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2045 - Aufruhr im INSHARAM

Titel: 2045 - Aufruhr im INSHARAM
Autoren: Unbekannt
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weiterzuwirken, bis der Gefährte eines Tages in einem neuen Körper wiedergeboren wurde. Sie hoffte, so lange zu leben.
    Noch besaß sie genügend Reserven an Aktionsmaterie in ihrem Bauchsack - im Gegensatz zu Karja, bei dem sie aufgebraucht war.
    Qual!
    Ruyde hatte diesen Tag seit langer Zeit sehr gefürchtet. Sie hatte erleben müssen, wie Karjas Kräfte schwanden und wie seine Bauchfalten immer tiefer wurden. Und nun ging es zum letzten Ziel, jenem Seitentunnel des INSHARAM, in dem Karja Menem Siganter seiner selbst zum erstenmal bewusst geworden war, vor Zehntausenden von Jahren. Er hatte seine Gefährtin gebeten, ihn dorthin zu begleiten, damit er in ihrem Beisein sterben könne. Natürlich hatte sie dieser Bitte entsprochen. Sie wäre auch mit ihm gegangen, wenn er nicht gefragt hätte.
    Sie glitten dahin. Karja befand sich bereits in einer Art Dämmerzustand. Er besaß kaum noch sinnliche Wahrnehmungen und war vollständig auf Ruyde und ihr Sinjazz-Organ angewiesen. Von ihr gelenkt, schwamm er fast geradlinig auf ihr Ziel zu. Wenn er vom geraden Kurs abkam, dann nur, um einer ungünstigen Strömung auszuweichen und in eine bessere zu wechseln. Dieses Manövrieren verbrauchte die allerletzten Reserven an Aktionsmaterie.
    Mehr als einmal fürchtete Ruyde, dass sie das Ziel nicht erreichten.
    Unendliche Trauer ...
    Sie fühlte die Hilflosigkeit ihres Gefährten, als wäre es ihre eigene. Auf der anderen Seite hoffte sie, dass sie ihm die Kraft geben konnte, die er noch brauchte. Ganz nahe schwamm sie neben ihm. Mit ihrer rechten Vordergliedmaße berührte sie ihn. Karja drehte leicht den Kopf, und dann sah er Ruyde an. Es war nur ein kurzer Blick, aber in ihm lag alle Dankbarkeit, die ein Evoesa empfinden konnte.
    Ruyde stieß einen stummen Schrei aus, der sich, getragen von der Psi-Materie, über den Ozean verbreitete und ein hunderttausendfaches Echo fand.
    Nur noch Stunden, dann würde sie allein sein zwar eine von vielen, aber ohne den Anker, den Karja immer für sie dargestellt hatte. Er war weise gewesen und immer für sie da. Er hatte auf fast alle Fragen eine Antwort gewusst.
    Jetzt rückte sie an seine Stelle und musste die Jungen unterweisen. Sie musste ihr Anker sein. Vielleicht würde das ihren Schmerz lindern, aber dies lag in weiter Zukunft. Sie wechselten unter Ruydes Anleitung wieder die Strömung, glitten von einer, die ihnen Widerstand bot, in eine hinein, die sie in die richtige Richtung weiterzog, als Ruyde über ihr Sinjazz-Organ etwas wahrnahm, was nicht in die allgemeine Trauer um ihren sterbenden Gefährten passte. Es war etwas anderes, ein Aufruhr der Emanationen.
    Alarm!
    Der Aufruhr kam vom Auroch-Maxo-Dimensionstunnel. Als sich Ruyde, ohne Karja zu vernachlässigen, darauf konzentrierte, erfuhr sie den Grund dafür. Es sah ganz so aus, als sei ein Fremdkörper durch den Dimensionstunnel in das INSHARAM eingedrungen und zwar einer, dessen positive oder negative Natur sich noch nicht zweifelsfrei ermitteln ließ. Die dort befindlichen Evoesa neigten allerdings dazu, den Fremdkörper zu beseitigen, bevor er in dem angespannten, prall gefüllten Zustand des INSHARAM Schaden anrichten konnte.
    Ruyde Kerima Bassa wusste, dass sie sich unter normalen Umständen sofort in Richtung Dimensionstunnel in Bewegung hätte setzen müssen, um zu verhindern, dass ihre Artgenossen womöglich einen Fehler begingen. Die Evoesa waren das, was ein Mensch die „Polizei" des INSHARAM genannt hätte, die Gesundheits- und Ordnungspolizei. Sie waren eine Art „weiße Blutkörperchen" des INSHARAM-Organismus, und dafür standen ihnen auch ohne Technologie alle Mittel zur Verfügung, Eine genügend große Zahl von Evoesa hatte normalerweise keine Mühe damit, einen Eindringling energetisch zu überladen und für immer in den Hyperraum zu schicken. Und diese Zahl hatte sich schnell zusammengefunden. Es war nur fraglich, ob die aufgeregten Wächter mit ihrer ersten Einschätzung richtig lagen. Positiv und negativ waren Begriffe, die sich von den Evoesa, bis auf wenige Ausnahmen, kaum klar definieren ließen. Die Evoesa gehorchten ihren Instinkten und Gefühlen, wenn es darum ging. Rein intuitiv fällten sie ihr Urteil. Was als positiv eingestuft wurde, durfte bleiben, um weiter seinen Weg zu gehen, Was als negativ „erkannt" wurde, musste entsorgt werden.
    Und mehr als einmal, so wusste Ruyde, hatte ihr Volk im Zweifel gegen den Neuankömmling entschieden. Sollte dies nun wieder so eine Gelegenheit sein?
    Sie
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