Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1772 - Zug der Herrscher

Titel: 1772 - Zug der Herrscher
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ließ. Stuuhr galten nicht nur bei den Hamamesch als äußerst reizbar und wurden ihrer Kraft wegen mit Samthandschuhen angefaßt.
    Daß man seinem Volk zudem eine gehörige Portion Hinterlist nachsagte, störte den Prospektor keineswegs. Besser überall furchtsam respektiert, als ein Leben wie die unterdrückten Sourvants zu führen.
    Der Stuuhr fand etliche Klein-Basare, in denen Hamamesch qualitativ hochwertige Nahrungsmittel anboten - zu Preisen allerdings, die ihm das Rüsselsekret eintrocknen ließen. Erst nach längerer Suche stieß er in einem abgelegenen Seitentrakt, zwischen Bandstraßen und Schmelzöfen für Kunststoffe, auf einen Stelzmakalie, der sich ein eigenes kleines Reich geschaffen hatte. Zwischen üppig wuchernden Pflanzen und brodelnden Bottichen hockte das amorphe Wesen wie eine Spinne in ihrem Netz und wartete auf Käufer. Die Preise waren niedrig - wahrscheinlich der Hauptgrund, weshalb sich nur ein paar zerlumpte Gestalten bei ihm herumtrieben.
    Der dunkelblaue, stumpfe Grundkörper des Stelzmakalies formte ein Pseudo-Facettenauge von beachtlicher Größe. Zwei unterschiedlich lange Gliedmaßen grapschten wahllos nach herumliegenden Gegenständen und präsentierten sie mit impertinenter Aufdringlichkeit.
    „Du suchst Waren, bei mir bekommst du alles zu Spottpreisen." Er benutzte einen Synthesizer, der die ansonsten viel zu leise Stimme mehrfach verstärkte. „Sieh dich um, Freund, nimm, was dein Herz begehrt! Alles ist frisch, die Technik bestens in Schuß ..."
    Nbltsgndpfrdbrms winkte heftig ab. Der Kerl redete entschieden zuviel und wirkte noch schleimiger als die Hamamesch. Das einzig Interessante waren seine Preise, und die wurden zweifellos durch das Umfeld bestimmt. Es stank erbärmlich. Über den Schmelzöfen flirrte die Luft, und eine feine Dunstschicht, wie Nebelhauch, senkte sich im Umkreis herab.
    „Das ist hervorragendes Wachstumsklima für die Pflanzen", bemerkte der Stelzmakalie eilfertig, Bremses Blick folgend. „Die Mokas sind saftig und", der Synthesizer flüsterte nur noch, „schmecken nach faulem Fleisch - genau das richtige für einen hungrigen Stuuhr."
    Als Pflanzgefäße dienten ausrangierte Ölwannen; bis in fünfzehn Meter Höhe ragten bizarr zusammengeschweißte Gitterwände auf; das Erdreich wirkte auf den ersten Blick granuliert und hart wie Beton, dennoch hingen riesige Mokas inmitten der üppig ins Kraut schießenden Ranken.
    „Nur läppische zweihundert Loo das Stück. Das ist geschenkt."
    In der Tat. Der Verdacht des Stuuhr wuchs, daß gentechnisch erzeugte Hormone an dem Pflanzenwachstum mitwirkten. Trotzdem entschloß er sich, zwanzig der wohlschmeckenden Früchte zu nehmen.
    „Fünftausend Loo", verlangte der Stelzmakalie.
    „Du hast dich verrechnet."
    „Nein, nein", plärrte der Synthesizer los. „Wenn ich dir so viel verkaufe, kann ich andere Kunden nicht mehr bedienen. Das bringt Einbußen mit sich."
    „Wo sind deine anderen Kunden? Momentan sehe ich niemanden außer uns beiden."
    „Oh, sie kommen später, sie ..."
    „... sind vor mir geflohen", unterbrach der Stuuhr scharf. „Dreitausend Loo, mehr nicht. Dafür kaufe ich dir zusätzlich Fleisch ab."
    Das Frischfleisch entpuppte sich als Zellkultur, die in den Bottichen wucherte, aber daran störte Nbltsgndpfrdbrms sich nicht. Bei einem Gesamtpreis von 40.000 Loo erhielt er nach einigem Hin und Her den Zuschlag.
    Der Stelzmakalie brachte einen handlichen Loo-Maten zum Vorschein, Bremse zog andächtig die Verschlußkappe von seinem Loo-Stick. Noch konnte er es sich anders überlegen und anstelle der Nahrungsmittel technisches Zubehör anmieten, vielleicht einen unterstützenden Sensor für den Bordrechner oder eine bessere Feuerwarnanlage für den Antriebssektor. Der Kompensator wäre nicht ausgebrannt, wenn er das Feuer frühzeitig bemerkt hätte.
    „Keine Loo?" fragte der Stelzmakalie mißtrauisch. Vermutlich hatte er Erfahrung mit Kunden, die zögerten, den Loo-Maten zu benutzen.
    „Für dich reicht's allemal", versicherte der Stuuhr. Mit spitzen Fingern drehte er den Kommandoring in der Mitte des fünfzehn Zentimeter langen Sticks. Im schmalen Display erschien die Anzeige für eine gewünschte Abbuchung.
    Das untere Drittel des Stiftes bestand aus einem fünf Zentimeter langen Binärstecker, der neben einer Reihe verschieden breiter Ringmuster eine Vielzahl ebenfalls ringförmiger Kerben und Erhöhungen aufwies.
    Die Muster bildeten den kodierten Kontostand, alles andere in einmaliger
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher