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194 - Die Hölle der Erkenntnis

194 - Die Hölle der Erkenntnis

Titel: 194 - Die Hölle der Erkenntnis
Autoren: Jo Zybell
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und seine schöne Illusion, einfach nur wahnsinnig geworden zu sein, brach zusammen: Ordu’lun’corteez nahm die Aura genauso wahr wie er. Zwei Daa’muren, die zur gleichen Zeit vom gleichen Wahnsinn heimgesucht wurden? Zu viel des Zufalls.
    Unfähig, sich zu bewegen, blinzelten sie dem wilden Primärrassenvertreter hinterher. Der Anangu stolperte dem Wandlermassiv entgegen. Plötzlich blieb er stehen. Er zitterte und zuckte nicht mehr. Das Wasser um ihn herum begann Blasen zu werfen, Dampf stieg auf und hüllte ihn ein. Und als die Dampfschwaden sich lichteten, schrumpfte sein Körper, wurde dunkel, wurde schwarz und vertrocknete.
    Wie ein grünes Blatt vergilbt und verwelkt und in schmutzige Fasern und Fetzen zerfällt, so schrumpfte und vertrocknete und zerfiel der Körper des Primärrassenvertreters.
    Grao’sil’aana starrte auf die Gewebsstücke und Kleiderfetzen, die von seinem Gefangenen übrig geblieben waren. Sie schaukelten verloren im Wasser, und er kam sich genauso zerrissen und verloren vor.
    (Ich weiß, es überfordert euren Geist, so unverhofft von meiner Existenz erfahren zu müssen…) Wieder beschlagnahmte die ungeheure Aura aus dem Wandler Grao’sil’aanas Bewusstsein. Er sah, wie der Sol aus knapp zwanzig Meter Höhe aus der Wandlerwand stürzte und im Wasser aufschlug.
    (… ich hätte euch das gern erspart, doch die Aurensperre zwischen euch und mir versagt offenbar bei euren neuen Wirtskörpern…)
    Der Sol tauchte auf, ruderte mit den Armen. Er schrie wie von Sinnen und hielt sich den Kopf fest, als er losrannte.
    Grao’sil’aana blickte dem Obersten seines Volkes nicht einmal hinterher. War jetzt nicht ohnehin alles vergeblich, jede Bewegung, jeder weitere Gedanke? Eine tiefe Erschöpfung erfasste ihn.
    (… und nun, da es geschehen ist, müsst ihr der Wahrheit ins Auge sehen. Es ist wie ein neues Leben für euch, so wie auch für mich.)
    Ordu’lun’corteez’ Schwingen schrumpften, sein Schädel nahm die normale Form des Wirtskörpers an. Die ungeheure Aura schien ihm die Kraft zu rauben, die Gestalt eines Flügelwesens noch länger aufrecht zu erhalten.
    (Kommt nun alle zu mir. Ich werde euch erklären, was ihr zu tun habt…)
    Plötzlich wollte es Grao’sil’aana scheinen, als konzentrierten sich die Gedankenströme aus dem Inneren des Wandlers einzig und allein auf ihn!
    (Kommt, habt keine Angst, es wird alles gut…) Grao’sil’aanas letzter Widerstand schmolz dahin. Er kam sich vor wie ein Sklave vor seinem Herrn, wie ein Säugling im Arm seiner Mutter, wie ein zum Gehorsam geschaffenes Glied am Körper eines unwiderstehlichen Willens…
    ***
    Weg, nur weg von dieser Aura! In weiten Sätzen sprang der Sol durch das Wasser. Vorbei an Grao’sil’aana und Ordu’lun’corteez, vorbei an all seinen entsetzten und in ihrem Willen gelähmten Daa’muren. Er schwamm durch Untiefen, lief über Sandbänke, tauchte durch Gräben.
    Er wusste genau, dass er letztlich nicht fliehen konnte vor dieser unerklärlichen Macht. Überall würde sie ihn aufspüren und ansprechen. Dennoch rannte er wie von Sinnen.
    Wo standen die Reittiere? Er konnte sie nirgends erkennen und tastete mental nach ihren primitiven Nervensystemen.
    Die Gedankenströme der fremden Aura drohten seinen Schädel zu sprengen, während er rannte. Ungeheuerliches flutete in seinen Geist.
    Er und die Daa’muren nur Diener eines Mächtigeren? Die Entwicklung der Kontrograven ein Mosaik im Plan gottgleicher Wesen? Der Start seines Daa’murenvolkes in Wahrheit die Flucht lebendiger Oqualune? Er und sein Volk weiter nichts als austauschbare Werkzeuge?
    Nein! Niemals!
    NIEMALS!
    Sein Volk war hier, um den Zielplaneten als stärkste und überlegene Rasse zu übernehmen, um die Primärvölker zu vernichten und der Oberfläche das Gesicht Daa’murs zu geben.
    Der Wandler war kein Gott, sondern ein Werkzeug; sein Werkzeug, um den Planeten näher an die Sonne zu bringen!
    (Lüge! Alles nur Lüge! Ich bin der Sklave einer höheren Macht! – Nein! Ich bin der Herr! Der Sol! Der Mächtige! Kein anderes Wesen steht über mir!)
    Bevor sich seine Gedanken vollends verwirren konnten, ertastete er die Nervensysteme der Yakks. Er rief sie zu sich.
    Gleichzeitig, vielleicht vierzig Schritte entfernt, bewegte Thgáan die Schwingen und erhob sich in die Luft. (Warte!), befahl er ihm. Der Rochen flog auf ihn zu. (Warte, Thgáan! Ich habe einen Auftrag für dich!)
    Der riesige Rochen rauschte über ihn hinweg. Die von seinen
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