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2245 - Operation Kristallsturm

Titel: 2245 - Operation Kristallsturm
Autoren: Unbekannt
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Daellian gerne als akustischen Effekt unter die Stimme mischte und das sie verunsichern sollte. Daellian vergrößerte sein Blickfeld mit Hilfe der Weitwinkelfunktion auf hundertachtzig Grad, bis er die Reihen der Studenten im Auditorium von Außenkugel 8 komplett überblickte. Sechshundertundachtzehn Männer und Frauen wohnten der Vorlesung bei. Ihre Antworten trafen per Funk innerhalb von achteinhalb Sekunden ein.
    Ein einsamer Rekord, stellte der Leiter der Waringer-Akademie nach kurzer Auswertung fest. Aber wenn ich jetzt noch nach der Belastungsgrenze für eines der Gitterelemente frage, liegt die Trefferquote nur noch bei zehn Prozent.
    Er ließ es bleiben. Die Studentinnen und Studenten würden noch früh genug damit konfrontiert. „Sie haben ohne Ausnahme die richtige Antwort gegeben", sagte er. „Die Abweichungen liegen im Bereich eines zehntel Millimeters. Das spricht für die Zuverlässigkeit der Speicher, aus denen die Antigravprojektoren ihre Energie beziehen. Auf eine Konstruktion mit tausend Metern Durchmesser und mehr als drei Kilometern Umfang übertragen, bedeutet es für fest montierte Aggregate an gegenüberliegenden Polen eine Abweichung, die im Bereich von zehn Metern und mehr liegt. Um einen Fokus auf der anderen Seite des Gebildes zu treffen, müsste man das Umgebungsgestänge teils erhitzen, teils abkühlen, bis sich das Material entsprechend verformt und die Abweichung ausgeglichen ist."
    Malcolm S. Daellians Gehirn stellte sich vor, er könne schmunzeln; das war fast so gut, wie es tatsächlich zu tun. Man musste genügsam sein, wenn man sich den Menschen als fliegender Sarg präsentierte.
    Deshalb legte er auch Wert auf die respektvolle Anrede gegenüber den Studenten. Das hatte er bei seiner ersten Amtsrede gesagt: „Ich war USO-Spezialist im aktiven Dienst und bin QuinTech. Als solcher lege ich Wert auf eine respektvolle Anrede. Mir ist bekannt, dass die Höflichkeitsanrede zumindest unter den Helfern des terranischen Wiederaufbaus erfreuliche Verbreitung erfährt - es wird also keine Probleme im Umgang mit mir geben." Aber konsequent hielt er sich nicht daran, und alte Arbeitskollegen oder Bekannte wurden nach wie vor mit Du angesprochen.
    Die ernsthaften Gesichter der Studentinnen und Studenten ließen erkennen, dass sie den Gag seiner Zweitsemester-Vorlesung noch nicht ahnten, den er soeben vorbereitet hatte. „Verformen Sie mal Ynkelonium-Terkonit auf diese Weise", sagte er mit sarkastischem Unterton, das Schnarren in seiner Stimme noch ein paar Dezibel lauter als sonst. „Ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei."
    Für ein paar Augenblicke herrschte absolute Stille im Saal. Dann brandete Gelächter aus sechshundertachtzehn Kehlen auf. „Danke für Ihre Aufmerksamkeit, wir sehen uns morgen", sagte er in den Lärm hinein und aktivierte das Prallfeld zur Fortbewegung. Gleichzeitig ließ er die Projektion der RAINBOW Iin sich zusammenfallen, die für eine ganze Doppelstunde den Hintergrund des Saals dominiert hatte. Jetzt gab sie den Blick auf den Park und den Kalup-See frei.
    Daellian schwebte gern im Park, allerdings nicht, weil ihn die frische Luft lockte oder die Tier- und Pflanzenwelt. Er atmete dort etwas ein, was er nur an wenigen. Stellen der Stadt fand, es sei denn, er kroch in die Kanalisation.
    Es war der Geruch nach Moder, der manchmal aus dem welkenden Schilf aufstieg.
    Seelenverwandtschaft zog ihn dorthin, denn er selbst rechnete sich nicht mehr zu den Lebenden.
    Trevor-Hansen Bold holte ihn am Durchgang zu Halle 14 ab. Der Produktionsmanager ließ seinen Blick über den Medotank schweifen, als wolle er sich vergewissern, dass alles in Ordnung sei.
    Schau nur!, dachte Daellian. Und sei froh, den „Sarg" nur von außen sehen zu müssen. „Blütenstaub", stellte Bold fest. „Das Grüne könnten Algenrückstände sein. Sie sollten sich dringend waschen. Bitte hierhinein!"
    Malcolm S. Daellian war so perplex, dass er den Tank übermäßig beschleunigte, an der Schleuse zur Desinfektionskammer entlangschrammte und nur mit Hilfe eines externen Prallfelds zum Stehen kam.
    Augenblicklich meldete sich die wachhabende Positronik. „Koordinieren Sie Ihre Bewegungsfunktionen etwas besser."
    „Ja - ja, natürlich. Entschuldigung!"
    Der Kerl hat mich doch tatsächlich völlig aus dem Konzept gebracht!
    Solche Zwischenfälle kamen immer wieder vor. NATHAN, die Hyperinpotronik auf dem Mond, hatte es ihm erklärt. Sein Unterbewusstsein arbeitete noch immer daran, das seelische
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