Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0165 - Bis zum letzten Atemzug

0165 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: 0165 - Bis zum letzten Atemzug
Autoren: Bis zum letzten Atemzug
Vom Netzwerk:
Mr. High schickte uns nach Chicago. »Es handelt sich um Rindvieh«, sagte er.
    Ein paar Stunden später saßen wir im Flugzeug und warteten. Die Stewardess lief aufgeregt ein paar Mal den Gang auf und ab, die anderen Passagiere schwatzten miteinander oder dösten vor sich hin, aber entweder war der Pilot abhandengekommen oder unsere Uhren gingen falsch.
    »Warum starten wir nicht?«, erkundigte ich mich höflich.
    »Es fehlen noch zwei Passagiere, Sir. Sie werden über die Lautsprecher ausgerufen. Wenn sie nicht in kürzester Zeit eintreffen, werden wir ohne sie starten, Sir.«
    »Danke.«
    Sie kamen nicht. Es war ein schöner sonniger Nachmittag, als wir in einer weiten Schleife westwärts drehten. Die Maschine gehörte einer kleineren Gesellschaft, die jeden Dollar mitnehmen wollte und deshalb in Buffalo und Detroit zwischenlandete. Aber es ging immerhin doch schneller als mit der Eisenbahn oder mit dem Wagen.
    Gegen halb fünf setzten wir in Chicago zur Landung an. Höflich, wie wir sind, ließen wir zuerst die anderen aussteigen. Danach angelten wir uns unsere Reisetaschen aus dem Gepäcknetz und stiegen die Gangway hinab. An der Sperre standen zwei Figuren, deren Gesichter sich vorzüglich auf Steckbriefen ausgenommen hätten.
    Wir zeigten unsere Flugscheine einem Angestellten und wollten zum Gepäckschalter. Da kamen die beiden Figuren heran, grinsten vage, und der Kleinere murmelte: »Guten Flug gehabt?«
    Phil nickte. »Ach ja, wir sind zufrieden.«
    Die beiden liefen neben uns her, als ob sie uns erwartet hätten. Da sie keine Mäntel trugen, konnte man die leichte Ausbeulung in der linken Achselhöhle erkennen, wenn man einen Blick dafür hatte. Wir hatten ihn.
    Phil stieß mich leicht an. Ich sagte nichts. Auch die beiden Fremden schwiegen, als wir unsere beiden Koffer abholten. Vor dem Haupteingang schnipste der Kleinere lässig mit dem Finger. Sofort rollte ein Palast auf Rädern heran. Er fuhr die Scheinwerferausrüstung eines einsatzbereiten Kriegsschiffes vor sich her. Außen gab es viel Chrom und innen viel Platz.
    In die Stadt mussten wir sowieso. Wenn wir das Taxi einsparen konnten, würde es unsere Spesenabteilung nicht übel nehmen. Neugierig kletterten wir in den fahrenden Palast. Man hielt uns sogar die Türen auf.
    Am Steuer saß ein Mann in hellgrauer Fahreruniform. Die beiden Bullengesichter nahmen vorn Platz und überließen uns das Reich hinten. Ich beugte mich vor und fragte: »Sie kennen uns?«
    Der Größere verzog keine Miene, der Kleinere dagegen grinste: »Es gab doch gar keine andere Möglichkeit! Alle anderen Passagiere waren entweder allein, zu dritt oder Ehepaare.«
    Ich ließ die Reihe der Mitreisenden vor meinem geistigen Auge vorüberziehen. Er hatte recht. Wir waren die einzigen beiden Männer gewesen, die zusammengehörten. Aber in New York hatten zwei Fluggäste die Maschine verpasst. Vermutlich waren es diese Leute, mit denen wir verwechselt wurden.
    Gerade wollte ich versuchen, ihnen möglichst freundlich die Verwechslung zu erklären, als ich einen warnenden Blick meines Freundes auff ing. Achselzuckend lehnte ich mich in die Polster zurück und schwieg.
    Eine gute halbe Stunde fuhren wir durch die Straßen, bis wir in die Auffahrt zu einer recht beachtlichen Villa einbogen. Rechts und links von der eleganten Freitreppe erstreckte sich ein Gebäudeteil mit einem runden Dutzend von hohen Fenstern. Wilder Wein rankte sich an der westlichen Hauswand empor. Im Park standen Blautannen, Eichen und Platanen. Es sah alles sehr nach Dollars aus.
    Wieder riss man uns die Türen auf, als ob wir sonst was für hohe Tiere wären. Ich stieg aus und warf Phil einen fragenden Blick zu. Langsam wurde es wohl Zeit, den Irrtum aufzuklären. Aber Phil schüttelte unmerklich den Kopf. Entweder hatte er unsere Rindviecher vergessen oder die Sache hier machte ihm Spaß.
    Schweigend stiegen wir Stufe für Stufe der breiten Treppe hinauf. Bevor wir die doppelflügelige Haustür erreichten, wurde sie von innen aufgerissen. Wir entdeckten zwei livrierte Diener, die sehr englisch aussahen. Unsere beiden Abholer ließen uns höflich vorangehen. Ich musste an die Ausbeulung ihrer Jacketts denken und hatte ein kribbelndes Gefühl im Rücken, als ich sie hinter uns wusste.
    Durch eine Empfangshalle von der Größe eines kleinen Tanzsaales ging es in ein Gemach von nicht geringeren Ausmaßen. Wo nicht gerade Fenster oder Türen in der Wand waren, ragten vollgestopfte Bücherregale bis an die Decke. Ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher