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5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben
Autoren: Meg Cabot
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nachfüllen gehen. Kommst du eine Minute allein zurecht?«
    Ich nickte, und sie lief davon. Ob sie eine Ahnung hatte, wie sehr sie mich durch ihre Fragen durcheinandergebracht hatte? Und was sollte ich jetzt tun? Nur ein einziger lebender Mensch – außer Pater Dominic und Paul natürlich – kannte mein Geheimnis. Und selbst dieser Mensch, nämlich Gina, meine beste Freundin aus Brooklyn-Tagen, wusste nicht alles darüber. Anderen hatte ich nie davon erzählt – wer hätte mir denn auch geglaubt?
    Aber CeeCee glaubte mir. CeeCee hatte es sogar selber herausbekommen, und sie glaubte es. Vielleicht … vielleicht war das Ganze doch nicht so verrückt, wie ich immer gemeint hatte.
    Ich zitterte, obwohl es draußen sonnig und superwarm war. Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich die Stimme, die mich von der anderen Seite des
Standes ansprach, erst wahrnahm, als sie meinen Namen dreimal rief – oder zumindest einen Namen, der eine gewisse Ähnlichkeit mit meinem hatte.
    Ich schaute hoch. Ein junger Mann in einem hellblauen Kittel grinste mich an. »Susan, nicht wahr?«
    Ich ließ meinen Blick von seinem Gesicht zu dem des alten Mannes wandern, den er im Rollstuhl vor sich her schob. Paul Slaters Großvater und sein Pfleger. Kopfschüttelnd stand ich auf.
    »Oh, hallo.« Zu sagen, ich sei verwirrt gewesen, wäre wahrlich untertrieben. »Was … Was machen Sie denn hier? Ich dachte … ich dachte …«
    »Sie dachten, er wäre ans Haus gefesselt?«, fragte der Pfleger grinsend. »Nein, Mr Slater geht gerne mal unter Leute. Nicht wahr, Mr Slater? Er hat sogar darauf bestanden, heute hierherzukommen. Ich fand es nicht ganz angemessen, wenn man bedenkt, was gestern mit seinem Enkelsohn passiert ist, aber Paul ist zu Hause und schon auf dem Weg der Besserung. Und Mr Slater wollte sich einfach nicht von seiner Idee abbringen lassen. Nicht wahr, Mr Slater?«
    Und da tat Pauls Großvater etwas, das mich völlig verblüffte. Er sah zu seinem Pfleger hoch und sagte mit absolut klarer Stimme: »Holen Sie mir ein Bier.«
    Der junge Mann runzelte die Stirn. »Nicht doch, Mr Slater. Sie wissen, was Ihr Arzt gesagt hat …«
    »Tun Sie’s einfach.«

    Der Pfleger warf mir einen belustigten Blick zu, der wohl bedeuten sollte: Tja, da kann man wohl nichts machen. Dann ging er zum Bierstand, sodass Mr Slater und ich allein waren.
    Ich starrte ihn an. Bei unserer letzten Begegnung hatte er aus dem Mundwinkel gesabbert. Jetzt nicht mehr. Klar, seine blauen Augen wirkten leicht verschwommen. Aber ich hatte so eine Ahnung, dass sie mehr sahen als nur die ewigen Wiederholungen alter Sitcoms.
    Als er schließlich zu sprechen anfing, wurde meine Ahnung bestätigt. »Hören Sie mir gut zu, denn wir haben nicht viel Zeit. Ich hatte gehofft, Sie hier anzutreffen.«
    Er sprach schnell und so leise, dass ich mich über die Cannoli nach vorne beugen musste, um ihn zu verstehen. Aber obwohl seine Stimme schwach klang, war das, was er zu sagen hatte, kristallklar.
    »Sie gehören dazu«, sagte er. »Sie sind ein Wechsler. Glauben Sie mir, ich erkenne das. Ich bin selbst einer.«
    Ich blinzelte verwirrt. »W-wirklich?«
    »Ja. Und unser Nachname lautet Slaski, nicht Slater. Mein dämlicher Sohn hat ihn ändern lassen. Er wollte nicht, dass die Leute mitbekommen, dass er mit einem alten Verrückten verwandt ist, der von Leuten erzählt, die zwischen den Toten herumwandeln können.«
    Dann war er der Dr. Slaski aus dem Zeitungsartikel?
Der, der über das alte Ägypten geforscht hatte? Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ratlos starrte ich ihn an. Diese Begegnung erstaunte mich jetzt noch mehr als CeeCees Offenbarung, sie glaube an die Existenz von Geistern.
    »Ich weiß, was mein Enkel Ihnen erzählt hat«, fuhr Mr Slater – Dr. Slaski – fort. »Aber hören Sie nicht auf ihn. Er hat das alles falsch verstanden. Sicher, Sie haben die Fähigkeiten eines Wechslers. Aber es wird Sie das Leben kosten. Vielleicht nicht sofort, aber irgendwann.« Seine Augen blitzten mir aus dem Meer seiner grauen, leberfleckgesprenkelten Falten entgegen. »Ich weiß, wovon ich rede. Genau wie mein närrischer Enkelsohn habe ich auch mal gedacht, ich sei ein Gott. Nein, Gott persönlich.«
    »Aber …«, stammelte ich.
    »Machen Sie nicht den gleichen Fehler, den ich gemacht habe, Susan. Halten Sie sich von diesen Dingen fern. Von dieser grässlichen Schattenwelt.«
    »Aber …«
    Doch Pauls Großvater hatte mittlerweile seinen Pfleger zurückkommen sehen.
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