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5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben
Autoren: Meg Cabot
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aber dass ich meine Stiefbrüder nicht rechtzeitig hatte auffliegen lassen, nahmen sie mir schon übel. Ich hätte ja gern eingeworfen, dass ich erpresst worden war, aber dann hätten sie erfahren, dass es etwas gab, womit Brad mich überhaupt erpressen konnte.
    Also hielt ich die Klappe und war froh, dass ich
ausnahmsweise mal nicht die Schuldige war. Wenn man mal vom Geschirrschrank absah. Aber es wusste ja keiner, wie das genau abgelaufen war. Sonst wäre ich mir ziemlich sicher gewesen, wohin ein Großteil meiner zukünftigen Babysitter-Honorare geflossen wäre …
    Bestimmt überlegten Mom und Andy, ob sie mir ebenfalls Hausarrest verpassen sollten. Aber sie konnten mich ja schlecht von der Feier zu Ehren von Pater Serra fernhalten, schließlich erwartete Schwester Ernestine von mir als Mitglied des Schülerrats, dass ich auf dem Fest einen Stand betreute. Und so stand ich nun hinter der Cannoli-Bude, zusammen mit CeeCee, die als Herausgeberin der Schülerzeitung auch Anwesenheitspflicht hatte. Nach den Ereignissen des vergangenen Abends – der Schlägerei, dem Ausflug ins Jenseits und dann dem stundenlangen und von bergeweise Popcorn und Schokolade begleiteten nächtlichen Klatsch-und-Tratsch-Marathon bei CeeCee – waren wir beide nicht gerade superfit drauf. Aber die erstaunlich zahlreichen Festbesucher, die bereit waren, einen Dollar für einen Cannolo auszugeben, schienen unsere Augenringe nicht zu bemerken – was vielleicht auch daran lag, dass wir Sonnenbrillen trugen.
    »Okay«, sagte CeeCee. Keine schlaue Idee von Schwester Ernestine, uns ausgerechnet hinter einen Nachtisch-Stand zu stellen – die meisten Gebäck-Rollen,
die wir eigentlich verkaufen sollten, verschwanden nämlich ratzfatz in unserem eigenen Magen. Nach so einer Nacht wie der vergangenen hatten wir die Zuckerzufuhr dringend nötig. »Paul Slater.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er steht auf dich.«
    »Mag sein«, entgegnete ich.
    »Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?«
    »Ich hab dir doch schon erklärt, dass ich auf einen anderen abfahre«, bemerkte ich.
    »Ja. Auf Jesse.«
    »Genau. Auf Jesse.«
    »Der aber nicht auf dich abfährt, richtig?«, fragte CeeCee.
    »Na ja … ja, so ungefähr.«
    Wir saßen eine Minute schweigend da. Um uns herum dröhnte die Mariachi-Musik, drüben am Brunnen schlugen mehrere Kinder nach ein paar Piñatas. Die Statue von Junipero Serra war mit Blumen-Leis geschmückt worden, und angesichts der Tatsache, dass die Kirchengemeinde mindestens genauso viele Italiener wie Latinos umfasste, hatte man neben der Taco-Bude auch einen Stand mit Salami und Pepperoni aufgebaut.
    Plötzlich fixierte mich CeeCee mit ihren Augen, die hinter den Brillengläsern verdunkelt waren. »Jesse ist ein Geist, stimmt’s?«

    Fast wäre ich an dem Stück Cannolo, das ich gerade im Mund hatte, erstickt.
    »W-was?«, fragte ich würgend.
    »Er ist ein Geist«, wiederholte CeeCee. »Versuch gar nicht erst, es abzustreiten. Ich war gestern dabei, Suze. Ich hab mit eigenen Augen … Also, ich hab Sachen gesehen, die nicht anders zu erklären sind. Du hast mit ihm gesprochen, aber da war niemand. Und trotzdem wurde Pauls Kopf von jemandem unter Wasser gedrückt.«
    Ich spürte, wie ich puterrot anlief. »Du spinnst.«
    »Nein, ich spinne nicht«, protestierte CeeCee. »Ich wünschte, ich würde mir das alles nur einbilden. Du weißt doch, wie ich Zeugs hasse, das wissenschaftlich nicht belegbar ist. Wie bei diesen Bekloppten im Fernsehen, die behaupten, sie könnten mit Toten sprechen. Aber …« Ein Tourist, berauscht vom Sonnenschein, von der frischen Seeluft und vom schwachen Bier, das am deutschen Stand ausgeschenkt wurde, kam auf uns zu und legte einen Dollar auf den Tisch. CeeCee reichte ihm einen Cannolo. Der Mann bat mich um eine Serviette, aber erst da fiel uns auf, dass der Serviettenspender leer war. CeeCee entschuldigte sich, der Tourist lächelte freundlich, nahm seinen Cannolo und verduftete.
    »Aber was?«, hakte ich ängstlich nach.
    »Aber wenn es um dich geht, bin ich bereit, so einiges
zu glauben. Und irgendwann«, sie nahm den leeren Serviettenspender in die Hand, »wirst du mir alles haarklein erzählen.«
    »CeeCee.« So langsam kehrte mein Herzschlag zu einem halbwegs normalen Rhythmus zurück. »Glaub mir, es ist besser, wenn du möglichst wenig davon weißt.«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich hasse es, etwas nicht zu wissen.« Sie schepperte mit dem leeren Spender. »Ich muss das Ding mal
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