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2045 - Aufruhr im INSHARAM

Titel: 2045 - Aufruhr im INSHARAM
Autoren: Unbekannt
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von sich selbst gewann: durchscheinend, mit prall gefülltem Bauchsack, dennoch elegant und mächtig. Das lange Warten schien ein Ende zu haben. Doch noch hatte Ruyde Angst davor, der Fremde könne nur neugierig sein und sich wieder entfernen, sobald er genug von ihr gesehen hatte.
    Sein Name war Karja Menem Siganter, das teilte er ihr mit beruhigenden Impulsen über das Sinjazz-Organ mit, bevor er nahe genug heran war, um direkt über die Ultraschallstimme mit ihr zu kommunizieren. Es war keine konkrete Botschaft. Sie sah den Namen einfach in sich, so, wie man Symbole sieht. Es war mehr ein Eindruck als eine Reihe von aufeinanderfolgenden Silben.
    „Hab keine Angst!" begrüßte sie der Fremde in einer Sprache, die sie sofort verstand. „Ich habe deine Rufe gehört. Jetzt bin ich hier."
    „Ich habe keine Angst", antwortete sie, instinktiv wissend, wie sie ihr Sprechorgan zu gebrauchen hatte. Die bei den Evoesa umtanzten sich, jeder neugierig auf den anderen. Dabei fühlte Ruyde, dass Karja ebenfalls noch jung war - vielleicht einige Dutzend Jahre älter als sie, vielleicht einige hundert. „Ich habe nur so viele Fragen ..."
    „Das verstehe ich", sagte Karja. „Mir ging es genauso, als ich so war wie du."
    „Und heute? Wie bist du heute?"
    Ruyde tanzte immer aufgeregter. Sie sah diesen anderen Körper und wusste, dass sie sich sah. Und Karja bog seinen drei Meter langen Leib und umkurvte sie. Manchmal berührten sich ihre Gliedmaßen. „Nicht viel anders als du, Ruyde", meinte er. „Damals, als ich meiner bewusst wurde, hatte ich die gleichen Fragen, die du sicher auch noch hast.
    Vielleicht kann ich dir helfen, einige von ihnen zu beantworten."
    „Ich wäre glücklich", sagte Ruyde. Karja schoss impulsiv um einige hundert Meter davon, tanzte im Ozean, wendete und kam wieder zurück. Er beherrschte das Schwimmen im Psi-Wasser perfekt. Ruyde wünschte, er würde ihr das zeigen. „Also, Ruyde", begann er. „Was sind deine wichtigsten Fragen?"
    „Meine allerwichtigste Frage ist", sagte sie, „woher das Wissen kommt, das mir bis zum heutigen Tage zugeströmt ist. Ich hatte keinen Lehrer; niemanden, der sich mit mir, wie du jetzt, unterhält."
    „Diese Frage kann sogar ich dir beantworten. Sie war, gen au wie bei dir, die erste, die sich mir gestellt hat, nachdem ich meiner selbst bewusst wurde."
    „Und?" fragte sie ungeduldig. „Wie lautet die Antwort?" Karja umtanzte sie, als mache es ihm Spaß, sie schmachten zu lassen. Jedenfalls war das ihr erster Eindruck. Der zweite war, dass er sie umschwärmte. Auch das war nur ein Gefühl, nichts Konkretes. Sie wartete geduldig auf seine nächsten Worte. „Wir sind die Evoesa, so heißt unser Volk", teilte er ihr mit. „Und jeder Evoesa, so habe ich es bisher verstanden, stößt im Augenblick seines Todes einen Fötus aus, aus dem sich ein neues Leben entwickelt. Nach Jahren der Entwicklung finden dieser Fötus und das im Psi-Ozean konservierte Bewusstsein des verstorbenen Elters zusammen, und das Junge erwacht zum geistigen Leben. Nach und nach öffnen sich ihm alle Erinnerungen des übertragenen Bewusstseins, all das Wissen des Elters."
    Das war eine Erklärung, die Ruyde geradezu elektrisierte. „Dies leuchtet mir ein", sagte sie. „Aber warum weiß ich dann nichts von meinem Elter?
    Warum kenne ich nicht seinen Namen, sondern nur meinen?"
    „Er oder sie ist erloschen, Ruyde. Er oder sie ist Vergangenheit. Du bist das neue Wesen und die Zukunft."
    Sie war nicht ganz zufrieden mit dieser Auskunft, aber Karja verstand es, sie abzulenken. Er lockte sie in die offenen Strömungen hinaus und spielte mit ihr. Sie ließen sich treiben und wälzten sich um ihre eigene Körperachse. Es waren die schönsten und unbeschwertesten Stunden in Ruydes jungem Leben. Karja führte sie in Bereiche des Ozeans, in denen sie niemals zuvor gewesen war. Er war viel größer und mannigfaltiger, als sie sich das jemals vorgestellt hatte. Sie geriet in eine Art Rausch, wechselte mit Karja die Strömungen und überschlug sich vor Freude. Sie hatte einen Freund gefunden! Sie war nicht mehr allein.
    Und Karja zeigte ihr, wie sie ihr Rückstoßorgan effizienter einsetzen konnte. Er unterwies sie im Gebrauch des Sinjazz-Multiorgans, und wieder öffnete sich eine neue Welt, ein weiterer Vorhang für sie. Die Rufe im psimateriellen Ozean, die Stimmen der anderen Evoesa, drangen von allen Seiten auf sie ein, so klar, dass sie sie verstehen konnte.
    „Ruf sie selbst, Ruyde!" ermutigte sie
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