Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
194 - Die Hölle der Erkenntnis

194 - Die Hölle der Erkenntnis

Titel: 194 - Die Hölle der Erkenntnis
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Schwingenschlägen aufgewirbelten Luftmassen zerwühlten das Wasser. Ora’sol’guudo blickte sich um und sah dem Rochen hinterher. Thgáan schraubte sich rasch in große Höhe, so rasch, dass der Sol den Eindruck eines Flüchtenden gewann.
    Er wandte sich ab und stapfte finster brütend zu den Yakks.
    Nichts war mehr so, wie es gewesen war. Alle Ordnung war zusammengebrochen. Er kletterte auf den Rücken eines der Tiere und ritt davon.
    ***
    Wie einen Fremdkörper starrte er die goldene Hand an, als würde sie nicht zu ihm gehören. Matt Drax konnte es nicht glauben: Er konnte Poren, Härchen, Leberflecken erkennen – doch alles war von diesem goldenen Fluidum durchdrungen.
    So groß war der Schock, dass der brennende Schmerz in den Hintergrund rückte.
    »Was habt ihr mit seiner Hand angestellt?!«, hörte er Rulfan brüllen.
    Der Schmerz ließ nach, Matt versuchte die Finger zu bewegen. Kein Problem, sie fühlten sich an wie immer. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie die Menge der Telepathen sich vor dem Steinblock drängte. Jeder wollte die goldene Hand des Blonden sehen. Da und dort flammten Fackeln auf. Der Uluru war nur noch ein dunkelblauer Schatten. Die Nacht brach an.
    Gauko’on schob sich an den Mann aus der Vergangenheit heran. »Was war das?«, zischte Matt. »Was war das für eine Flüssigkeit?« Noch immer betrachtete er seine Hand. Der Goldschimmer ließ allmählich nach.
    »Diese Substanz kann die Lebensschwingungen des Feindes hemmen, wenn er mit ihr in Berührung kommt.« Nah an Matts Ohr beugte sich der Ekstatiker. Er roch nach Moder und Rauch, etwas Kaltes ging von ihm aus. »Wird der Feind mit dieser Hand berührt, paralysiert sie ihn. Das Metaplasma, aus dem er besteht, erstarrt.«
    »Was erzählst du da…?« Matt Drax sah den barbarischen Anangu-Schamanen verwirrt an. Dann wurde ihm wieder klar, dass die unheimliche Macht, die unter dem Uluru lebte, durch den Greis redete wie durch ein Medium.
    »Dringe zu ihm vor und berühre ihn damit«, flüsterte Gauko’on. »Die Substanz wird aus deiner Hand in ihn einströmen, ihn lähmen und hilflos machen und vollkommen schutzlos. So wird er empfänglich sein für den letzten entscheidenden Schlag des HERRN.«
    »Sobald ich ihn berühre?« Matt betrachtete seine Hand. Nur auf den Fingernägeln und an den Fingergelenken schimmerte es noch golden. Der Plasmahemmer schien im Gewebe versickert zu sein.
    »Sobald du ihn berührst, Maddrax«, flüsterte der Uralte.
    »Das ist SEIN Auftrag für dich. Und es ist deine Chance, deinen Erzfeind ein für allemal zu besiegen.«
    »Was war das für ein Zauber?« Rulfan tauchte neben ihm auf. Er starrte seine Hand an. »Was hat er gesagt?«
    Gemeinsam beobachteten sie, wie auch die letzten Reste des Goldschimmers verblassten. Die zerstörerische Substanz war endgültig in Matts Haut versickert.
    »Damit kann ich ihn vernichten«, murmelte Matt.
    »Wen?«
    »Den Wandler.«
    »Du kannst den verdammten Wandler…?« Rulfan verstummte. Mit offenem Mund und aus schmalen Augen musterte er seinen Gefährten.
    Die Anangu drängten sich um sie. Alle beäugten Matt. Die Greise bewegten stumm die Lippen. Gauko’on wartete auf eine Antwort. Still war es plötzlich. Über dem Uluru ging der Mond auf.
    Die Worte des Schamanen hatten Matthew Drax in Verwirrung gestürzt. Er hatte es also buchstäblich in der Hand, den Wandler zu vernichten; den Killerkometen, den großen Zerstörer, Herr der Daa’muren und somit Feind der Menschheit. Er hob die kontaminierte Hand. Und hatte der Finder nicht Recht? Galt er den Daa’muren nicht tatsächlich als Erzfeind?
    Nichts als Elend, Tod und Verderben hatten dieser vermeintliche Komet und seine Bewohner über die Erde und die Menschheit gebracht. Er hasste sie, ja, und er konnte sich nichts Besseres vorstellen als eine Erde ohne Daa’muren, ohne Wandler.
    Andererseits…
    »Was ist, Maddrax?«, sagte Gauko’on. »ER wartet auf deine Antwort.«
    Andererseits war der Wandler ein intelligentes Wesen, wie er hatte erfahren müssen. Ein ähnliches Wesen offenbar wie der Finder. Das war eine atemberaubende Neuigkeit. Die hatte Matt noch nicht verdaut; er hatte noch nicht einmal angefangen, sie zu verdauen. Welche neuen Perspektiven ergaben sich aus ihr? Immerhin war dieses Wesen jetzt erst erwacht. Konnte man am Ende mit ihm verhandeln?
    Er musste nachdenken, brauchte Zeit.
    »Ich traue dem Finder nicht«, raunte Rulfan. Er blickte sich um. Von allen Seiten belauerten die Anangu ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher