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194 - Die Hölle der Erkenntnis

194 - Die Hölle der Erkenntnis

Titel: 194 - Die Hölle der Erkenntnis
Autoren: Jo Zybell
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drohend zielte er damit nach allen Seiten und drehte sich dabei um sich selbst.
    Niemand zu sehen. Er musste Acht geben; sein zentrales Nervensystem drohte an die Grenzen seiner Belastbarkeit zu stoßen. Ja, er musste vorsichtig sein.
    Der Sol wankte aus dem Labor, tastete sich an der Wand des Verbindungsganges entlang und erreichte seine Kristallkammer. Dort warf er sich erschöpft auf den Boden.
    Bei Sol’daa’muran – wie viel Kraft ihn das alles kostete: Seine Nerven schmerzten, sein Geist drohte zu zerfließen, seine Glieder fühlten sich an, als wären sie vielfach gebrochen.
    Wenigstens schien die fremde Aura sich zurückgezogen zu haben, die übermächtige, alles beherrschende Substanz. Das Bewusstsein des Wandlers? Der Geist eines Oqualun? Das konnte nicht sein! Das durfte nicht sein! Er schloss die Augen.
    (Est’sil’bowaan, wo bist du? Liob’lan’taraasis, hörst du mich?) Noch immer antwortete ihm niemand, noch immer vermochte er die Auren seiner Vertrauten nicht zu berühren.
    (Grao’sil’aana und Ordu’lun’corteez – ich rufe euch!
    Antwortet!) Keine Reaktion. Oder halt – spürte er da nicht wieder ein Aufbegehren?
    Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Dann würde er es später wieder versuchen, wenn er sich gesammelt hatte. Es durfte nicht sein, dass seine stärksten Daa’muren vor dieser anmaßenden Aura zu Kreuze krochen.
    (Ich bin kein Diener, ich bin der Sol! ich werde kämpfen!
    Kämpfen, kämpfen, kämpfen…!)
    Als er die Augen öffnet, fiel sein Blick auf die Wandnische hinter den Steinen der Lun. Sein ehemaliger Speicherkristall leuchtete warm und grünlich.
    (Ich bin der Sol, niemals werde ich mich einem fremden Willen unterwerfen!) Er hob den Schädel und fixierte den Kristall. (Wir werden ihn vernichten, und du wirst mir helfen, nicht wahr? So wie du mir schon häufig geholfen hast. Und wenn wir gesiegt haben, werde ich dir die Freiheit schenken…!)
    ***
    Sie hatten einen angespitzten Baumstamm vor dem Steinblock in die Erde geschlagen. Der Holzstoß um ihn herum wuchs rasch. Ein Scheiterhaufen. Düstere Ahnungen beschlichen Matt Drax und Rulfan. Sie standen am Rande des Steinblocks neben dem greisen Gauko’on. Bewaffnete Anangu umringten sie.
    Das Feuer auf dem Steinblock brannte hell, ein Dutzend Fackeln tauchten das steinerne Podest in gespenstisches Licht.
    Vor dem Findling, in der Kuhle, flackerten Hunderte von Fackeln.
    »Worauf wartet ihr?«, fragte Matt Drax an Gauko’on gewandt. Der Uralte würdigte ihn weder einer Antwort noch eines Blickes.
    Sie warteten nicht lange. Bald wurde die Menge oben, am Rand der Senke, unruhig. Palaver erhob sich. Matt und Rulfan sahen Fackeln in der Ferne. Vier oder fünf flackernde Lichter zählten sie, vom Uluru her wanderten sie heran. Als die Lichter nur noch wenige Schritte von der Kuhle entfernt waren, wich die Menge der Telepathen auseinander und bildete eine Gasse.
    Die Umrisse eines großen Tieres wurden sichtbar. Es trottete durch die Gasse zum Steinblock herunter.
    »Ein Mammutwaran«, flüsterte Rulfan. Ulros und ein paar Anangukrieger hockten zwischen den Panzerplatten auf dem Rücken und dem Nacken des Reptils. Und eine Frau.
    »Aruula!«, rief Matthew Drax. Speerspitzen bohrten sich in seinen und Rulfans Rücken, Schwertklingen richteten sich drohend auf sie. »Himmel, Aruula…«
    »Was habt ihr mit ihr vor?« Feindselig blitzte Rulfan den obersten Anangu-Schamanen an. Vor dem Steinblock hielt der Mammutwaran. Ulros und seine Krieger kletterten herab und zerrten auch Aruula von seinem Rücken. Sie hatten ihr die Hände auf den Rücken gefesselt.
    Gauko’on verschränkte die knochigen Arme vor der mageren Brust und blickte auf die Menge und den Scheiterhaufen hinunter. »Ich schätze, ihr habt jetzt noch ungefähr zwanzig Atemzüge Zeit, eure Entscheidung zu überdenken, Maddrax und Rulfan.« Er sagte es gleichgültig und sah die beiden Männer nicht einmal dabei an.
    Sie führten Aruula zum Scheiterhaufen. Die Barbarin wehrte sich, trat um sich und spuckte nach den Kriegern. Die schlugen sie, und einer griff in ihr Haar, um sie festzuhalten.
    »Maddrax!«, schrie sie. »Rulfan!«
    »Lasst sie los!« Matt Drax machte einen Schritt auf die Kante des Steinblocks zu. Speere kreuzten sich vor ihm, Klingenspitzen bohrten sich schmerzhaft in seine Rippen. Er blieb stehen.
    Unten zerrten sie Aruula auf den Holzstoß. Sie schrie, ließ sich fallen, trat und spuckte um sich. Drei Anangu überwältigten die Gefesselte
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