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194 - Die Hölle der Erkenntnis

194 - Die Hölle der Erkenntnis

Titel: 194 - Die Hölle der Erkenntnis
Autoren: Jo Zybell
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Seite ausweichen, doch die Schwertklingen bohrten sich in seinen Hals. So zwangen die Anangu seine Hand über die Glut, und er konnte sich nicht dagegen wehren.
    Blitzschnell zog Gauko’on die Schöpfkelle aus dem Kessel und leerte eine farblose Flüssigkeit über Matts Hand. Sie tropfte in die Glut, Stichflammen zischten empor und hüllten Matts Hand und Arm ein. Ein stechender Schmerz bohrte sich in seinen Finger, in seinen Handrücken, in sein Handgelenk, und schoss über seinen Arm in den ganzen Körper. Der Mann aus der Vergangenheit schrie auf und zuckte zurück.
    Die mit den Handschuhen ließen seinen Arm los, die Schwertklingen an seinem Hals und die Speerspitze an seinem Rücken wichen von ihm. Schreiend hob Matt Drax die Rechte.
    Ein Aufschrei ging durch die Menge vor dem Steinblock. »Bei Wudan…!«, hörte er Rulfan rufen.
    Der Mann aus der Vergangenheit starrte seine rechte Hand an, und der Schrei erstarb ihm auf den Lippen: Seine Hand strahlte, als wäre sie aus purem Gold…
    ***
    Grao’sil’aana tauchte auf, zwang seine Arme zu Schwimmbewegungen, schwamm seinem Gefangenen hinterher. Die Gedankenströme des Sol versiegten von einem Augenblick auf den anderen, und die übermächtigen mentalen Schwingungen schlugen wieder in Grao’sil’aanas Aura ein, wie ein Blitz in einen Tümpel. Ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein, was er tat, schwamm er weiter. Seine Aufmerksamkeit jedoch richtete sich ganz und gar und ungewollt auf die intensiven Gedankenströme des ungeheuerlichen Fremden.
    (Ich bin es, den ihr »Wandler« nennt oder »Oqualun«. Habt keine Angst, seid ohne Sorge – nun, da ihr mich erkannt habt, macht es keinen Sinn mehr, mich vor euch zu verbergen, wie ich es über so viele Äonen getan habe…) Mechanisch seine Arme bewegend, als wäre er eine Maschine, schwamm Grao’sil’aana dem Gefangenen hinterher.
    Der entfernte sich immer weiter. Die Gedankenströme der fremden Aura schienen ihn sogar noch voran zu treiben.
    (Ich bin einer der Sieben, ihr seid unsere Geschöpfe.
    »Daa’muren« haben wir euch genannt, Oqualune habt ihr uns genannt. Ich weiß, es ist schwer für euch, die Wahrheit zu erkennen, doch beunruhigt euch nicht, ich werde euch helfen…)
    Gegen seinen Willen lauschte Grao’sil’aana konzentriert – und begriff doch nicht. Er starrte die schwarze Steilwand der Raumarche an, des Wandlers. Aus ihm drang die Botschaft, in seinem Kern pulsierte die übermächtige Aura.
    Aus den Augenwinkeln registrierte er beiläufig, wie Dutzende Daa’muren in der Steintreppe hingen und sich nicht bewegten, wie der Sol sich hektisch an ihnen vorbeidrängte, und wie Ordu’lun’corteez vor dem Primärrassenvertreter aus dem Wasser auftauchte und sich aufrichtete.
    (Ihr seid mein Volk. Wir haben euch erschaffen, uns zu dienen.) Die Stimme in Grao’sil’aanas Geist rauschte wie ein Orkan. (Ihr habt gebaut, was wir euch zu bauen eingaben, und ihr habt euch geopfert, um uns von Daa’mur aus ins All zu bringen.)
    Möglicherweise, so dachte ein Winkel in Grao’sil’aanas Hirn, möglicherweise war alles ganz einfach zu erklären: Er war verrückt geworden und sonst gar nichts. Natürlich, das war die Erklärung!
    (Dass wir auf diesem kalten Planeten gestrandet sind, ist nicht eure Schuld. Die Zeit war wohl zu lang und die Strecke zu weit, um alle Funktionen der Arche aufrecht zu erhalten. Und ich habe geschlafen und konnte nicht eingreifen…) Grao’sil’aana versuchte die Gedankenströme zu ignorieren.
    Bilder des Wahnsinns – er wollte sie nicht sehen oder gar begreifen. Plötzlich merkte er, dass ihn nur noch wenige Schritte von Ordu’lun’corteez und dem Gefangenen trennten.
    Beide rangen miteinander, tauchten im Wasser unter, tauchten auf, schlugen aufeinander ein.
    Das Entsetzen schuf für kurze Zeit eine wohltuende Distanz zwischen Grao’sil’aana und den Gedankenströmen; das Entsetzen darüber, dass Ordu’lun’corteez den Primärrassenvertreter nicht überwältigen konnte. Unerhörte Kräfte schienen Daagson zu beflügeln.
    Wieder riss er den Lun unter Wasser, wieder tauchten sie gemeinsam auf. Grao’sil’aana sprang den entfesselten Primärrassenvertreter von hinten an, atmete aus und drückte ihn mit Ordu’lun’corteez’ Hilfe bis auf den Seegrund hinunter.
    Gemeinsam hielten sie ihn dort fest, bis er ihren Klauen entglitt und auftauchte.
    (Lasst ihn doch), gebot die fremde Aura. (Sein Schicksal ist bereits besiegelt.) Grao’sil’aana sah den Lun erstarren,
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