Twitter-Account oder Facebook zu checken, fing ich gleich an, meine BWL-Notizen zu lesen.
    Ich muss sonntagabends immer noch
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