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266 - Das Todesschiff

266 - Das Todesschiff

Titel: 266 - Das Todesschiff
Autoren: Ronald M. Hahn
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stand Rücken an Rücken mit seinem guulischen Steuermann, und beide ließen ihre Klingen wie Windmühlenflügel durch die Luft kreisen - bis die Schatten sie berührten und ebenfalls aus dem Verkehr zogen.
    Sepp Nüssli und Blondyne verschwanden durch die Hintertür. Hier war nichts mehr zu retten. Wer diese Höllenkreaturen auch auf die Menschheit losgelassen hatte, er gebot über eine unüberwindliche Macht.
    Wenn ich denn sterben soll , dachte Sepp, dessen Herz wild in seiner Brust tobte, will ich wenigstens vorher alles tun, um das liebreizende Geschöpf an meiner Seite vor einem grausamen Schicksal zu bewahren.
    Er musste Blondyne retten! Doch wie?
    »Ha!« Sepp blieb urplötzlich stehen. Blondyne lief weiter und riss sich von seiner Hand los.
    »Moment! Wartet, Fräulein!«
    Blondyne blieb stehen. Sepp war eine Idee gekommen! Dass die vermaledeiten Schatten nie seine Spur verloren hatten, musste einen Grund haben: ihr Geruchssinn! Diese mörderischen Schweinepriester folgten dem Geruch seines Tauchanzugs! Sein eigener konnte es nicht sein, denn er hatte erst vor einer Woche gebadet. Hier jedoch, genau vor seinen Füßen, befand sich ein Gullideckel.
    Als Bewohner der Großstadt Züri wusste Sepp, wozu Gullideckel und Abwasserkanäle dienten, dass sie die stinkende Gülle von den Bewohnern der Oberwelt fernhielten. Wenn er und Blondyne durch einen der übel riechenden Gänge verschwanden, würden die Verfolger sie garantiert nie mehr wiederfinden. Der Mief der Unterwelt würde den Geruch des Tauchanzugs überdecken!
    Sepp bückte sich und öffnete den Deckel im Nu. Die Furcht verlieh ihm Bärenkräfte. Obwohl Blondyne eine Frau war, stellte sie weder dumme Fragen, noch wich sie vor dem Gestank zurück, der ihnen entgegen wallte. »Sie wittern Menschen besser als Doggars(mutierte Kampfhunde)«, keuchte Sepp. Er deutete in die Tiefe. »Das ist unsere einzige Chance, ihnen zu entwischen.«
    »Wo willst du hin?« Blondyne ließ sich bereits in den finsteren runden Schacht hinab.
    »Wo sie uns niemals vermuten werden.« Sepp folgte ihr. Dabei fiel ihm auf, wie vertraulich sie mit ihm sprach. Unter normalen Umständen hätte er einen Luftsprung gemacht und gejubelt, doch die Umstände waren alles andere als normal. Also riss er sich zusammen, verschloss den Einstieg mit dem Deckel und kletterte an den Metallsprossen in die Tiefe.
    Schon hörte er über sich die Schritte der Verfolger.
    Sepp hielt mit gespitzten Ohren inne. Der von unten zu ihm aufsteigende Gestank schien den Geruchssinn der Schatten tatsächlich zu verwirren, denn sie bewegten sich im Kreis, als hätten sie seine Spur verloren.
    Die Lautlosigkeit, mit der sie agierten, verwirrte Sepp zudem: Sie sprachen kein Wort. Was waren das nur für Kreaturen? Wie verständigten sie sich?
    »Pscht«, kam es von unten.
    Sepp zuckte zusammen. Blondyne! Er machte sich leise an den Abstieg.
    Der Schacht war vielleicht drei Meter tief und mündete in einen Jahrhunderte alten, röhrenförmigen Abwasserkanal. In der Mitte trieben tote Ratzen, halb verdaute Essensreste und der übliche Schmutz, den ein Gemeinwesen ausscheidet.
    Blondyne kniff sich mit der Linken ihr Naschen zu. Ihre Rechte stützte sich auf den Säbel. In dem spärlichen Mondlicht, das durch den Kanaldeckel in den Schacht fiel, lugte Sepp in die Richtung, von der er annahm, dass sie zum Hafen führte. War sein Plan nicht genial? Dort, wo seine Flucht begonnen hatte, würden die Verfolger ihn niemals vermuten!
    »Was sind das für Wesen?«, hauchte Blondyne mit großen Augen. Sie war ziemlich außer Atem.
    »Ich weiß nicht.« Sepp zuckte die Achseln. »Sie waren plötzlich da, im Hafen… Sie kamen von der Karavelle und gingen übers Wasser…« Er schilderte, wie die Schatten den arglosen Helmoot mit einer simplen Berührung in Stein verwandelt hatten und wie er durch die verwinkelten Gassen Smörebröds geflohen war, ohne sie loszuwerden. »Sie waren einfach nicht abzuschütteln«, erläuterte Sepp, dessen Herz noch immer heftig pumpte. »Ich fürchte, dass sie die Spur eines einmal gewitterten Opfers nie wieder verlieren - es sei denn, es versteckt sich an einem Ort wie diesem hier, der so übel riecht, dass ihr Geruchssinn versagt.«
    »So, so.« Blondyne nickte. Sie blickte so nachdenklich drein, dass Sepp der Verdacht kam, sie könne unter Umständen klüger sein als er. »Und sie haben nicht mit einem Boot von der Karavelle übergesetzt?«
    Sepp hob bedauernd die Schultern. »Ich hab keines
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