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Achtung Kurven

Achtung Kurven

Titel: Achtung Kurven
Autoren: Horst Biernath
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Mädchen völlig grundlos aus dem Auto gefeuert zu werden.«
    »Soll ich mich nun bei Ihnen entschuldigen?«
    »Das können Sie halten, wie Sie wollen«, knurrte er und nippte an seinem Cognac.
    »Also schön, dann bitte ich um Entschuldigung. Ich war an jenem Abend ziemlich nervös...«
    »Bitte, bitte!« murmelte er mit einer Handbewegung, als Wedele er jedes weitere Wort in dieser Angelegenheit vom Tisch. »Sie sagten vorher, Sie kämen aus Kassel. Was tut man eigentlich in Kassel? Nichts gegen Kassel, aber da fährt man doch nur durch...«
    »Dort wurde eine Fahrlehrerin gesucht. Leider war die Stelle schon besetzt, als ich hinkam.«
    »Ja, um Himmels willen, Sie haben doch Ihren eigenen Laden!«
    »Ich bin gerade dabei, ihn zu verkaufen — ich habe lange genug draufgezahlt.«
    »Fahren Sie deshalb nach München?«
    »Nein, natürlich nicht. Wegen der Fahrschule verhandle ich mit einem Interessenten, der in Kirst sitzt und dort ein kleines Transportunternehmen besitzt. In München will ich mich um eine Stellung bemühen. Ich habe drei Angebote bekommen, und zwei davon sind so gut, daß ich selber sehen möchte, wo im Apfel der Wurm sitzt.«
    Er kippte seinen Cognac hinunter. »Das ist ja verrückt!«
    »Was ist verrückt?«
    »Ich will mich in München auch nach einer neuen Stellung umsehen.«
    »Haben Sie Angebote?«
    »Nein, ich fahre ins Blaue. Und wenn ich nichts finde, reiße ich mir auch kein Bein aus. — Aber sagen Sie, was verlangen Sie von dem Mann, der Ihren Betrieb übernehmen will? Oder ist meine Frage indiskret?«
    »Für die beiden fahrschulmäßig ausgerüsteten Wagen, einen Lkw und den Ford 17 M, verlange ich den Taxipreis von fünfzehntausend Mark, und für die Vermietung der Garagen und des kleinen Unterrichtsraumes mit allem Drum und Dran an Modellen und sonstigem Kram will ich pro Monat 300 Mark haben. Finden Sie es zu teuer?«
    »Den Ford kenne ich ja«, sagte er grinsend, »das Anzugsvermögen ist prima. Was hat der Lkw auf der Brust?«
    »Es ist ein Dreieinhalbtonner Mercedes, Baujahr 6o, der noch keine 10 000 auf dem Tacho hat.«
    »Ich würde an Ihrer Stelle zwanzigtausend Mark verlangen und notfalls auf achtzehn heruntergehen. Schließlich ist die Firma ja auch etwas wert. — Es ist trotzdem ein Jammer, daß Sie den Betrieb aufgeben wollen. Natürlich ist mit dem einen Pkw nicht viel Staat zu machen...«
    »Wem erzählen Sie das?« fragte sie schulterzuckend . »Das ist mit ein Grund, weshalb ich nicht das verlangen kann, was ich verlangen müßte. Der Käufer muß noch mindestens zehn- bis fünfzehntausend Mark hineinstecken, wenn er konkurrenzfähig sein will.«
    »Zum mindesten müßte er noch einen VW und einen Opel dazu nehmen. Die Leute wollen auf den Wagen fahren lernen, die sie sich später anschaffen.«
    »Theoretisch weiß ich auch Bescheid«, sagte sie resigniert, »und ich hätte das Geld investiert, wenn ich eine Chance gesehen hätte. Aber darüber haben wir uns ja schon einmal unterhalten. Ich bin eben mit dem falschen Vornamen auf die Welt gekommen...«
    »Ich finden den Vornamen nett.« Er winkte dem Kellner. »Bringen Sie mir ein Bierchen. Lauwarmer Kaffee geht bei mir nicht ‘runter.«
    »Wenn Sie so weitermachen, werden Sie in München einen Dienstmann engagieren müssen, der Sie ins Hotel bringt«, meinte Fräulein Schütz. Sie schien ihn für einen Säufer zu halten.
    »Sehen Sie«, sagte er strahlend, »auch das kann man sich leisten, wenn man mit der Bahn fährt.«
    »Ich weiß nicht, warum Sie dann Fahrlehrer geworden sind.«
    »Ich wäre mit Begeisterung Maschinenbauer geworden, mußte aber das Studium abbrechen, weil die nötigen Gelder fehlten. Und dann gab es nur noch eins, den Kopf über Wasser zu halten. Aber ich habe nicht die Absicht, als Fahrlehrer alt und grau zu werden...«
    »Sondern?«
    »Sondern eines Tages meinen eigenen Laden aufzumachen. Wenn schon, denn schon!«
    »Und weshalb tun Sie es nicht?«
    »Lieber Gott«, sagte er schulterzuckend , »da gibt es mehrere Gründe, aber ich will Ihnen nur die drei wichtigsten nennen: erstens fehlte mir das Geld, zweitens fehlte mir das Geld, und drittens fehlte mir das Geld. Das sind doch drei einleuchtende Argumente, oder etwa nicht?«
    »Vielleicht haben Sie Ihr Geld falsch angelegt. Doppelte Cognacs und Bierchen bringen, wie ich gehört habe, wenig Zinsen.«
    »Erlauben Sie mal«, sagte er entrüstet, »heute ist Ferienanfang! Wenn Sie denken, daß es bei mir täglich so feucht zugeht, dann befinden
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