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5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben
Autoren: Meg Cabot
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steckte.
    Jetzt stand er hier vor unserer Bank. Was ziemlich mutig war, denn Elftklässler erlaubten Achtklässlern
normalerweise nicht, den Teil des Schulhofs zu betreten, den sie als den ihren betrachteten. Deshalb versuchte er so zu tun, als gehöre er hierher. Das gelang ihm angesichts seiner dicken Brille, der Zahnspange und der abstehenden Ohren allerdings nicht besonders gut.
    »Hast du das schon gesehen?«, fragte er und hielt mir ein Blatt Papier vor die Nase.
    Ich nahm es in die Hand. Es war ein Flyer, auf dem eine Whirlpool-Party angekündigt wurde: kommenden Freitagabend, 99 Pine Crest Drive. Die Gäste wurden gebeten, Badekleidung mitzubringen, wenn sie »überschäumenden Spaß« haben wollten. Dabei wäre es auch kein Problem, wenn sie die Badekleidung vergessen sollten – vor allem dann nicht, wenn sie weiblichen Geschlechts seien.
    Vorne auf dem Flyer prangte eine grobe Zeichnung von einem beschwipsten Mädchen, das sich gerade eine Dose Bier in den Rachen kippt.
    »Nein, du darfst da nicht hin«, sagte ich und gab David schnaubend das Blatt zurück. »Für so was bist du noch zu jung. Den Wisch sollte man am besten deiner Klassenlehrerin zeigen. Achtklässler sollten keine solchen Partys machen dürfen.«
    CeeCee hatte David mittlerweile den Flyer aus der Hand genommen und angeschaut. »Ähm … Suze.«
    »Ich meine das ernst«, fuhr ich fort. »Ich muss mich
echt wundern, David. Ich hätte dich für schlauer gehalten. Solche Partys bringen immer nur Ärger. Ja, alle haben Spaß. Aber ich gehe jede Wette ein, dass am Ende irgendjemand den Magen ausgepumpt kriegen muss oder ein Loch im Schädel hat oder sonst was. Wenn jemand verletzt wird, hört der Spaß ganz schnell auf.«
    »Suze.« CeeCee hielt mir den Flyer direkt vor die Nase. »99 Pine Crest Drive. Das ist doch eure Adresse, oder nicht?«
    Ich schnappte mir keuchend das blöde Ding. »David! Was hast du dir bloß dabei gedacht?«
    »Ich war’s nicht!« Davids ohnehin ziemlich schrille Stimme schraubte sich noch zwei oder drei Oktaven höher. »Ich hab den Wisch erst vorhin im Unterricht gezeigt bekommen. Brad teilt die Dinger aus. Sogar unter den Siebtklässlern! Ich …«
    Ich schielte mit zusammengekniffenen Augen zu meinem Stiefbruder Brad hinüber, den ich insgeheim oft nur Hatschi nenne. Er lehnte am Basketballpfosten und versuchte cool zu wirken. Nicht einfach für jemanden, dessen Großhirnrinde meiner Meinung nach eine monatliche Ration Rostschutzmittel braucht.
    »Entschuldigt mich bitte kurz«, sagte ich und stand auf. »Ich muss mal eben jemanden umbringen.« Damit stapfte ich mit dem grell orangen Flyer zum Basketballfeld hinüber.
    Hatschi sah mich kommen. Mir entging nicht der
Ausdruck nackter Panik, der über sein Gesicht huschte, als er bemerkte, was ich in der Hand hielt. Er richtete sich auf und wollte wegrennen, aber ich war zu schnell. Ich drängte ihn beim Trinkbrunnen in die Ecke und hielt ihm den Flyer unter die Nase.
    »Bist du wirklich der Meinung, dass Mom und Andy dir erlauben, diese … diese … was auch immer … zu veranstalten?«, fragte ich ruhig.
    Die Panik in seinen Augen war einem trotzigen Blick gewichen. Mit gerecktem Kinn sagte er: »Tja, was man nicht weiß, macht einen nicht heiß, oder?«
    »Brad«, seufzte ich. Manchmal tut mir dieser Kerl echt leid. Wirklich. Er ist einfach so ein Trottel. »Meinst du nicht, dass es ihnen auffallen muss , wenn sie aus dem Fenster schauen und ein paar nackte Mädchen in ihrem neuen Whirlpool herumhopsen?«
    »Nö«, antwortete Brad. »Weil sie nämlich am Freitagabend nicht zu Hause sein werden. Dad gibt eine Gastvorlesung in San Francisco und deine Mutter geht mit, hast du das nicht mitgekriegt?«
    Nein, hatte ich nicht. Hatte es mir überhaupt jemand gesagt? Ich hatte in der letzten Zeit ziemlich viel Zeit in meinem Zimmer verbracht, klar, aber war ich wirklich so wenig da, dass mir so was Wichtiges entgangen war? Unsere Eltern wollten für vierundzwanzig Stunden wegfahren und ich bekam das nicht mit? Hm …

    »Du solltest ihnen lieber nichts davon erzählen«, sagte Brad überraschend feindselig. »Sonst wird dir das noch leidtun.«
    Ich starrte ihn an. War er verrückt geworden? » Mir wird das noch leidtun?«, fragte ich lachend. »Also entschuldige bitte, aber wenn dein Dad von dieser Party erfährt, bist du derjenige, der für den Rest seines Lebens Hausarrest kriegt, nicht ich.«
    »Glaub ich kaum«, sagte Hatschi lässig. Der trotzige Ausdruck in seinem
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