Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn Vampire zu lutschen beginnen

Wenn Vampire zu lutschen beginnen

Titel: Wenn Vampire zu lutschen beginnen
Autoren: Sissi Kaipurgay
Vom Netzwerk:
Douglas – Der Fluch
     
    Ich magere immer mehr ab, trotz meines täglichen Meerschweins. Was ist los? Wirkt das Blut nicht mehr oder werde ich gar alt? Als Vampir? Mein Arzt weiß mehr …
     
    Der Besuch bei meinem Hausarzt liefert ein niederschmetterndes Ergebnis: Ich werde verhungern, wenn ich nicht bald menschliches Sperma zu trinken bekomme. Wie eklig ist das denn? Ich bin kein Schwanzlutscher, sondern ein potenter Mann, der die Frauen zuhauf beglückt. Zumindest war ich das die letzten einundachtzig Jahre gewesen, doch nun wird sich das wohl ändern müssen, sofern ich keinen Einbruch bei einer Samenbank plane. Skurriler Gedanke.
    Ich selbst bin auch Banker, allerdings bei einer gewöhnlichen Sparkasse. Vor gut fünfzig Jahren wurde ich gebissen und leide seitdem unter Vampyrismus, also der Sehnsucht nach Blut. Bislang konnte ich meinen Hunger mit Kleintieren stillen, die in den zahlreichen Shops anderer Betroffener angeboten werden. Wir nennen sie Zoohandlungen und dorthin verirren sich zumeist nur Kinder, die widerstrebende Erwachsene hinter sich herziehen. Dass man von dem Verkauf einer Meersau pro Woche nicht leben kann, sollte eigentlich klar sein, doch anscheinend denkt niemand darüber nach.
    Ja, wir sind überall. Bei angeblichen Blutspendediensten, die für die sehr Hungrigen unter uns Konserven anbieten bis hin zu Bestattern, die die üblichen Särge zu famosen Betten umbauen. Ich besitze ein feudales Modell in extra breit mit Wassermatratze. Ein echter Luxus für meine alten Knochen.
    Unter Busfahrern und Beamten ist unsere Spezies selten zu finden, wir neigen zu Höherem. Mein Freund Florian bildet da eine Ausnahme, denn er tarnt sich als Langzeitstudent und jobbt nebenher als Pizzabote. Eine wunderbare Deckung, doch ich finde, das ist ein wenig unter seiner Würde. Doch ich schweife ab.
     
    Sperma. Woher nehmen und nicht stehlen? Ich kann doch schlecht einen Kerl überfallen und ihm sein … Nein, undenkbar, doch es muss eine Lösung her. Seit ein paar Wochen schon werde ich immer dünner, daher war ich beim Doktor, auch einer der Unsrigen. Er sagte, ich solle es warm trinken, möglichst direkt aus dem … Uh! Ich liebe meinen Schwanz, aber an fremden lutschen? Ob ich allein mit dem Problem bin?
    Ich rufe Florian an, damit ich nicht irre werde vom vielen Denken. Er verspricht mir, umgehend vorbeizukommen und eine Pizza mitzubringen, denn er hat gerade Dienstschluss. Normale Nahrung isst Unsereiner inzwischen auch, aber nur nach dem Lustprinzip. Brauchen tun wir sie nicht und sie verlässt unsere Körper meist in Originalfassung. Das weitverbreitete Gerücht, dass sich Vampire nie waschen, stimmt jedoch nicht. Ich dusche täglich, nur das Rasieren fällt weg, da wir nicht zu Bartwuchs neigen. Es läutet.
     
    „Hier, einmal Speziale und einmal Tonno“, verkündet Florian lächelnd, läuft an mir vorbei und in die Küche.
    Wir sind schon seit fast zwanzig Jahren befreundet. Er wollte damals ein Konto eröffnen und irgendwie sind wir ins Quatschen gekommen. Seitdem sind wir enge Vertraute und können über alles reden. Alles. Doch der Gedanke an diese Sperma-Sache verursacht mir Unbehagen. Wie wird er das aufnehmen?
    Florian ist, wie ich, ein Weiberheld, dabei ist er einen Kopf kleiner als ich – also nur eins fünfundsiebzig – und hat braune Haare, ist eher unauffällig. Es muss seine Ausstrahlung sein, die die Frauen anzieht, wie Honig die Bienen.
    „Hast du ein Bier?“, ruft er aus der Küche.
    Ich merke erst jetzt, dass ich völlig in Gedanken versunken immer noch im Flur stehe und die Tür aufhalte. Mit einem Schubs schließe ich das Ding und laufe zu Florian, der bereits die Pizzakartons auf den Tisch gelegt und geöffnet hat. Der verführerische Duft von Salami durchdringt den Raum und lenkt mich ein wenig ab.
    „Ah, jetzt ein kühles Blondes.“ Mein Freund seufzt, hebelt den Kronkorken von der Bierflasche und setzt an. Sein Adamsapfel hüpft auf und ab, bei jedem Schluck. Sieht irgendwie – erotisch aus. Woah! Ich bin wirklich unterzuckert.
     
    Wir schlingen die Pizza in uns rein, als gäbe es keine Morgen. Danach fühle ich mich tief befriedigt, fast wie nach einer Runde Sex, doch ich weiß, dass es nicht helfen wird. Sperma muss her!
    „Du, Flo, wie sehe ich aus?“, frage ich.
    „Wie immer fantastisch. Du weißt, ich mag deine schwarzen Locken und deine gar kräftig‘ Statur“, intoniert der Idiot. „Der Blick deiner Aug‘ trifft mich stets ins Herz und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher