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Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Titel: Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
Autoren: Sarra Manning
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weiblicher Insassen des peruanischen Gefängnissystems erforschte. Ich umschreibe das hier nur, denn der tatsächliche Titel ihres Forschungsthemas würde jeden in Tiefschlaf versetzen, bevor man es überhaupt fertig gelesen hätte.
    Pat schwafelte weiter, und ich sagte nur hin und wieder »Hmmm«, während ich über meinen ersten Tweet für diesen Abend nachdachte. Normalerweise twitterte ich alle fünf Minuten, aber Barney fand, es sei vollkommen unsozial, ständig weiter in mein iPhone zu tippen, wenn wir verabredet waren, und so erlebte ich im Moment einen massiven Twitter-Entzug.
    »Aber jetzt zu dir, Jeane, wie geht es dir ?« Pat hatte das Ende ihres Lobgesangs über die Tugend, gewalttätigen Serienkillerinnen Meditationstechniken beizubringen, erreicht und war jetzt bereit, sich meinem Fall in allen Einzelheiten zuzuwenden. »Wie ist es in der Wohnung?«
    »Mir geht’s gut«, sagte ich. »Der Wohnung geht’s auch gut.«
    »Du hältst sie doch schön in Ordnung, oder? Und du wäschst auch ab und machst den Küchenfußboden sauber, oder? Sonst kommen die Ameisen …«
    »Wir sind im sechsten Stock. Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine Ameise die vielen Treppenstufen bis hier hoch schafft, außer sie fährt mit dem Fahrstuhl.« Pat atmete tief ein. »Alles ist ganz sauber.« Sie würde sich niemals meinen Blog ansehen, um dabei festzustellen, dass ich eine »DustCam« aufgestellt hatte (mein alter Laptop, der einen Teil meines Sideboards zeigte, um Quentin Crisps Theorie nachzuvollziehen und zu beweisen, dass der Staub nach vier Jahren nicht mehr schlimmer wurde).
    »Na gut, wenn du das sagst.« Ich wusste, dass sie mir nicht glaubte. »Wie geht’s in der Schule? Miss Ferguson hat mir eine E-Mail geschrieben. Sie sagt, es scheint alles in Ordnung zu sein.«
    Miss Ferguson und ich verstanden uns ziemlich gut, und wenn ich nicht gerade plötzlich über das Schulgelände marschieren und die Leute mit einem Gewehr abknallen würde, so würde sie meine kleineren Missetaten ‒ wie das Herumstreiten mit meinen Lehrern, das Programmieren meines Handys mit einem Alarmton, den nur sensible Teenagerohren hören konnten und mit dem mir meine E-Mails im Unterricht angezeigt wurden, und der Willenskampf, den ich mit Mrs Spiers, meiner Kunstlehrerin, ausfocht und in dem es um meine Weigerung ging, eine langweilige Studie von einigen Zweigen zu malen, na ja, die üblichen Sachen eben ‒ meiner Mutter gegenüber niemals erwähnen.
    »Das liegt einfach daran, dass es so ist«, sagte ich. »Also, ich will dich nicht länger aufhalten…«
    »Warte mal! Hast du etwas von Roy gehört?«
    »Ja. Er kommt bald nach London und wir werden uns dann treffen«, erzählte ich ihr, während ich den Dreck um mich herum anstarrte und über den Zeitpunkt in nicht allzu ferner Zukunft nachdachte, zu dem ich aufräumen musste , bevor mein Vater das alles sah.
    »Und hast du mit Bethan gesprochen?«
    »Ja.« Ich fing an, leicht entnervt zu klingen. »Wir skypen die ganze Zeit. Du könntest mich auch über Skype anrufen. Das wäre auch viel billiger als telefonieren.«
    »Du weißt doch, dass ich mich mit Computern nicht so gut auskenne.«
    »Da muss man sich nicht groß auskennen. Du lädst dir die App runter, klickst auf Installieren und dein Computer macht den Rest. Ist ganz einfach. Das kriegst sogar du hin.«
    »Jeane, fang nicht damit an.«
    »Ich fange mit gar nichts an. Ich sage dir nur, dass ich die ganze Zeit online bin, und wenn du Skype hättest, könntest du wann immer du wolltest mit mir in Verbindung …«
    »Na ja, also ich bin nicht sehr oft online. Hier ist eben nicht an jeder Ecke ein Internet-Café.«
    »Du sagtest doch, dass es Starbucks gibt. Die haben freies WLAN – also, ich verstehe nicht, wo das Problem ist?«
    »Nein, das verstehst du nie.« Sie stieß einen angefressenen Seufzer aus. »Warum musst du aus jeder Unterhaltung einen Streit machen, Jeane?«
    »Man braucht immer zwei Leute, um sich zu streiten, Pat«, erinnerte ich sie, denn wenn ich stritt, machte ich niemals einen Rückzieher. Sogar wenn ich wusste, dass es eigentlich besser gewesen wäre. Ich war einfach dazu geboren, widerspenstig und störrisch zu sein. »Ich muss jetzt los.«
    »Willst du mir nicht wenigstens noch ordentlich Auf Wiedersehen sagen?«, fragte sie.
    »Ordentlich Auf Wiedersehen«, sagte ich gedehnt, was gemein war, denn Pat konnte nichts dafür, dass sie so war, wie sie war. Aber ich konnte auch nichts dafür, dass ich eine
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