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Rolf Torring 028 - Abenteuer auf dem Meere

Rolf Torring 028 - Abenteuer auf dem Meere

Titel: Rolf Torring 028 - Abenteuer auf dem Meere
Autoren: Hans Warren
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1. Kapitel
    Aus Alaska zurück.

    „Perkins, du bist toll“, brüllte der Kapitän des kleinen Robbenjägers, als die Harpunenkanone dröhnte. Aber das Unglück war schon geschehen. Unter dem furchtbaren Druck der explodierenden Ladung pfiff die schwere Harpune aus der seltsam geformten Kanone und bohrte sich tief in den Leib des riesigen Wals, der ungefähr zweihundert Meter von uns entfernt gemächlich durch das eisige Meer strich.
    Es war ein Meisterschuß, den der blutjunge Leichtmatrose da ausgeführt hatte, und ganz verwundert blickte er auf den wütenden Kapitän, der aber nicht allein wütend, sondern auch entsetzt war.
    Perkins hatten wir erst in Andreieffski, der Hafenstadt am Yukonfluß aufgenommen, weil dort ein anderer Matrose sich vom Goldfieber hatte hinreißen lassen und verschwunden war.
    Obgleich der Walfänger ein ganz altes Schiff war, plump aus Holz gebaut, mit einem Motor, der mir sehr altersschwach zu sein schien, hatten wir ihn doch genommen, weil in absehbarer Zeit keine andere Gelegenheit vorhanden war, aus der langweiligen Küstenstadt fortzukommen.
    Die „Drontie" wie der alte Kasten hieß, gehörte einem Norweger. Sundgreen einem alten Seebären, der sich auf seinem Schiff zu Hause fühlte. Ich glaube nicht, daß er es gegen einen modernen, stählernen Waljäger getauscht hätte, selbst gegen eine bedeutende Zuzahlung.
    Er fuhr seine "Drontje" nun beinahe dreißig Jahre, war mit ihr verwachsen und wollte auch mit ihr sterben, wie er oft versicherte.
    So langsam das Schiff auch war, hatten wir es doch zur Fahrt genommen, weil Sundgreen erst direkt die kanadische Insel „Queen Charlotte" anlaufen wollte, ehe er mit seiner Waljagd begann. Dort hatten wir nach seiner Aussage gute Gelegenheit, auf einem Regierungsfahrzeug weiter nach Süden zu kommen.
    Von Vancouver wollten wir dann ein direktes Schiff quer über den stillen Ozean nach Hongkong nehmen, um von dort mit einem Küstendampfer nach Indien zurückzukehren.
    Aber dieser Schuß des übereifrigen Perkins, der wohl gedacht hatte, sich dadurch in ganz besondere Gunst des Kapitäns zu setzen, sollte uns in eine Reihe ganz toller Abenteuer stürzen und unseren Weg zur anderen Seite der Erdkugel führen.
    Und Sundgreen hätte sich auch sicher sehr gefreut, wenn es sich um einen Buckel- oder Nordwal gehandelt hätte, dann hätte er auf seiner Fahrt zur Queen Charlotte Insel schon ein schönes Stück Geld verdient.
    Aber der unglückselige Perkins hatte ausgerechnet einen Pottwal harpuniert, diesen größten Vertreter der Zahnwale, die sich von den anderen Walen dadurch unterscheiden, daß sie anstatt des sogenannten Fischbeins regelrechte, bleibende Zähne besitzen.
    Selbstverständlich werden oft Pottwale harpuniert, denn sie liefern neben dem wertvollen Walrat, das aus ihren Kopföffnungen genommen wird, auch das kostbare Ambra. Aber dann muß der Waljäger entschieden größer und stabiler gebaut sein, als es die "Drontje" war.
    Denn im Gegensatz zum Nordwal läßt sich der Pottwal nicht so leicht überwältigen. Schon viele Schiffe, die spurlos verschwunden sind, mögen auf das Konto eines dieser See-Ungeheuer zu setzen sein.
    Es sind historische Fälle verzeichnet, daß mehrere Waljäger durch einen wütenden Pottwal angegriffen und so beschädigt wurden, daß sie sanken. Und dann wurden auch noch die Boote, in denen sich die Mannschaft retten wollte, von dem wütenden Unhold angenommen.
    Ja, einzelne Wale waren sogar berüchtigt und hatten ihren Namen, wie zum Beispiel der "Neuseeland Tom", um den sich ganze Sagen gesponnen haben, aber auch beglaubigte Tatsachen niedergelegt sind.
    Bisher hatte ich eigentlich diesen Geschichten etwas skeptisch gegenüber gestanden, jetzt sollte ich aber die Wahrheit am eigenen Leibe erfahren.
    Der riesige, wohl fünfundzwanzig Meter lange Bursche, der von der Harpune getroffen war, blieb einige Minuten völlig regungslos liegen. Nur jetzt wäre die Gelegenheit gewesen, ihn völlig unschädlich zu machen, aber durch den augenblicklichen Schreck versäumte Sundgreen es, die nötigen Kommandos zum Abfeuern eines Sprenggeschosses zu geben.
    Und das war unser Verderb.
    Plötzlich schäumte das Wasser unter den Schlägen der riesigen, wohl fünf Meter breiten Schwanzflosse des Ungeheuers, und in wütendem Ansturm schoß der riesige Bursche direkt auf die Drontje zu.
    Jetzt gewann Sundgreen seine Geistesgegenwart wieder. Einige Sekunden beobachtete er kaltblütig die heranstürmende Bestie, dann gab er
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