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0165 - Bis zum letzten Atemzug

0165 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: 0165 - Bis zum letzten Atemzug
Autoren: Bis zum letzten Atemzug
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die Hand.
    »Ich bin Gregory Poolis. Freut mich, euch kennenzulernen.« Er beugte seinen Kopf vor und raunte so leise, dass es die Gangster nicht hören konnten: »Ich soll mit euch Zusammenarbeiten.«
    »Wegen der Rindviecher?«, fragte ich.
    Er nickte ergeben.
    »Wegen der Rindviecher. Aber nicht nur. Inzwischen hat es deshalb auch schon die ersten Toten gegeben. Einen Viehhändler. Er ist seit vorgestern früh nicht mehr nach Hause gekommen. Sein Auto wurde bereits gefunden. Von ihm fehlt jede Spur.«
    ***
    Eine knappe halbe Stunde später saßen wir bereits dem Chicagoer FBI-Boss gegenüber. Im Gegensatz zu Mr. High war er eine gedrungene, kantige Erscheinung, aber er hatte denselben wachen, intelligenten Blick wie unser Boss in New York. Seine Leute nannten ihn nur »Chef«, in Wahrheit aber hieß er Robert G. Wagner.
    »Hat man Sie durch die Mangel gedreht, Cotton?«, fragte er.
    »Es ging. Ich habe Schlimmeres erlebt.«
    »Sie haben ja gleich mächtig losgelegt! Keine Stunde in Chicago und schon die Juwelendiebe in der Hand haben, das wird Ihnen wieder ein paar dicke Punkte in der Personalakte einbringen.«
    »Reiner Zufall«, erwiderte Phil wahrheitsgemäß. »Wenn uns diese beiden Steckbriefgesichter nicht so unvorsichtig angesprochen hätten, wäre ich auf Hynes gar nicht aufmerksam geworden. Als ich ihn allerdings erst einmal erkannt hatte, war für mich klar, dass wir auf der Fährte bleiben mussten. Hynes ist damals zwar freigesprochen worden, aber es war ein Freispruch wegen Mangels an Beweisen. Und nach dem, was inoffiziell durchsickerte, war sogar der Richter der Überzeugung, dass Hynes dennoch der Mörder ist.«
    »Ja«, nickte Wagner. »Das stimmt. Auch wir sind davon überzeugt, dass Hynes ein so schwerer Junge ist, dass er mindestens für fünfzehn Jahre hinter Gitter gehört. Aber mit einer Überzeugung allein sind bei uns keine Zuchthausstrafen zu erwirken. Und es wäre traurig, wenn es das gäbe. Aber ich denke, wir wollen gleich zum Thema kommen. Sie wissen Bescheid?«
    Ich schüttelte den Kopf und grinste: »No. Wir wissen nicht mehr, als dass es um Rinder geht. Ehrlich gesagt, ich habe seit meiner frühesten Kindheit kein richtiges Rindvieh mehr gesehen. Jedenfalls kein vierbeiniges.«
    »Dann wurde es Zeit, dass Sie mal nach Chicago kamen, Cotton. Hier können Sie täglich Tausende sehen, wenn Sie sich nur zur richtigen Stelle begeben. Nämlich in die Schlachthöfe. Ein ganzes Viertel besteht nur aus Schlachthöfen und Fleischkonservenfabriken. Tag und Nacht liegt dort der Geruch von Blut in der Luft.«
    »Ekelhaft«, brummte Phil. »Ich habe eine empfindliche Nase.«
    »Die werden Sie sich für die nächsten Tage und vielleicht auch Wochen abgewöhnen müssen, Decker. Also passen Sie auf!«
    Er zog eine handgemalte Karte unter einem Stapel von Akten hervor. Es war die Handzeichnung eines Stadtplanausschnittes.
    »Das ist der Komplex der Northern Meat Company. In Chicago nennt man die Firma allgemein nur NMC. In diesen vier Hallen hier werden täglich, ich weiß nicht wie viele Rinder getötet, enthäutet, ausgenommen und verarbeitet. Millionen von Konservendosen nehmen von hier aus ihren Weg in alle Welt. Sie können diese Karte behalten. Ich würde Ihnen empfehlen, sich die Lage jedes Gebäudes, jedes Tores, überhaupt jede Kleinigkeit genau einzuprägen. Sie müssen diese Karte im Kopf haben, noch bevor Sie die Firma selbst sehen.«
    »Geht in Ordnung«, sagte Phil und steckte die Karte ein.
    Wir steckten uns Zigaretten an, die Wagner anbot, und dann fuhr er fort: »Seit vier Jahren geschieht bei dieser Firma etwas sehr Merkwürdiges: Sie kauft bei einem Händler sagen wir zehntausend Rinder ein. Die zehntausend kommen mit vier oder fünf Transporten auch aufs Stück genau bei der Firma an. Auf der Karte finden Sie die Korrale eingezeichnet, wo sich das Vieh bis zur Schlachtung aufhält. Wohlgemerkt: Beim Eintrieb in die Korrale sind es noch immer genau zehntausend Stück. Von nun ab aber wird nicht mehr gezählt. Nach den Berechnungen der zuständigen Stellen müssten jetzt so und so viele Büchsen Fleisch herauskommen. Das klappt aber nur selten. Meistens fehlen derartige Mengen, dass die Firma einen Diebstahl von zwei-, drei- oder vierhundert Stück Vieh anzeigt. Zwei Jahre lang hat sich die Stadtpolizei mit dem Kram beschäftigt. Sie fand einfach keine Spur. Dabei kann man doch mitten in einer Stadt nicht so einfach ein paar Hundert Rinder stehlen und verstecken, nicht
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