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5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben
Autoren: Meg Cabot
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mein Herz unter meinen rosafarbenen Klamotten pochte.
    »Ich meine das ernst, Suze. Pater Dominic ist großartig,
das will ich gar nicht bestreiten. Aber er ist nur ein Mittler. Du bist mehr als das.«
    »Aha.« Ich streckte den Rücken durch und setzte mich wieder in Bewegung. Mit letzter Kraft erreichte ich die Hügelkuppe und schleppte mich in den Schatten, den die riesigen Kiefern auf der anderen Straßenseite boten. Mann, war das schön, mal nicht in der Hitze laufen zu müssen! Wenn ich Paul bloß genauso einfach hätte loswerden können. »Pass mal auf«, sagte ich. »Mein ganzes Leben lang hat man mir eingeredet, ich sei etwas ganz Bestimmtes, und jetzt kommst du daher und behauptest, ich sei was ganz anderes. Und du erwartest, dass ich dir glaube, einfach so?«.
    »Jep«, antwortete Paul.
    »Klar, weil du ja so vertrauenswürdig bist«, keifte ich mit mehr Selbstsicherheit, als ich eigentlich empfand.
    »Weil du bloß mich hast«, verbesserte er mich.
    »Na, das ist ja nicht so üppig, was?« Ich starrte ihn an. »Bei unserem letzten Treffen hättest du keinerlei Skrupel gehabt, mich in der Hölle sitzen zu lassen.«
    »Das war nicht die Hölle.« Paul verdrehte die Augen. »Außerdem hast du doch am Ende rausgefunden.«
    »Und was war mit Jesse?« Mein Herz wummerte jetzt noch heftiger. Denn dieser Punkt war das Entscheidende.
Es ging mir nicht darum, was Paul mir angetan hatte oder versucht hatte mir anzutun – es ging darum, was er Jesse angetan hatte … und was er ihm vielleicht wieder würde antun wollen. Das machte mir mehr Angst als alles andere.
    »Ich hab doch gesagt, es tut mir leid.« Paul klang genervt. »Am Ende ist doch alles gut gegangen, oder nicht? Ich hab’s dir doch gesagt, Suze: Du bist mächtiger, als du denkst. Du brauchst bloß jemanden, der dir dein ganzes Potenzial aufzeigt. Du brauchst einen Mentor – und zwar einen echten, keinen sechzigjährigen Priester, der Pater Junipero Dingsbums für das Nonplusultra hält.«
    »Und du meinst also, du wärst der beste Mr Miyagi für mich kleinen, ahnungslosen Karate Kid, was?«
    »So ungefähr, ja.«
    Wir bogen in den Pine Crest Drive ein. Unser Haus kauert auf einem Hügel, der das Carmel Valley überblickt. Von meinem Zimmer aus, das nach vorne rausgeht, kann man auf den Ozean hinausschauen. Abends drängt Nebel vom Meer herein, man kann direkt sehen, wie er seine Dunsttentakel durch meine offen stehenden Fenster nach innen schiebt. Es ist ein schönes Haus, eines der ältesten in Carmel. Um 1850 herum war es mal eine Pension gewesen. Trotzdem war mir noch kein Gerücht zu Ohren gekommen, dass es darin spuken würde.

    »Was meinst du, Suze?« Paul hatte den rechten Arm lässig über die Lehne des leeren Beifahrersitzes geschwungen. »Wollen wir heute gemeinsam zu Abend essen? Ich lade dich ein. Dann kann ich dir so einiges über dich erzählen, was du bist und so weiter. Dinge, die niemand anderer auf diesem Planeten weiß.«
    »Danke.« Erleichtert betrat ich unsere mit Kiefernnadeln übersäte Zufahrt. Kein Wunder – ich hatte eine Begegnung mit Paul Slater überlebt, ohne in eine andere Dimension des Seins geschleudert zu werden. Das war doch schon mal was. »Aber nein, danke. Wir sehen uns dann morgen in der Schule.«
    Damit ging ich über den dicken Kiefernnadelteppich auf das Haus zu. »Suze!«, rief Paul hinter mir her. »Suze, warte mal!«
    Aber ich dachte gar nicht daran. Schnell hastete ich die Veranda hoch, öffnete die Tür und verschwand im Haus.
    Ich schaute nicht zurück. Kein einziges Mal.
    »Bin wieder da!«, rief ich für den Fall, dass das jemanden aus meiner Familie interessieren sollte.
    Und das tat es offenbar. Keine Minute später fragte mich mein Stiefvater, der in der Küche das Abendessen vorbereitete, interessiert aus, wie mein Tag so gewesen sei. Ich erzählte ihm das Nötigste, schnappte mir etwas zur körperlichen Erbauung (einen Apfel und
eine Cola Light) und ging dann die Treppe zu meinem Zimmer hoch.
    Dort saß ein Geist auf dem Fensterbrett. Als ich das Zimmer betrat, blickte er auf.
    »Hallo«, sagte Jesse.

KAPITEL 4
    I ch erzählte Jesse kein Wort von Paul.
    Hätte ich wohl besser tun sollen. Es gab viele Sachen, die ich Jesse besser hätte erzählen sollen, aber ich war einfach noch nicht dazu gekommen.
    Allerdings wusste ich auch, was passieren würde, wenn ich ihm von Paul erzählte. Jesse würde garantiert auf Paul losgehen wollen, das würde dann unweigerlich dazu führen, dass jemand
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