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194 - Die Hölle der Erkenntnis

194 - Die Hölle der Erkenntnis

Titel: 194 - Die Hölle der Erkenntnis
Autoren: Jo Zybell
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fühlten sich die Bilderströme aus Grao’sil’aanas Aura an. Dennoch sah der Sol deutlich den steinernen Tafelberg in der Abendsonne glühen, und den Kampf mit den Ureinwohnern, die sich »Anangu« nannten. (Er ist voller Hass und Zerstörungswut), sendete Grao’sil’aana.
    Der Sol merkte es dem Sil an, dass er sein Leben seit langem mit einem Angehörigen der Primärrasse teilte. Hass, Wut – Grao’sil’aana benutzte die Begriffe wie selbstverständlich. Dabei kannte ein Daa’mure das, was sie meinten, nur vom Hörensagen.
    (Was soll das für eine Macht sein?) Ora’sol’guudo spürte Unwillen in sich aufsteigen. Zu viel geriet ihm außer Kontrolle in diesen Stunden, und jetzt noch diese orakelhaften Neuigkeiten. (Weitere Primärrassenvertreter?) (Viel stärker, viel mächtiger), kam es zurück. (Ein uraltes kosmisches Wesen, das uns vernichten will!) Behutsam berührte Ora’sol’guudo den Heimkehrer. War Grao’sil’aana krank? Erschöpft und resigniert fühlte seine Aura sich an, das schon, aber krank? Und während Ora’sol’guudo die Erschöpfung und Resignation des Sil wahrnahm, spürte er auch, wie die energetischen Wellen der fremden Aura sich mehr und mehr zurückzogen.
    Der Sol beobachtete den wahnsinnigen Primärrassenvertreter. Trotz seiner körperlichen Einschränkungen – seine Beine gehorchten ihm so wenig, dass er alle paar Schritte stolperte – stürmte er fünfzig Meter unter ihm dem Wandler so zielstrebig entgegen, als wollte er ihn angreifen und mit bloßen Händen zertrümmern. Ein Halbkreis aus etwa dreißig Daa’muren erwartete ihn knapp hundert Meter vor der Steilwand.
    (Es ist, als würden die mentalen Schwingungen aus dem Wandler ihn anziehen, mein Sol), dachte Grao’sil’aana. (Was für eine Aura pulsiert da im Kern des Wandlers? Weißt du es, mein Sol…?)
    (Erkläre mir, was für eine Macht unter jenem roten Felsen lauert, Grao’sil’aana. Und erkläre mir, warum sie uns vernichten will.)
    (Das kann ich nicht. Aber so viel weiß ich: Mefju’drex ist bei ihr!)
    Dem Sol war, als hätte man ihn jäh mit Eiswasser Übergossen. (Mefju’drex, der Primärfeind?) Seine Aura wurde hart und spröde. (Bist du ganz sicher, Sil?) (Ganz sicher. Ich habe seine energetische Signatur erkannt.) (Bei Sol’daa’muran…) Unten im Krater war Grao’sil’aanas Gefangener nur noch wenige Schritte von den ermatteten Daa’muren entfernt. Würden sie ihn aufhalten können? (Was für eine Frage!), rief der Sol sich selbst zur Ordnung. Er merkte plötzlich, wie alle Kraft aus seinem Geist weichen wollte. Für kurze Zeit begriff er, was mit Grao’sil’aana los war – maßlose Schwäche hatte ihn ergriffen. Und jetzt, angesichts der schlechten Nachrichten, überfiel sie auch ihn. Er stemmte sich mit aller Kraft dagegen.
    Und dann, von einem Augenblick auf den anderen, pulsierte die fremde Aura wieder so allgegenwärtig wie zuvor. Sie war sogar noch stärker geworden: Eine Eruption ungeheurer mentaler Schwingungen überflutete den Sol, und ein fremder Wille überwältigte ihn aufs Neue. Für ein paar Atemzüge verlor er die Orientierung, fuhr herum, blickte nach allen Seiten, als suchte er einen heimlich lauernden Angreifer.
    (Ich bin es, den ihr »Wandler« nennt oder »Oqualun«.) Aus der fremden Aura strömten glasklare Gedanken. Sie berührten den Sol mit unwiderstehlicher Macht. (Habt keine Angst, seid ohne Sorge – nun, da ihr mich erkannt habt, macht es keinen Sinn mehr, mich vor euch zu verbergen, wie ich es über so viele Äonen getan habe…)
    ***
    Gauko’ons dürrer Greisenkörper zitterte und bebte vor Erregung. Er krächzte und kreischte und wollte nicht aufhören, das Erwachen des Feindes und den bevorstehenden Kampf mit ihm zu verkünden.
    Während die Menge tobte und Gauko’on raste, drehte Matt Drax sich um. Über den Rand der Kuhle sah er ein Stück des Uluru in den Abendhimmel ragen. Der Fels sah braun und nicht mehr rötlich aus, denn die Sonne war inzwischen gesunken. Matthew versuchte sich zu vergegenwärtigen, dass tief in der Erde ein denkendes Wesen unter diesen Gesteinsmassen lebte.
    Er blickte wieder hinauf zum steinernen Podest und versuchte sich vorzustellen, dass nicht der alte Schamane dort schrie und krächzte, sondern das Wesen, das drei Kilometer entfernt unter dem Uluru lebte, seinen Mund benutzte und durch ihn sprach. Der Finder. Es gelang Matt kaum, diese Vorstellung aufrecht zu halten. Und dennoch war es so.
    »Der Ahne wird den Kampf annehmen!«
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