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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten
Autoren: Lucy Robinson
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Kapitel eins
    Mal ehrlich? , fragte ich mich und blickte auf die Szene, die sich unterhalb von mir entfaltete. Ist mein Leben perfekt?
    Plötzlich beschämt zog ich die Knie unters Kinn und schlang die Arme um meine Beine. Nur die blödesten aller Blödiane hockten herum und zerbrachen sich den Kopf darüber, ob ihr Leben perfekt war oder nicht.
    Ich betrachtete mein eigenhändig zubereitetes Picknick – mit all dem verlegenen Stolz, den Leonardo empfunden haben mochte, als er zurücktrat, um sein Abendmahlsbild zu bewundern – und konnte nicht leugnen, dass es in der Tat ziemlich gut aussah. Dem Cover einer Besuchen Sie Edinburgh! -Broschüre nicht ganz unähnlich.
    Es war einer der seltenen Sonnentage, und die Leute, die unter mir Champagner tranken, waren allesamt ausgesprochen schön, kultiviert, darauf bedacht, am oberen Ende der Gesellschaftsskala mitzumischen. Als ich ein hässlicher Teenager war, der davon träumte, »es bis ganz nach oben zu schaffen«, hatte ich mir meine Freunde später einmal genau so vorgestellt. Und da saßen sie nun, hübsch um eine große Picknickdecke im Schottenkaromuster verteilt, im Holyrood Park, den Highlands am Rande von Edinburgh, und hatten ihre Teller mit leckeren Speisen beladen, für die ich extra auf dem Bauernmarkt einkaufen gegangen war.
    Ich strahlte. Ich hatte das auf die Beine gestellt! Ich hatte dieses Picknick vorbereitet! Deshalb gestattete ich mir, mir diskret selbst auf die Schulter zu klopfen, und fragte mich, wie aus jenem hässlichen Teenager – Riese Charley aus East Linton – Charlotte Lambert hatte werden können, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei einem der weltgrößten Pharmakonzerne, Besitzerin einer Eigentumswohnung in der Broughton Street und eine Frau mit genügend coolen Freunden, um binnen weniger Stunden ein hochglanzbroschürenreifes Picknick zu organisieren. Was wollte ich mehr, außer vielleicht einen gutaussehenden Mann, der dazu auch noch etwas von Wein und Käse verstand?
    Â»Sieh dir das mal an!«, flüsterte ich Malcolm, dem Labrador, zu. Ich spielte für meine Eltern den Hundesitter, während diese mal wieder in einem Vier-Sterne-Hotel in Indien mit der Suche nach sich selbst beschäftigt waren. Malcolm warf mir einen schmachtenden Blick zu, der mich überzeugen sollte, ihm mein Sandwich zu überlassen.
    Â»Aber natürlich«, murmelte ich und reichte es ihm. »Entschuldige, Malcolm, du bist sicher halb verhungert.«
    Hailey, meine kleine, dralle beste Freundin, löste sich von Matty, ihrem Freund, und marschierte den Hügel hinauf auf mich zu. »Hallo, Malcolm!«, rief sie und betrachtete grinsend den sandwichverschlingenden Labrador an meiner Seite. Hailey vergötterte Malcolm.
    Was für gewöhnlich auf Gegenseitigkeit beruhte, doch im Augenblick war der Hund zu beschäftigt, um sie wahrzunehmen.
    Â»Ich sagte: ›Hallo, Malcolm!‹«, wiederholte sie und blieb lachend vor uns stehen.
    Malcolm schluckte sein Sandwich hinunter, dann schenkte er Hailey seine volle Aufmerksamkeit und wedelte mit dem Schwanz, als hinge sein Leben davon ab. Hailey schlang die Arme um ihn und drückte sein erfreutes Gesicht an ihren üppigen Busen. »Super gemacht, Chas«, lobte sie mich dann und schob Malcolm von sich. »Das Picknick ist absolut brillant!«
    Ich grinste bescheiden. »Na ja, ich finde, es ist ganz gut gelungen, Hails. Eigentlich sogar sehr gut …«
    Sie setzte sich neben mich ins Gras. »Alles in Ordnung?«, fragte sie beiläufig.
    Â»Selbstverständlich!«
    Sie zog skeptisch die Augenbrauen in die Höhe.
    Â»Was soll das?«, fragte ich sie.
    Sie antwortete mit einem wissenden Blick, der gar nichts erklärte.
    Â»Ich wollte nur hören, ob es dir gutgeht«, erwiderte sie dann mit jener sanft-säuselnden Stimme, mit der man normalerweise auf bockige Kleinkinder einredet.
    Â»Ich bin glücklich! Wirklich, Hails! Sam hat sich gestern Abend verlobt … Und wir alle sind hier zusammen und genießen diesen wundervollen Augenblick!«
    Hailey schüttelte den Kopf. »Eigentlich wollte ich wissen, ob du es gestern Nacht überhaupt ins Bett geschafft hast, Chas.«
    Aha.
    Â»Aber selbstverständlich«, antwortete ich lebhaft.
    Natürlich log ich. Sam und Yvonne, frisch verlobt und sturzbetrunken, hatten gegen halb fünf Uhr morgens meine
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