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5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben
Autoren: Meg Cabot
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Bogen um jede Giftsumach-Pflanze – meinen ärgsten Feind hier. Zumindest war das Gewächs mein ärgster Feind gewesen, bis Paul hier aufgekreuzt war. Innerlich verfluchte ich Kritische Theorie von Plato bis heute , diesen fetten Schmöker, der mit jedem Schritt schwerer zu werden schien.
    »Du irrst dich, wenn du meinst, du könntest mir nicht trauen«, sagte Paul und glitt in seinem silbernen Flitzer geschmeidig neben mir den Hügel hoch. »Du und ich, wir sind vom selben Schlag, weißt du.«
    »Ich hoffe doch mal nicht«, entgegnete ich. Ich hatte schon öfter die Erfahrung gemacht, dass manche Feinde sich mit Höflichkeit mindestens so gut bekämpfen lassen wie mit Fäusten. Ehrlich. Einen Versuch ist es wenigstens wert.
    »Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen«, meinte Paul. »Aber es stimmt wirklich. Was hat Pater Dominic
eigentlich gesagt? Hat er dir eingebläut, du sollst darauf achten, nie mit mir allein zu sein? Mir kein Wort zu glauben?«
    »Ganz im Gegenteil«, sagte ich nüchtern. »Pater Dominic findet, ich sollte den Grundsatz Im Zweifel für den Angeklagten auf dich anwenden.«
    Überrascht blinzelte Paul hinter seinem lederbezogenen Lenkrad. »Echt? Das hat er gesagt?«
    »Allerdings.« Mir fielen ein paar wunderhübsche Butterblumen ins Auge, und ich musterte sie eindringlich, ob sich auch kein Hälmlein Giftsumach dazwischen versteckte. »Pater Dominic glaubt, du bist hergekommen, weil du dich mit den anderen Mittlern zusammentun willst, die du kennst. Er findet, es sei unsere Pflicht als mitfühlende Menschen, dir unter die Arme zu greifen und dich auf den rechten Weg zu führen.«
    »Du bist vermutlich ganz und gar nicht seiner Meinung, was?« Paul beäugte mich von oben bis unten. Tja, bei dem Schneckentempo musste er ja auch kaum auf die Straße achten.
    »Hör zu«, sagte ich und wünschte mir, ich hätte einen Haargummi dabei, um mir die Haare hochzustecken, die mir langsam am Nacken klebten. Die Schildpatt-Spange, mit der ich am Morgen aus dem Haus gegangen war, war auf rätselhafte Weise verschwunden. »Pater Dominic ist der netteste Mensch der Welt.
Anderen Leuten zu helfen, ist sein ganzer Lebensinhalt. Er glaubt daran, dass jeder Mensch im Grunde gut ist und sich entsprechend verhält, wenn er seinerseits gut behandelt wird.«
    »Das siehst du offenbar anders«, stellte Paul fest.
    »Wir wissen beide, dass Pater Dom in einer Traumwelt lebt.« Ich schaute starr geradeaus, während ich mich den Abhang hochquälte. Hoffentlich bemerkte Paul nicht, dass meine beschleunigte Atmung nichts mit dem Anstieg und alles mit seiner Anwesenheit zu tun hatte. »Aber weil ich den alten Herrn nicht enttäuschen will, werde ich meine persönliche Meinung über dich – nämlich dass du ein mieser Manipulator und Psychopath bist – schön für mich behalten.«
    »Ein Psychopath?« Paul schien sich über diese Bezeichnung zu freuen. Ein weiterer Beweis dafür, dass meine Einschätzung stimmte. »Das gefällt mir. Ich bin ja schon so einiges genannt worden, aber Psychopath … das hatte ich noch nie.«
    »War nicht als Kompliment gedacht«, betonte ich rasch, nachdem er es ja offensichtlich als solches aufgefasst hatte.
    »Ich weiß«, sagte Paul. »Deswegen finde ich es ja gerade so lustig. Du bist echt eine Nummer.«
    »Wenn du meinst …«, entgegnete ich verärgert. Nicht mal beleidigen konnte ich den Typen richtig. »Eines würde ich aber dann doch gerne wissen.«
    »Nämlich?«
    »Die Nacht, in der wir uns getroffen haben …« Ich zeigte zum Himmel. »Du weißt schon, da oben …«
    Er nickte. »Ja, was ist damit?«
    »Wie bist du dahin gekommen? Ich meine, es hatte dich doch keiner exorziert, oder?«
    Paul grinste jetzt von einem Ohr zum anderen. Anscheinend hatte ich ihm genau die Frage gestellt, die er hatte hören wollen.
    »Nein, es hatte mich keiner exorziert. Und du brauchst dich auch von keinem exorzieren zu lassen, um dahin zu kommen.«
    Das haute mich nun echt um. Ich blieb wie vom Donner gerührt stehen. »Soll das heißen, ich kann da raufspazieren, wann es mir passt?«
    »Es gibt eine Menge Sachen, die du machen kannst, du hast es nur noch nicht rausgefunden, Suze«, erklärte Paul mit einem trägen Grinsen. »Sachen, die du dir nicht mal zu erträumen gewagt hast. Ich kann dir alles zeigen.«
    Davon ließ ich mich nicht einlullen. Paul war ein Sahnehappen, klar, aber ein todbringender Sahnehappen.
    »Da bin ich mir sicher«, sagte ich und hoffte, er würde nicht sehen, wie heftig
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