Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Titel: Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
Autoren: Sarra Manning
Vom Netzwerk:
was hältst du von …?«
    Barney zischte verärgert, weil ich immer noch redete, obwohl die Ampel schon von Rot auf Gelb umgesprungen war. »Sorry«, murmelte ich und sank in meinen Sitz zurück, während er jeden einzelnen Muskel anspannte, um, wenn die Ampel auf Grün umsprang, direkt weiterfahren zu können, möglichst ohne den Wagen abzuwürgen.
    Ich bemühte mich, ganz still und stumm dazusitzen und auch nicht zu schwer zu atmen, bis Barney ganz langsam und vorsichtig am Bordstein vor dem rot geklinkerten Altbau eingeparkt hatte, in dem ich wohnte.
    »Also, willst du noch was machen?«, fragte ich. »Für ein paar Stunden?«
    »Ich kann nicht. Du weißt doch, dass meine Mum möchte, dass ich den Sonntagabend zu Hause verbringe, damit sie überprüfen kann, ob ich meine Hausaufgaben gemacht, mich hinter den Ohren gewaschen und meine Stifte angespitzt habe und ob meine sauberen T-Shirts noch für die Woche reichen.« Barney kräuselte angewidert die Nase. »Ich wette, selbst wenn ich zur Uni gehe, wird sie sich sonntagnachmittags ins Auto setzen, um mich zu kontrollieren.«
    »Ich bin sicher, das würde sie nicht tun«, sagte ich, obwohl ich eigentlich der Meinung war, dass Barneys Mum genau das getan hätte, wenn Barney nicht noch einen jüngeren Bruder gehabt hätte, der mindestens genauso viel, wenn nicht noch mehr Beaufsichtigung brauchte wie Barney. Es war nicht gerade die große Liebe zwischen Barneys Mum und mir – sie dachte, ich hätte einen schlechten Einfluss auf ihren Sohn, und sehnte sich nachden Zeiten zurück, in denen er zu Hause geblieben war und kein soziales Leben hatte. Aber ich achtete sehr darauf, dieses Thema bei Barney nie anzusprechen, denn ich wollte nicht zu der Sorte Mädchen gehören, die zwischen einen Jungen und seine erdrückend überfürsorgliche Mutter gerieten.
    »Doch, das würde sie.« Barney machte seinen Sicherheitsgurt los. »Ich helfe dir noch, alles reinzutragen, aber dann muss ich nach Hause.«
    Nachdem wir alle Körbe und Kartons und Taschen ins Foyer gehievt und dann mit dem klapprigen Fahrstuhl in den sechsten Stock bugsiert hatten, um schließlich alles in meinem Flur abzuladen, atmete Barney tief ein und wartete darauf, dass ich meine Jacke aufhängte.
    Ich konnte sein ängstliches Gesicht im Flurspiegel sehen; es passte perfekt zu meinem eigenen. Ich hasste diese Stelle. Der Abschiedskuss.
    Ich ging zwei Schritte vor, und Barney streckte seinen Hals ein paar Zentimeter in meine Richtung, um mir seine Bereitschaft zu signalisieren. Als wir praktisch Nase an Nase standen, kniff er die Augen zusammen und spitzte den Mund mit so fest geschlossenen Lippen, dass sie aussahen wie das Arschloch einer Katze. Mal abgesehen davon, das hier jede visuelle Stimulation vollkommen fehlte, fühlten sich Barneys Lippen, als ich meine auf seine presste, kein bisschen kusstauglich an. Sein Mund war nicht entspannt, seine Lippen waren nicht weich und anschmiegsam, und wir küssten uns so, wie wir uns immer küssten: Wir quetschten wie wild unsere Münder aufeinander, als ob Anstrengung die mangelnde Leidenschaft irgendwie wettmachen könnte.
    Streichelnde oder liebkosende Hände kamen nicht zum Einsatz. Barney hielt seine Arme seitlich vom Körper, ich legte eine Hand dekorativ auf seine Schulter und es kam absolut keine Zunge vor. Als ich zum ersten Mal versucht hatte, das einzuführen, war Barney so ausgeflippt, dass ich nie wieder wagte, es noch einmal zu probieren. Ich zählte in meinem Kopf »ein Elefant, zwei Elefanten, drei Elefanten …«, und als ich bei »fünfzig Elefanten« angekommen war, löste ich meine Lippen vorsichtig von seinen.
    »Wir werden langsam besser«, bemerkte Barney, obwohl er einen so gequälten Ausdruck im Gesicht hatte, als ob er am liebsten sofort mit dem Handrücken das Phantomgefühl meiner Lippen auf seinem Mund weggewischt hätte. »Denkst du nicht auch?«
    »Definitiv«, stimmte ich zu, aber wir wussten beide, dass das eine Lüge war. Zumindest mir war das klar, und Barney konnte doch nicht wirklich so verplant sein, zu denken, dass die 50 Sekunden, die wir damit verbrachten, unsere Münder gegeneinanderzureiben, tatsächlich ein Fortschritt sein sollten.
    Barney war lustig und nett und er wusste wirklich unendlich viele praktische Sachen über Computer, aber zwischen uns bestand einfach keinerlei sexuelle Anziehung. Ich war mir nicht sicher, ob noch so viele Kussübungen dies jemals würden ändern können. Entweder fühlt man sich voneinander
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher