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5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben
Autoren: Meg Cabot
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haben: Amerikanische Geschichte und Gemeinschaftskunde. Tag für Tag würde ich den Mistkerl vor der Nase haben, der meinen Freund hatte ausschalten wollen und keine Probleme damit gehabt hätte, mich dem Reich des Todes zu überlassen. Dazu kamen noch die allmorgendliche Versammlung und die Mittagspause … Machte insgesamt also drei Stunden täglich!
    »Allerdings hätte ich wahrscheinlich ohnehin nichts tun können, um seine Aufnahme zu verhindern.« Pater Dominic blätterte Pauls Aktenmappe durch. »Prüfungsergebnisse, Noten, Lehrer-Gutachten … alles makellos. Ich muss zu meinem Bedauern sagen, dass Paul Slater auf dem Papier ein viel besserer Schüler ist, als
Sie seinerzeit bei Ihrer Aufnahme an dieser Schule waren.«
    »Ein paar Prüfungsergebnisse sagen nichts über Charakter und Moral eines Menschen«, protestierte ich. Damit hatte er gerade einen wunden Punkt bei mir erwischt. Denn meine Noten waren vor acht Monaten so mittelmäßig gewesen, dass die Schule mich erst gar nicht hatte aufnehmen wollen. Damals hatte meine Mutter mich angemeldet, damit wir nach Kalifornien ziehen konnten und sie ihren Traummann namens Andy Ackerman heiraten konnte, der nun mein Stiefvater war.
    »Stimmt.« Pater Dom nahm matt seine Brille ab und putzte sie mit dem Ärmel seines langen schwarzen Gewandes. Nun sah man seine dunklen Augenringe. »Sie haben recht«, sagte er seufzend und setzte sich das Brillengestell wieder auf seine perfekt geformte Adlernase. »Susannah, sind Sie wirklich sicher, dass die Beweggründe dieses jungen Mannes übler Natur sind? Vielleicht braucht Paul ja auch nur etwas Führung. Vielleicht könnte man Einfluss auf ihn nehmen und ihm klarmachen, dass seine Methoden falsch …«
    »Na klar, Pater Dom«, unterbrach ich ihn sarkastisch. »Ist genauso wahrscheinlich wie der Gedanke, dass ich dieses Jahr zur Abschlussballkönigin gewählt werde.«

    Er musterte mich missbilligend. Im Gegensatz zu mir sah Pater Dominic immer nur das Gute im Menschen, zumindest bis dessen Verhalten zweifelsfrei bewies, dass diese Annahme ein Irrtum war. Man hätte meinen können, Paul Slater hätte seine wahre Gesinnung schon längst zur Genüge gezeigt, aber anscheinend reichte das Pater Dom immer noch nicht.
    »Bis ich vom Gegenteil überzeugt werde«, sagte er nun auch prompt, »gehe ich davon aus, dass Paul an diese Schule gekommen ist, weil er lernen will. Und zwar nicht nur das, was der normale Lernstoff der elften Klasse umfasst, sondern auch das, was Sie und ich ihm vielleicht beibringen können, Susannah. Wollen wir hoffen, dass Paul seine früheren Taten bereut und sich ernsthaft vorgenommen hat, sich zu ändern. Bestimmt will er genauso einen Neuanfang machen wie Sie letztes Jahr. Und es ist unsere Pflicht als mitfühlende Menschen, ihm dabei behilflich zu sein. Solange wir nichts Gegenteiliges erfahren, sollten wir nach der Devise handeln: im Zweifel für den Angeklagten.«
    Das klang für mich wie der blödeste Plan aller Zeiten. Aber leider hatte ich nun mal keinerlei Beweise dafür, dass Paul hier aufgekreuzt war, um Ärger zu machen. Jedenfalls noch nicht.
    »So, und jetzt…« Pater Dom klappte Pauls Aktenmappe zu und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
»Wir haben uns ja seit Wochen nicht mehr gesehen, Susannah. Wie geht es Ihnen? Und wie geht es Jesse?«
    Sofort spürte ich, wie meine Wangen glühten. Echt jämmerlich, dass schon die Erwähnung von Jesses Namen mich erröten ließ, aber so war es nun mal.
    »Ähm …«, stammelte ich und hoffte, dass Pater Dominic meine flammenden Wangen übersehen würde. »Bestens.«
    »Gut.« Er schob seine Brille höher auf die Nase und blickte gedankenverloren zu seinem Bücherregal hinüber. »Er hatte mal ein Buch erwähnt, das er sich von mir ausleihen wollte… Ach ja, da ist es ja.« Er streckte die Hand aus und zog einen riesigen ledergebundenen Band heraus. Das Ding wog bestimmt fünf Kilo! Dann legte er es mir in die Arme. » Kritische Theorie von Plato bis heute «, sagte er mit einem Lächeln. »Das wird ihn sicher interessieren.«
    Daran zweifelte ich nicht im Geringsten. Jesse fuhr auf die langweiligsten Bücher der Menschheitsgeschichte ab. Wahrscheinlich fuhr er deswegen nicht auf mich ab – jedenfalls nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich war einfach nicht langweilig genug.
    »Sehr gut«, sagte Pater Dominic, und ich sah ihm an, dass ihm eine Menge Sachen durch den Kopf gingen. Bevorstehende Besuche des Erzbischofs machten ihm immer
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