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Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Titel: Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat
Autoren: Kathryn Lasky
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„Großartig!“, rief ein älterer Eulerich aus.
    „Kaum zu glauben, dass er erst seit ein paar Nächten fliegen kann“, meinte ein anderer.
    „Und wie flüssig er den Kludd-Gruß gesprochen hat!“, setzte ein dritter Schleiereulerich andächtig hinzu.
    „Ihr könnt wirklich stolz auf Euren Sohn sein, Oberste Mutter. Nyroc ist durch und durch ein Reiner. Sicherlich steigt er schon bald in den Offiziersrang auf.“
    „Ja, das glaube ich auch“, erwiderte Nyra leise, fast ehrfürchtig. Im Krieg mit den Wächtern von Ga ’ Hoole hatte Nyra ihren geliebten Gatten Kludd verloren, den Hohen Tyto der Reinen. Das war ein schwerer Schlag für sie gewesen. Doch zwei Nächte danach war ihr erstes Küken geschlüpft und das war seither ihr größtes Glück. Nyroc war nicht nur der Sohn des Hohen Tyto, er war obendrein in einer jener seltenen Nächte auf die Welt gekommen, in denen der Schatten der Erde den Mond verfinstert. Auch Nyra selbst hatte bei Mondfinsternis die Eierschale abgestreift. Sie hatte ihrem Sohn den Namen Nyroc gegeben, den nach altem Brauch alle männlichen, bei Mondfinsternis geschlüpften Eulenkinder trugen.
    Nyroc erinnerte sich noch gut daran, wie ihm seine Mutter erzählt hatte, dass Küken wie er besondere Fähigkeiten besäßen. Er sah wieder ihren ungewöhnlich großen Gesichtsschleier vor sich, der wie der Mond selbst zu leuchten schien. Quer durch das strahlende Weiß zog sich eine schmale dunkle Narbe, die aus einer lange zurückliegenden Schlacht stammte. Nyrocs erste bewusste Erinnerung ließ sich folgendermaßen zusammenfassen: Der Mond am Himmel wurde vom Schatten der Erde verschluckt und über ihm schwebte stattdessen das mondhelle Gesicht seiner Mutter. Der kleine Nyroc hatte die beiden Monde noch nicht auseinanderhalten können. Es war ihm vorgekommen, als sei der Himmelsmond herabgeschwebt und spräche nun zu ihm. Er hatte damals noch nicht alles verstanden, aber er wusste noch jedes Wort: „Du bist bei Mondfinsternis geschlüpft, mein kleiner Schatz. Darum sollst du Nyroc heißen.“ Seine Mutter hatte mit dem Schnabel auf ein Paar blank polierte Kampfkrallen gedeutet, die an der Wand der Felsenhöhle hingen. „Du wirst in deines Vaters Kampfkrallen hineinwachsen. Sie sind das größte Heiligtum der Reinen. Wenn du groß bist, wirst du mit ihnen in die Schlacht fliegen. Sieh sie dir gut an.“
    Das tat Nyroc. Nacht für Nacht erzählte ihm seine Mutter von den Heldentaten seines Vaters und Nyroc betrachtete dabei die Kampfkrallen an der Wand. Auch sie glänzten wie der Mond im vollen Schein. Nacht für Nacht beschloss Nyra ihre Schilderungen mit den Worten: „Du wirst so stark und tapfer werden wie dein Vater. Du wirst diesen Krallen Ehre machen, mein Sohn.“
    Inzwischen behaupteten manche Reinen sogar, Nyroc könnte Kludd noch übertreffen. Vom einstigen Riesenheer des Tytonenbundes war nur noch ein klägliches Häuflein Krieger übrig. Alle anderen waren in der Großen Brandschlacht gefallen. Damals hatten die Wächter von Ga’Hoole die Reinen so vernichtend geschlagen, dass sie sich nie mehr davon erholen würden – so lautete jedenfalls die allgemeine Überzeugung.
    Nun ruhten alle Hoffnungen der Reinen auf dem jungen Nyroc. Begabt, wie er war, konnte es ihm vielleicht gelingen, ihren schwer beschädigten Ruf wieder herzustellen. Die anderen jungen Schleiereulen, die sich dem Tytonenbund kürzlich angeschlossen hatten, legten die Federn an, als sie Nyrocs beeindruckende Vorstellung sahen. Wie sollten sie sich jemals mit diesem Musterbild eines Reinen messen? Manche verspürten sogar eine gewisse Abneigung gegen Nyras Sprössling, unterdrückten diese Regung jedoch sofort. So etwas auch nur zu denken, war gefährlich. Stattdessen klapperten sie wie die älteren Eulen begeistert mit den Schnäbeln.
    „Beim Glaux – der Kleine hat’s echt drauf! Bestimmt hätte er das Manöver genauso gekonnt ausgeführt, wenn wir den Ast vorher in Brand gesteckt hätten“, sagte der Truppengeneral Uglamore anerkennend. Er musste es wissen, denn er und der alte Stürmer gehörten zu den wenigen Offizieren, die den Fackelkampf gegen das Flammengeschwader der Wächter überlebt hatten.
    Die Reinen hatten das Kämpfen mit brennenden Ästen seinerzeit erst lernen müssen. Die Wächter dagegen hatten darin reichlich Erfahrung. Der Umgang mit Feuer gehörte zu ihrem Alltag. Sie nutzten das Feuer, um ihre Höhlen im Großen Ga’Hoole-Baum zu beleuchten und um Waffen und Werkzeuge zu
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