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0165 - Bis zum letzten Atemzug

0165 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: 0165 - Bis zum letzten Atemzug
Autoren: Bis zum letzten Atemzug
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die Hand.
    »Bully, bring Whisky!«, befahl er und tupfte sich die feuchte Stirn mit einem Tuch ab.
    Wir genehmigten uns einen, denn auch unsere Kehlen waren von diesem Handel trocken geworden. Bully Hynes sah zu. Er bekam keinen Whisky, und er hatte es wohl auch nicht erwartet.
    »Wie wollen wir jetzt die Übergabe der Sachen vornehmen?«, fragte unser fragwürdiger Partner.
    »Wir holen das Geld und treffen uns an einem neutralen Ort wieder.«
    »Und wenn Sie uns eine Falle stellen?«
    Phil zuckte die Achseln.
    »Wie sonst?«
    »Unsere beiden Leute fahren mit Ihnen, wenn Sie das Geld holen. Danach kommen Sie wieder hierher und bekommen die Ware.«
    »Damit Sie rauskriegen, wo wir unser Geld haben!«, lachte Phil. »So geht’s auch nicht.«
    »Augenblick mal!«, mischte ich mich ein. »Ich bin müde und möchte, dass die Sache jetzt endlich zu einem Abschluss kommt. Ich schlage einen Kompromiss vor: Mein Freund holt unser Geld allein, während ich gewissermaßen als Faustpfand hierbleibe. Du triffst draußen ein paar Vorsichtsmaßnahmen, damit man uns hier nicht aufs Kreuz legt, wenn du mit dem Geld hier ankommst. Einverstanden?«
    Nach einigem Zögern erklärte sich zwar der Bursche hinter dem Schreibtisch mit dieser Lösung einverstanden, aber jetzt wollte Phil wieder nicht. Er hatte alle möglichen Gründe, aber in Wahrheit ging es ihm natürlich nur darum, dass nicht ich allein in der Höhle des Löwen zurückblieb.
    Ich überredete ihn, und schließlich zog er ab.
    »Es kann zehn Minuten länger dauern«, sagte er. »Ich bringe bei der Gelegenheit unser Gepäck ins Hotel.«
    »Ja, natürlich«, erwiderte der Schreibtischknabe. Er hatte Phil vorher gesagt, dass er gern den fahrenden Palast benutzen dürfe, mit dem wir gekommen waren.
    Ich rechnete, als Phil das Haus verlassen hatte. Bis zur Stadt und zu einem Hotel, wo er zunächst unser Gepäck unterstellen und telefonieren konnte, würde er nicht mehr als fünfzehn Minuten brauchen. Dieselbe Zeit musste man für den Anmarsch der Kollegen einsetzen. Dazu zehn Minuten für ein paar Vorbereitungen. Alles in allem war also in etwa vierzig Minuten mit einem Knall zu rechnen.
    Ich steckte mir sorglos eine Zigarette an. Zumindest in den nächsten dreißig Minuten konnte ich mich so sicher fühlen wie in Abrahams Schoß. Ich lehnte mich vor und raunte vertraulich: »Wer war eigentlich die Frau? Ich habe es im Allgemeinen nicht gerne, wenn Frauen um die Geschäfte Bescheid wissen.«
    »Sie weiß von nichts. Obgleich sie unsagbar neugierig ist und unentwegt im ganzen Haus herumschnüffelt. Sie erfüllt eine untergeordnete Aufgabe, ohne irgendetwas zu wissen, wodurch sie gefährlich werden könnte.«
    »Das ist immer am besten«, nickte ich. »Man kann den Weibsleuten nicht trauen! Immer schnattern sie.«
    Von den Frauen im Allgemeinen kamen wir auf die Politiker im Allgemeinen. Von den Leuten zu ihren Aufgaben. Wir sprachen über das Raketenprogramm der Armee und der Luftwaffe. Über die letzten Ausscheidungsspiele der Baseball-Mannschaften, über allen möglichen belanglosen Kram.
    Bis plötzlich einer der Diener auftauchte und dem Mann am Schreibtisch etwas ins Ohr flüsterte. Ich sah, wie er stutzte. Der Diener flüsterte noch etwas. Das Gesicht meines Gegenübers wurde zu einer starren Maske.
    »Ich bin gleich wieder da«, brummte er. »Immer gibt es Ärger mit den Angestellten!«
    Ich sah ihm aus den Augenwinkeln nach, während er zur Tür marschierte. Irgendetwas stimmte nicht. Den Ärger mit den Angestellten kaufte ich ihm nicht ab. Bei einer so wichtigen Sache, wie wir sie verhandelten, hatte er sich niemals durch irgendeine Lappalie so erschrecken lassen. Es musste etwas Schlimmeres geschehen sein.
    Unauffällig rückte ich meinen Stuhl so, dass ich meine beiden Bewacher im Blickwinkel hatte. Meine Pistole saß im Schulterhalfter, und sie war geladen wie immer. Aber die anderen hatten auch Schusswaffen, und sie waren in der Überzahl.
    Eine Weile sagte niemand etwas. Das Schweigen wurde drückend. Ich tippte meine Zigarette in den Aschenbecher. Hynes sah mich mit der Aufdringlichkeit eines Mannes an, der noch nie etwas von den Regeln des guten Benehmens gehört hatte. Der Kleinere beschäftigte sich mit Kaugummi. Seine Kiefer mahlten unaufhörlich, während er auf seine Fingerspitzen starrte.
    Es mochten vielleicht zehn Minuten vergangen sein, als der Mann wieder hereinkam, der hier der Boss zu sein schien. Seinem Gesichtsausdruck konnte man nichts entnehmen,
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