Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2664 – Hinter dem Planetenwall

PR 2664 – Hinter dem Planetenwall

Titel: PR 2664 – Hinter dem Planetenwall
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
1.
     
    Admiral Ipthey-Hüriit neigte den Tellerkopf leicht nach vorn. Aus allen vier Augen betrachtete er das Konglomerat der Holoschirme, das brodelndes Chaos zeigte: Der Weltraum brannte. Rings um die APAS I musste das Raum-Zeit-Gefüge jäh aufgebrochen sein. Wo vor wenigen Sekunden der Weltraum gewesen war, herrschten nun reißende, aufgewühlte Energieströme, ein endloser Ozean aus Rottönen aller nur denkbaren Schattierungen.
    ... von einem Ende der Unendlichkeit zum anderen, ging es Ipthey-Hüriit durch den Sinn. Sogar der Tod wirkt noch faszinierend.
    Mit einer ungehaltenen Geste vertrieb er diese Überlegung, denn sie war nur eine Ausgeburt der humpelnden Kreatur der Unsicherheit. Ipthey-Hüriits Hals verkrampfte sich, als würden ein halbes Dutzend Hände die Muskelstränge zusammendrücken.
    Ich sollte es machen wie manche Terraner. Wie Reginald Bull! Genau, der Terranische Resident beherrscht das ... Ein helles Lachen kam aus dem zahnlosen Mund, und für einen Moment wusste der Admiral nicht, wohin mit der groben Hornzunge. Sein Lachen war selbst für einen Apaso schrill, überschritt beinahe die Obergrenze des Hörbaren. Reginald Bull würde die Rote Kreatur des brennenden Alls mit einem Fußtritt in den ... Ipthey-Hüriit brachte den Gedanken wieder nicht zu Ende. Er riss die Hände hoch, und seine Finger verkrampften sich um den schmalen Rand des Kopfes.
    Vergeblich suchte er nach einem Hauch von Schwärze in dem Toben der Elemente. Er sah nur Weltuntergang und dass sein Flaggschiff mittendrin steckte.
    »Wo bleiben die Messdaten?«, rief Ipthey-Hüriit, ohne den Blick von der Hologalerie abzuwenden. »Finden wir größere Strukturen, an denen wir uns orientieren können?«
    »Nichts, Admiral. Da ist gar nichts mehr ...«
    Er spreizte die drei Daumen der rechten Hand und legte die vier Finger eng aneinander, als wolle er mitten hineingreifen in das Chaos auf den Schirmen und ein Stück davon herausreißen. Der Weltraum war vor seinen Augen zerflossen, als hätte ein paranormaler Künstler ganz verschiedene Farbschattierungen verdünnt und mit Schwung zusammengeschüttet. Dicke, zähflüssige Ströme rannen langsam dahin. Andere sprudelten, scheinbar mit explodierenden Luftblasen durchmischt.
    Daneben tobten Wirbel, in denen sich alles vermengte, als hätte der Schöpfer dieses albtraumhaften Szenarios einen gewaltigen Rührlöffel hineingestoßen ...
    ... und rührte nun um wie in einem Mannschaftskessel voller Muurt-Würmer.
    Ipthey-Hüriit erwischte sich bei einer absonderlichen Regung. Der Anblick des brennenden Weltraums gefiel ihm, er hatte etwas Morbides und Faszinierendes zugleich.
     
    *
     
    Während der Alarm in der höchsten Tonlage wimmerte, taxierte Ipthey-Hüriit abwechselnd mit jeweils zwei gegenüberliegenden Augen die vermischte Wiedergabe aus optischer Erfassung und verzerrten Ortungsbildern. Der Eindruck, von den Energiewirbeln erfasst und mitgerissen zu werden, bereitete ihm Übelkeit.
    Einen Sturm wie in diesen Minuten hatte er bislang nicht erlebt, dabei war er in den letzten Jahren in Dutzende schwere Hyperorkane geraten. Alle hatte er überstanden.
    »In einigen Frequenzbereichen versagt bereits die Außenbeobachtung!« Die Stimme des Ortungsoffiziers wurde mitten im Satz dumpfer und langsamer und war am Ende nur mehr ein tiefes Brummen, jede Silbe fast zur Unverständlichkeit gedehnt, als sei der Sprecher in einen anderen Zeitablauf geraten.
    Ipthey-Hüriit fühlte ein Prickeln unter der Haut, dass er sich am liebsten den Raumanzug vom Leib gerissen und mit allen vierzehn Fingern durch den blauen Körperflaum gekratzt hätte. Der Schweiß brach ihm aus allen Poren.
    »Paratronschirm auf Maximallast! Höchstmögliche Beschleunigung! – Egal, wohin ... nur weg von hier!«
    Nicht, weil ich es so will, sondern weil ich Verantwortung für die Besatzung trage.
    Furcht? Davon spürte er nichts. Eher Interesse. Neugierde, was kommen würde. Im schlimmsten Fall darauf, wie es sein mochte, den Tod vor sich zu sehen. Und danach? Viele Terraner glaubten an ein Weiterleben nach ihrem Ende. Wirklich unwahrscheinlich, erschien es Ipthey-Hüriit, war das keineswegs. Nur befremdlich für ihn. Früher wären solche Überlegungen für einen Jülziish undenkbar gewesen, doch die Zeiten änderten sich, wie sich alles veränderte, sogar der Weltraum.
    Die Rote Kreatur des brennenden Alls tobte. Irgendwo in den brodelnden Energieschwaden glaubte Ipthey-Hüriit, ein grelles Aufleuchten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher