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194 - Die Hölle der Erkenntnis

194 - Die Hölle der Erkenntnis

Titel: 194 - Die Hölle der Erkenntnis
Autoren: Jo Zybell
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Gauko’on verdrehte die Augen und verrenkte die Glieder. »Gemeinsam mit euch wird er den Feind und dessen Diener vernichten!« Er warf den Kopf in den Nacken. »Und du sollst seine Speerspitze sein!«
    Die Menge verstummte. Alle starrten sie zu dem Mann hinüber, auf den Gauko’ons Finger deutete. Totenstille herrschte plötzlich. Der Greis senkte langsam den Kopf auf die Brust. »Ja, du sollst meine Speerspitze sein!« Er zeigte auf Matt Drax.
    Der Mann aus der Vergangenheit wagte nicht zu atmen. Ein kalter Schauer rieselte über seinen Rücken. Steh auf und mach, dass du verschwindest, sagte er sich. Doch er blieb sitzen.
    »Und du sollst mein Speerschaft sein.« Der ausgestreckte Arm des Schamanen machte eine kleine Bewegung nach rechts und deutete auf Rulfan.
    Alle Blicke richteten sich auf den Albino. »Du wirst an Maddrax’ Seite stehen und ihn unterstützen, wenn er den Feind angreift.«
    Quälende Sekunden lang herrschte Totenstille. »Nein«, sagte Rulfan dann laut und deutlich. »Ich führe nicht die Kriege anderer Leute!« Ein Raunen ging durch die Menge.
    »Auch ich habe nichts zu tun mit deinen Kämpfen!«, rief Matt. »Such dir einen anderen!« Rund um den Stein wurden empörte Rufe laut.
    Gauko’on ließ seinen ausgestreckten Arm sinken. Seine Haltung entspannte sich etwas, seine Miene glättete sich. Er wirkte plötzlich völlig ruhig. »Du kennst die Echsendiener des Feindes, Maddrax, giltst sogar als deren Erzfeind«, sagte er.
    »Und du, Rulfan von Salisbury, hast auch schon gegen sie gefochten. Ihr beide wisst, wo sie hausen, und kennt ihre Schwächen. Also werdet ihr gehen, und sie und ihren Herrn vernichten! Das ist der Auftrag des Ahnen!«
    Rulfans Widerspruch ging im Tumult unter. Von allen Seiten stürzten die Telepathen und Anangu sich auf die Männer und rissen sie zu Boden. Fausthiebe und Tritte trafen sie, und nach heftiger aber kurzer Gegenwehr mussten sie aufgeben.
    Die schiere Übermacht erdrückte sie fast. Ehe sie sich versahen, warf man sie auf den Bauch und fesselte ihnen die Hände auf den Rücken.
    Jemand brüllte einen Befehl. Die Telepathen wichen zurück, Matt und Rulfan sahen sich nur noch von Anangu eingekreist.
    Ulros äugte feindselig zu ihnen hinunter. Er machte eine knappe Handbewegung, und seine Krieger packten die Männer und rissen sie hoch. Sie stießen die Gefährten um den Steinblock herum. An seiner Rückseite war eine schmale Treppe in den Stein gehauen. Ulros blieb neben ihr stehen und wies mit herrischen Gesten hinauf.
    Seine Krieger stießen Rulfan und Matt auf die Stufen. Ein Anangu ging voraus, die anderen schoben die gefesselten Männer von hinten. Von der Oberfläche des Steins aus streckten sich ihnen schwarze Arme entgegen. Anangu packten Rulfan und Matt und zerrten sie die letzten Stufen hinauf und zum Feuer, wo Gauko’on und die beiden anderen Greise warteten.
    Das Feuer war fast heruntergebrannt. Der rußgeschwärzte Kessel stand auf ein paar Steinen am Rande der Glut.
    Dampfschwaden stiegen aus ihm hoch. Mit knappen Handbewegungen erteilte Gauko’on Befehle. Matt begriff, dass er sich telepathisch mit den Kriegern verständigte. Drei Anangu packten Rulfan und führten ihn ein paar Schritte von der Feuerstelle weg. Vier Krieger griffen sich Matt und schleppten ihn bis an den Rand der rauchenden Glut.
    Matt stemmte sich vergeblich gegen die Gewalt der Übermacht. »Der Teufel soll euch holen!«, zischte er. »Was habt ihr vor?!«
    Drei Anangu zogen ihre Schwerter, einer senkte seinen Speer. Matt Drax spürte, wie die Speerspitze seine Haut zwischen den Schulterblättern berührte. Die Schwertträger setzten ihm von rechts und links Klingen an die Halsschlagadern.
    Gauko’on trat an den Kessel. Er tauchte eine Schöpfkelle in das Gefäß und machte eine knappe Kopfbewegung. Sofort tauchten zwei weitere Anangu neben Matt auf und packten seine Rechte. Sie trugen Handschuhe aus schmutzigem Leder.
    Gauko’on rührte den Sud im Kessel um. Dampf stieg auf.
    »Nichts trinken!«, rief Rulfan. »Spuck’s ihm ins Gesicht…!« Matt hörte das Geräusch eines Schlages und einen unterdrückten Fluch seines Freundes. Er konnte nicht dort hinschauen, wo sie Rulfan festhielten und schlugen, denn die Schwertklingen zwangen ihn, den Kopf still zu halten.
    Die Anangu mit den Handschuhen hielten seinen rechten Unterarm fest und zogen Matt über die Feuerstelle. Er wollte zurückweichen, doch der Speer bohrte sich schmerzhaft in seinen Rücken. Er wollte zur
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