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5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben
Autoren: Meg Cabot
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Sofort verfiel er wieder in seinen halb komatösen Zustand und sagte kein Wort mehr.
    »Hier, bitteschön, Mr Slater«, sagte der Pfleger und hielt ihm den Plastikbecher an die Lippen. »Ist schön kühl.«

    Ungläubig sah ich zu, wie Dr. Slaski das Bier über sein Kinn rinnen ließ, bis sein Hemd komplett durchnässt war.
    »Ups«, sagte sein Pfleger. »Tut mir leid. Wir sehen mal lieber zu, dass wir Sie wieder sauberkriegen.« Er zwinkerte mir zu. »War nett, Sie wiederzusehen, Susan. Bis später vielleicht.«
    Dann schob er Dr. Slaski in Richtung Entenschießstand davon.
    Mir reichte es. Ich musste hier weg! Keine Sekunde länger hielt ich es in dieser Cannoli-Bude aus. Ich hatte zwar keine Ahnung, wohin CeeCee verschwunden war, aber sie würde eine Weile allein mit dem Verkauf klarkommen müssen. Ich brauchte dringend Ruhe.
    Eilig schlüpfte ich hinter der Theke hervor, kämpfte mich blindlings zwischen den Massen im Innenhof hindurch und stürzte wahllos durch die erstbeste Tür, die ich entdecken konnte.
    Ich war auf dem Friedhof. Aber ich dachte nicht daran, umzukehren. Für mich sind Friedhöfe überhaupt nicht gruselig. Ich meine, das mag zwar überraschend klingen, aber Geister treiben sich nur selten in der Nähe ihrer Gräber herum. Meistens halten sie sich an den Orten auf, an denen sie sich schon zu Lebzeiten gern aufgehalten haben. Deswegen kann so ein Friedhof für einen Mittler ein echt friedlicher Ort sein.

    Oder für einen Wechsler. Oder was auch immer ich laut Paul Slater sein mochte.
    Paul Slater, der, wie ich langsam begriff, nicht einfach nur ein manipulativer Elftklässler war, der zufällig auf mich stand. Nein, seinem eigenen Großvater zufolge war Paul Slater … na ja … der Teufel höchstpersönlich.
    Und ich hatte ihm gerade meine Seele verkauft.
    Eine Information, die nicht so leicht zu verkraften war. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken, um herauszufinden, wie ich jetzt weiter verfahren sollte.
    Ich trat auf den kühlen, schattigen Friedhof hinaus und bog auf einen schmalen Weg ein, der mir mittlerweile sehr vertraut war. Hier ging ich oft spazieren. Manchmal gab ich während des Unterrichts vor, auf die Toilette zu müssen, und kam stattdessen hierher – zum Friedhof der Mission, zu diesem kleinen Weg. Denn am Ende dieses Weges befand sich etwas, das mir sehr wichtig war. Das mir sehr am Herzen lag.
    Als ich jedoch diesmal das Ende des schmalen, steingefliesten Weges erreichte, stellte ich fest, dass ich nicht die Einzige hier war. Jesse sah auf seinen eigenen Grabstein hinunter.
    Ich kannte die Worte, die er da las, längst auswendig. Schließlich waren Pater Dominic und ich es gewesen, die das Gravieren überwacht hatten.

    HIER RUHT HECTOR »JESSE« DE SILVA, 1830 – 1850, GELIEBTER BRUDER, SOHN UND FREUND.
    Als ich mich neben ihn stellte, blickte Jesse auf. Wortlos streckte er mir seine Hand über den Grabstein hinweg entgegen, und ich schmiegte meine Finger unter seine.
    »Es tut mir leid«, sagte er. Seine Augen waren dunkel und undurchdringlich wie eh und je. »Alles tut mir so furchtbar leid.«
    Ich zuckte mit den Schultern und hielt den Blick auf die Erde um den Grabstein herum gerichtet, die so dunkel war wie seine Augen. »Ich verstehe schon«, sagte ich. Obwohl ich gar nichts verstand. »Du kannst ja nichts dafür, dass du … dass du meine Gefühle nicht erwiderst.«
    Keine Ahnung, wieso ich das sagte. Sobald die Worte heraus waren, wünschte ich mir schon, die Erde würde sich unter mir auftun und mich genauso verschlingen wie Jesses sterbliche Überreste.
    Und so war ich mehr als überrascht, als Jesse mit einer Stimme, die so voller angestauter Gefühle war, dass ich sie kaum als die seine erkannte, hervorstieß: » Das hast du also gedacht? Dass ich dich verlassen wollte ?«
    »Stimmt es denn nicht?« Völlig verdattert starrte ich ihn an. Ich hatte alle Mühe, mich zu beherrschen und das bisschen Stolz, das noch nicht zertrampelt worden war, aufrechtzuerhalten. Aber mein Herz, von
dem ich noch vor ein, zwei Tagen gedacht hatte, es wäre zusammengeschrumpelt und davongeweht worden, erwachte plötzlich wieder zum Leben, stotterte und rumpelte wie ein alter Motor, obwohl ich es eindringlich davor gewarnt hatte.
    »Wie hätte ich denn bleiben können?«, fragte Jesse. »Nach dem, was zwischen uns passiert war, Susannah. Wie hätte ich da noch bleiben können?«
    Ich hatte wirklich keinen Schimmer, wovon er da sprach. »Was ist denn zwischen uns passiert? Was meinst
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