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Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Titel: Merlins Drache 01 - Basilgarrad
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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Prolog
Der Kiesel
    Also, ich weiß, es klingt weit hergeholt – eigentlich unmöglich   –, dass eine so ungeheure Geschichte einen so winzigen, unbedeutenden Anfang haben sollte. Wenn ihr wollt, nennt mich einen Lügner.
    Aber so ist es gewesen. Ich weiß es, glaubt mir. Genau wie ich mehr als die meisten über die erstaunliche Beschaffenheit von Anfängen weiß. Denn ich war zufällig direkt dabei, als es losging.
    Drei Jahre vor der Entstehung Avalons
    E in Kiesel, halb unter anderen Kieseln verborgen, lag neben dem Fluss.
    Obwohl er von Tausenden nichtssagender Kiesel umgeben war, die man getrost vergessen konnte, war dieser eine noch unauffälliger als die meisten. An ihm war überhaupt nichts Besonderes.
    Nichts.
    Außer vielleicht, dass dieser Kiesel häufig schlecht behandelt wurde. Viel öfter als üblich. Selbst vor demunerfreulichen Möwenereignis schien er ein Magnet für alle möglichen demütigenden Geschehnisse zu sein.
    Mehr als alle anderen Kiesel am Ufer war dieser von Krallen zerkratzt, Schnäbeln angepickt und Kiefern hungriger Geschöpfe benagt worden, die ihn fälschlich für ein Ei hielten und dann angeekelt ausspuckten. Ein kleiner Käfer war von dem gesprenkelten Grün des Kiesels (das fast seiner eigenen Färbung entsprach) angelockt worden und versuchte, seine Eier direkt auf ihn zu legen. Doch der Käferkörper rutschte immer wieder von der glatten Oberfläche. Schließlich trat er mit einem wütenden Zischen mehrmals fest auf den Kiesel und huschte davon.
    An diesem besonderen Morgen watschelte eine ziemlich mollige Möwe mit gespreizten Flügelfedern am Ufer des unaufhörlichen Flusses entlang und suchte etwas. Ihre schwarzen Knopfaugen flitzten hin und her, sie musterte die durcheinandergeworfenen Kiesel, die den Wasserrand säumten. Dichter Nebel hing über dem Fluss und seinen Ufern und erschwerte das Sehen. Aber ein bestimmter Kiesel – grün gesprenkelt – weckte ihre Aufmerksamkeit.
    Mit einem Schnabelklick watschelte die Möwe herüber. Sie untersuchte den Kiesel, die abgerundete Form, die polierten Konturen, die grünliche Färbung. Beifällig kreischend kam der Vogel näher, schob sein dickes Hinterteil über den Kiesel   … und ließ eine große, pampige Masse Guano fallen.
    Ohne einen Blick zurück ordnete die Möwe ihre Flügelfedern und watschelte davon. Inzwischen rann der stinkende graue Vogelkot über den Kiesel.
    Zwei Jahre vor der Entstehung Avalons
    E in Schatten, dunkler als der dichte Nebel am Fluss, zeigte sich auf dem gegenüberliegenden Ufer.
    Langsam kam die undeutliche Gestalt näher, sie watete durch das kalte Wasser. Als sie fast am Ufer des Flusses angekommen war, an dem der Kiesel lag, wurde aus dem Schatten eine zweibeinige Person. Es schien ein alter Mann zu sein, von den Jahren gekrümmt, nicht weiter beängstigend – bis auf das riesige gebogene Schwert, das er trug, und seine grimmige, von messianischem Eifer gezeichnete Miene.
    Er erreichte das Ufer und trat auf die wasserbespülten Steine. Doch er hielt nicht an, um ihre glänzenden Farben oder vielfältigen Formen zu betrachten. Sein Stiefel knirschte laut auf ihnen, aber die Spitze streifte den grünen Kiesel nur an der Seite.
    Der Mann packte seine tödliche Waffe mit beiden Händen. Selbst im wabernden Nebel schimmerte die Klinge bedrohlich. Langsam, geräuschlos hob er das Schwert über den Kopf   …
    Und schwang es.
    Die Klinge drang tief in ein enormes Ei, so groß wie ein Felsblock, das ein paar Schritte von dem Kieselentfernt lag. Das Ei hatte gerade begonnen aufzubrechen. Im Moment des Schlags gab es ein schreckliches
Kraaack,
Eierschalensplitter und Tropfen einer dicken silbrigen Flüssigkeit wurden über das Ufer gespritzt. Aus dem Ei kam ein schmerzliches Wimmern, mehr Flüstern als Schrei. Der seltsame orange Schein, der durch die gezackten Risse gestrahlt hatte, verdunkelte sich plötzlich.
    Der kleine Drache im Ei wimmerte noch einmal, dann starb er.
    Mit einem Brummen der Befriedigung zog der Alte die Klinge heraus, von der noch das silbrige Blut des neugeborenen Drachen tropfte. Er kniff die Augen zusammen und schaute über das Ufer: Insgesamt lagen neun dieser riesigen Eier hier am Fluss – die einzigen Nachkommen von Fincayras letztem Drachen.
    »Un jetzt sin es nur noch acht«, sagte der Alte und kicherte leise. »Böse Geschöpfe werden aus euch, so bös wie euer verkommener Vater.« Er spuckte auf ein kleines Eierschalenstück an seinen Füßen. »Das is es, was ich
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