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2245 - Operation Kristallsturm

Titel: 2245 - Operation Kristallsturm
Autoren: Unbekannt
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trieb Malcolm S. Daellian nach wie vor an den Rand des Wahnsinns.
    In diesen Augenblicken, in denen sein Bewusstsein in höchster Not um Hilfe rief, halb wahnsinnig den eigenen Namen vergaß, schließlich nur noch um Gnade flehte und wimmerte, erwachte der Wissenschaftler mit einem lautlosen Schrei.
    Tötet mich endlich ganz!
    Verdammt, nicht einmal weinen konnte er noch! „Es ist vorbei, Malcolm!"
    „Du lügst. Wäre es vorbei, könnte ich dich nicht mehr hören." Er genoss es, dass selbst die Positronik auf diese Art Zynismus mit betroffenem Schweigen reagierte. Der Gedanke an einen Techniker, der den Kasten in Rücksprache mit dem Psychologenteam so programmiert hatte, relativierte seine Empfindungen allerdings wieder.
    Wäre ich nur in Quinto-Center geblieben.
    Hätte er vor über einem halben Jahr nicht den Wunsch geäußert, nach Terra verlegt zu werden, gäbe es im Solsystem vermutlich noch immer keine Fortschritte in der Energiegewinnung. Die Vorstellung, gebraucht zu werden, hielt ihn seither am Leben. Dennoch schwankte er zwischen Dankbarkeit und Abscheu gegenüber den beiden Menschen, die ihm damals den denkwürdigen Besuch abgestattet hatten.
    Homer G. Adams war der nüchtern denkende Ökonom, ihm ging es mehr um die Machbarkeit als um die Frage des Einverständnisses. Myles Kantor jedoch kannte Daellian als Menschen, der aus einem ganz anderem Holz geschnitzt war, nachdenklich, introvertiert, manchmal geistesabwesend, aber voll menschlicher Wärme und Zuversicht. Daellian kannte seine Geschichte und die Ereignisse um das Attentat, bei dem Kantor damals seine Beine verloren hatte. Später hatte ES ihm neue geschenkt, zusammen mit dem Aktivatorchip.
    Und ich? Wer schenkt mir etwas? Die Mediziner munkelten etwas von ewigem Leben auf Zeit. In diesem „Sarg" konnte er unter Umständen Tausende von Jahren alt werden. Umstände, die er nicht wollte! Immer wieder boten sie ihm einen vollkommenen Robotkörper an, priesen dessen Vorzüge und Eigenschaften, die ihn beinahe unüberwindlich machen würden.
    Malcolm S. Daellian lehnte jedes Mal ab. Er wollte kein Mensch mehr sein, aber auch kein Roboter in einem Biomolkokon. Tot bleibt tot!
    Wann kapierten sie es endlich? Während der Medotank auf Hochtouren arbeitete, die Nährflüssigkeit erneuerte und Beruhigungsmittel in seine organischen Reste pumpte, gelang es Daellian nach und nach, sich von den Bildern seines Albtraums zu lösen. Über die integrierte SERT-Haube nahm er Kontakt zur Umgebung auf.
    Vier Stunden waren vergangen, vier Stunden voller Pein für seine geschundene Seele. Zumindest glaubte er das. Die Aufzeichnungen seiner Mikropositronik belehrten ihn eines Besseren. Er hatte tief und fest geschlafen. Der Alb erstreckte sich lediglich auf die letzten fünf Minuten.
    Du hast einen richtig tollen Tag erwischt.
    Für eine Leiche wollte das schon was heißen.
    Abgeschirmte Funkverbindungen dieser Art waren in der heutigen Zeit energieaufwändig und extrem teuer. Wer sie benutzte, besaß entweder ein dickes Bankkonto, oder er arbeitete für die Regierung.
    Der Mann auf dem Hologramm erfüllte beide Voraussetzungen. Malcolms Gesprächspartner erweckte eher den Eindruck, als könne er mit Geld nichts anfangen. Er trug eine schlichte, zerknitterte Kombination aus herkömmlichem Synthetikmaterial. Ein Stirnband zähmte die wilden Strähnen des vorderen Haarwirbels und verhinderten, dass sie ihm ständig in die Stirn fielen.
    Daellian fand, dass sein Gegenüber ausgesprochen blass aussah, blutleer fast. Übergangslos fand er den Mann sympathisch. Ein Gespräch von Leiche zu Leiche! Von der anfänglichen Zurückhaltung blieb nichts übrig. „Doktor Kantor, endlich!" Er ließ einerseits über die positronische Stimmmodulation seine Freude wenigstens teilweise anklingen und schaffte es andererseits durch die Betonung der Anrede, dass er es keineswegs zu übertriebenen Vertraulichkeiten kommen lassen wollte. „Wie geht es im Volcan-Center?"
    Das Hologramm des terranischen Chefwissenschaftlers hob die Hand und winkte matt. „Danke, danke. Es geht uns gut. Die Energievorräte reichen für die nächsten drei Monate. Deshalb rufe ich an, Malcolm. Hast du ein wenig Zeit?"
    „Ich werde sie mir nehmen."
    „Ich wollte mich erkundigen, wie weit du und deine Leute inzwischen sind", sagte Kantor. „Wir stehen kurz vor dem Abschluss. Start ist voraussichtlich am Dreizehnten."
    „In zwei Tagen also. Das lässt mich hoffen. Der Energiebedarf auf Merkur steigt
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