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266 - Das Todesschiff

266 - Das Todesschiff

Titel: 266 - Das Todesschiff
Autoren: Ronald M. Hahn
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nickte. Sie übernahm die Wannenhenkel.
    Sepp tauchte erneut unter und zog sich am Seil um seine Füße zum Pökelfass hinunter. So hatte er einen viel besseren Überblick; zudem war die Karavelle näher gekommen.
    Es sah tatsächlich so aus, als stecke im Kiel des Schiffsrumpfs ein Stein. Er war so groß wie der Kopf eines erwachsenen Menschen und leuchtete von innen her. Ein Graveur hatte Buchstaben in ihn hineingeschlagen:
     
    GEHEIME REICHSSACHE
    MYSTERIUM NO. 471
    FUNDORT: RAFFINERIE BATUMI, RUMÄNIEN
    EIGENTÜMER: REICHSSICHERHEITS…
     
    Mehr konnte er nicht lesen, dann war das Schiff über ihn hinweg gefahren.
    Sepp verstand zwar die einzelnen Worte, da sie in seiner Muttersprache abgefasst waren, doch ihren Sinn erfasste er nicht. Deswegen kehrte er wieder zu Blondyne unter die Wanne zurück und erzählte ihr, was er entdeckt hatte. Da sie mit seiner Entdeckung ebenso wenig anfangen konnte wie er, schaute sie ihn nur an und kam dann so dicht an ihn heran, dass ihre Leiber sich berührten.
    »Mir ist k-k-kallllt…«
    »Mir wird heiß.« Sepp lächelte verschmitzt. Minuten vergingen. Das Licht verebbte. Die Geräusche in der näheren Umgebung wurden leiser und verstummten.
    Schließlich schnappten sie beide nach Luft.
    In dem Tauchanzug fror Sepp zwar kaum, doch je fester Blondyne sich an ihn schmiegte, umso eingeengter fühlte sich sein schwellender Unterleib an. Sepp war gerade im Begriff, sich zu fragen, ob sie es vielleicht darauf anlegte, ihn in den Wahnsinn zu treiben, als das rote Licht vollends erlosch und es dunkel wurde.
    Sepp frohlockte. Dies konnte nur bedeuten, dass die Schatten endlich abzogen. Trotzdem hielt er es für besser, erst mal weiterhin unter der Wanne zu bleiben.
    Irgendwann seufzte Blondyne und erschlaffte. Sepp kapierte, dass der Mangel an Sauerstoff sie ohnmächtig hatte werden lassen. Er riss den Dolch aus seinem Gürtel und schnitt sich und Blondyne von dem Seil los, das sie an das Pökelfleischfass band. Im Nu zog die Restluft in der Wanne sie an die Oberfläche. Sepp atmete tief ein, zog Blondyne an sich und schaute sich um.
    Die Karavelle hatte den Hafen verlassen und fuhr mit aufgeblähten Segeln nach Norden. An Deck waren mehrere schemenhafte Gestalten zu sehen. Sie hielten sich an der Reling fest und warfen einen letzten Blick auf Smörebröd. Der Ort lag wie tot im Morgenlicht.
    War die langsam aufziehende Helligkeit vielleicht ein Grund dafür, dass die grässlichen Kreaturen das Weite suchten? Waren die Monstrositäten an Bord ebenso verflucht wie der Holländer, von dem Blondyne erzählt hatte? Hatte Orguudoo ihnen vielleicht aufgetragen, dass sie, sobald der Tag begann, aufs Meer flüchten sollten?
    Sepp hatte keine Ahnung, aber seine Theorie fand er schon schaurig.
    Ihm fiel auf, dass seine Zähne klapperten. Er drehte die bewusstlose Blondyne auf den Rücken und zog sie an Land, was nicht ganz einfach war, denn zuerst musste er eine flache Stelle ausmachen. Er fand sie ganz am Ende des Kais, nicht fern von der Duopfa , die einsam an ihrem Landungssteg dümpelte. Der Wachtposten an Bord war eine Statue.
    Als Sepp es geschafft hatte, kniete er sich neben Blondyne hin und beatmete sie, was ihm so gut gefiel, dass er es als schade empfand, dass sie schon nach einer halben Minute hustend zu sich kam.
    »Wo bin ich?«, fragte sie und schaute sich um.
    »In Sicherheit«, sagte Sepp weltmännisch. Er half ihr, sich hinzusetzen, und deutete auf die Karavelle. Sie näherte sich schon dem Horizont. Wohin mochte sie fahren? Wem würde ihre monströse Crew demnächst nach dem Leben trachten?
    Blondyne und er hatten ihre Attacke überlebt. Doch wie sollte es nun weitergehen?
    »Wieso ist die Welt so still?« Blondyne stand auf. Im Gegensatz zu Sepp, den sein Tauchanzug geschützt hatte, war sie klatschnass und musste dringend die Kleider wechseln, um sich nicht zu erkälten.
    »Grundgütiger Kukumotz«, sagte Blondyne plötzlich und griff sich an den Kopf. »Jetzt fällt es mir wieder ein!« Sie deutete zur Promenade hinauf. »Sie sind alle tot! Tot !«
    Sepp nickte betrübt. »Ich weiß, Blondyne. Sogar jene, die sonst irgendwann am Galgen geendet hätten.«
    Blondyne beruhigte sich. »Meinst du Ole Rotbaad?«
    Sepp nickte. »Wenn seine Mutter hört, wie er gestorben ist, wird sie sich bestimmt mehr freuen als über die Nachricht, dass er vom Fallbeil hingerichtet wurde.«
    Blondyne lachte unwillkürlich. »Was bist du nur für ein verrückter Kerl, Sepp!«
    »Findest
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