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2245 - Operation Kristallsturm

Titel: 2245 - Operation Kristallsturm
Autoren: Unbekannt
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Gleichgewicht herzustellen, wie er es in seinem neuen Leben als „mobiler Toter" brauchte. Es stand zu erwarten, dass sich Überreaktionen mit der Zeit verloren, wenn alles gut ging ...
    Daellian sah den unterschiedlich gefärbten Flüssigkeiten zu, die aus Düsen auf die Oberfläche des Medotanks sprühten. Danach folgte eine milchige Brühe, zuletzt ein warmer Luftstrom. Die Oberfläche des Tanks trocknete innerhalb weniger Sekunden.
    Und sie glänzte, als sei sie frisch lackiert.
    Das gegenüberliegende Schleusenschott öffnete sich, Daellian schwebte hinaus. „Ich hoffe, der Service unserer Anlage hat Sie überzeugt", empfing ihn Trevor-Hansen Bold. „Es tut mir Leid, ich konnte Sie unmöglich ohne Desinfektion in die Endmontage lassen."
    „Damit werde ich auch nicht wieder lebendig!"
    Bold reagierte nicht. Er kannte die Sprüche schon, ebenso wie die fixe Idee Daellians, alle Welt müsse ihn siezen.
    Daellian stimmte dem Produktionsleiter in Gedanken zu. Außerdem gingen die Spuren seiner heimlichen Pirsch nach Gerüchen im Uferschilf keinen etwas an. Man musste ihm nicht unbedingt ansehen, wo er sich herumgetrieben hatte.
    Ist es menschliche Eitelkeit?, fragte er sich. Kann ein Toter eitel sein?
    Er konnte, wie Malcolm S. Daellian schnell lernte. Die Politur des Tanks gefiel ihm. Einen Viertelmeter höher als bisher schwebte er hinter dem Produktionsmanager her.
    Sie durchquerten die transparente Kunststofftür, die beide Hallen miteinander verband. Trevor-Hansen Bold blieb stehen. Mit dem rechten Arm vollführte er eine sämtliche Anlagen umfassende Geste. „Das alles verteilt sich ab morgen auf zwei zusätzliche Etagen, die uns die Verwaltung zur Verfügung stellt."
    Malcolm S. Daellian musterte die schätzungsweise drei Dutzend Produktionslinien, die sich als metallblaue Stränge durch das überdachte Areal zogen. An manchen Stellen besaßen sie dicke Knoten, dort arbeiteten gruppenweise Menschen oder auch Roboter an der Endkontrolle der einzelnen Produkte.
    Zwischen Ersatzteilen für Zyklotraf-Ringspeicher und Steuermodulen für Fusionsmeiler sah Daellian Einzelelemente von Hypertron-Zapfantennen, gewölbte Scheiben mit radial gekrümmten Kanten. Sie trugen die Aufschrift „B". „Wegen des Buchstabens habe ich Sie hergebeten, Sir", sagte der Produktionsmanager. „In den Steuerpositroniken ist kein Hinweis enthalten, wer das angeordnet hat."
    Er deutete anklagend auf die halb durchsichtige Wand der Halle, aus der Daellian gekommen war.
    Dahinter ragten klobige Riesen empor, die Biege- und Formanlagen. „Beinahe hätte ich die Produktion angehalten."
    Ein Produktionsstopp hätte einen Zeitverlust von mehreren Stunden bedeutet, das wusste Daellian. „Die Anordnung kam von mir", erklärte der Leiter der Waringer-Akademie. „Sie hängt unmittelbar mit den zusätzlichen Etagen zusammen."
    „Entschuldigung, aber ich verstehe nicht ganz, was das ..."
    „Die Angelegenheit unterliegt höchster Geheimhaltung. Die Automaten transportieren alle fertig montierten Teile mit der Aufschrift Bin ein Sammellager im Nachbarkomplex."
    Für Malcolm S. Daellian war damit alles gesagt, aber Bold schien mit der Auskunft keineswegs zufrieden. Daellian nahm es ihm nicht übel. Doch Projekte wie RAINBOWI unterlagen höchster Geheimhaltung.
    Den Grund dafür kannten sie alle. Er besaß die Gestalt eines gigantischen Igels unweit dem Zentrum Terranias, zwischen Zoo und Gobi-Park. Die Anhänger des Predigers Carlosch Imberlock nannten das Gebilde den „Tempel der Degression". Er bildete das spirituelle Zentrum der Anhänger Gon-Orbhons. „Es hat mit diesen Kranken zu tun", sagte Daellian fast beiläufig. „Wir wissen nicht, wie viele von Imberlocks Anhängern in unseren Werkstätten arbeiten."
    Bolds Miene verdüsterte sich. „Für meine Leute lege ich die Hand ins Feuer."
    Tu es lieber nicht, dachte Daellian, blieb aber höflich. „Reden wir über etwas anderes", meinte er.
    Wenn sie großes Aufhebens davon machten, zeigten sie den Verblendeten nur, wie wichtig man sie nahm. Das wiederum stärkte das Selbstvertrauen der Jünger und verleitete sie zu weiteren Selbstmordanschlägen.
    Es war schon schlimm genug, dass sich seit eineinhalb Monaten um den „Tempel der Degression" herum ein Wohnghetto bildete - wo die Jünger Gon-Orbhons waren, verließen die anderen Bürger ihre Wohnungen, wodurch nur noch mehr Wohnraum für die Kultisten frei wurde und eine neue Zuwanderung begünstigte. Immer mehr Anhänger Carlosch
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