Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1772 - Zug der Herrscher

Titel: 1772 - Zug der Herrscher
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
holte den Roboter zurück, der sich schon abgewandt hatte.
    „Feigling!" zischte der Stuuhr verächtlich. „Aber selbst wenn du dich hundertmal hinter dem Klapperkasten versteckst, lasse ich mich nicht bestehlen."
    Der Hamamesch sperrte das Fischmaul auf und schnappte dumpf nach Luft. „Das hätte ich beinahe vergessen", ächzte er in gespielter Überraschung. „Daran bist du selbst schuld."
    Er warf dem Prospektor den Loo-Stick zu, der in Hirdobaan nicht nur einziges Hilfsmittel für die Abwicklung des gesamten Zahlungsverkehrs war, sondern zugleich Identitätsausweis. Als Siegelware war jeder Stick unverwechselbar und nicht zu fälschen.
    Natürlich hatte der Hamamesch versucht, ihn zu betrügen. Bevor der Stuuhr jedoch reagieren konnte, waren das Fischgesicht und der Roboter schon verschwunden.
    „Ich kriege dich", drohte der Prospektor zornig. „Irgendwann begegnen wir uns wieder, dann sieh dich vor."
     
    *
     
    Mommen galt als die bedeutendste Recycling-Welt des Mereosch-Oktanten. Gigantische Lagerflächen und ausgedehnte Kuppelanlagen bestimmten das Bild der ansonsten schroffen, atmosphärelosen Welt.
    Der Stuuhr stieß Laute der Zufriedenheit aus, als er immer noch Spuren von Verwüstung entdeckte. Eine Meute wildgewordener Viergliedriger, die sich Galaktiker nannten, hatte den Hamamesch gehörig zugesetzt. Der Spuk war zwar längst vorüber, aber er empfand im nachhinein noch Sympathie für die Fremden, insbesondere für einen Terraner namens Tekener. Und das nicht nur, weil dieser ihm sozusagen als Entschädigung mehrere Geräte seiner kostbaren Technik übergeben hatte.
    Ein Rudel Sourvants kam ihm entgegen, eine Traube von mindestens zwanzig eng aneinandergepreßten Individuen. Als er die Arme ausbreitete, drängten sie einander furchtsam zur Seite. Ihre gallertartig weiße Haut schien noch fahler zu werden; die flachen Gesichter zeigten ohnehin nie eine Regung.
    „Kommt mit!" herrschte Bremse die Sourvants an. Bremse - so hatten ihn die Terraner genannt, einer Ähnlichkeit wegen. „Ich brauche euch."
    „Wir... werden erwartet", antwortete ein vielstimmiger Chor nahezu synchron.
    Der Stuuhr mußte in die Hocke gehen, um mit den Sourvants, die gerade ein Drittel seiner Größe erreichten, auf einer Höhe zu sein. Aus seinen Facettenaugen funkelte er die vordersten vier oder fünf dieser Wesen an, die sich mit ihren extrem kurzen Armen gegenseitig festhielten. Irgendwie waren sie immer in Bewegung, ein unaufhörliches Drängen und Schieben. Wie in einem Wurmtopf.
    „Wer erwartet euch?" fragte der Stuuhr betont. „Hamamesch? Ihr sollt für sie arbeiten?"
    Sourvants waren stets unterwegs; von einem Ende Hirdobaans flogen sie zum anderen, auf der Suche nach Arbeit, die außer ihnen niemand tun wollte.
    Ihre Haltung signalisierte ihm Zustimmung.
    „Die Fischköpfe müssen warten", betonte Nbltsgndpfrdbrms in abgehacktem, aber durchaus korrekt moduliertem Hamsch. „Ich brauche euch dringender für Aufräumarbeiten!"
    Ihr Widerspruch erstickte schon im Ansatz. Die Sourvants würden es niemals wagen, einem Stuuhr zu widersprechen. Lieber schufteten sie doppelt so schnell, nur um es allen recht zu machen.
    Eigentlich waren Wesen wie sie zu bedauern, aber vielleicht liebten sie gerade dieses Leben.
    Das Rudel hatte Mühe, mit Bremse Schritt zu halten. Mehrmals mußte er warten, bis sie wieder zu ihm auf schlössen.
    „Die Bezahlung ..." keuchten sie atemlos, schwiegen aber betreten, als er sie entgeistert anstarrte.
    „Wollt ihr mir einen Freundschaftsdienst abschlagen?"
    In dem Moment fühlte Nbltsgndpfrdbrms sich selbst nicht wohl in seiner Haut. Schwächere einzuschüchtern war kein Kunststück. Eher hätte er den Sourvants gegen die Ausbeutung durch die Fischgesichter beistehen sollen. Doch da. er Mommen rasch verlassen wollte, durfte er sich keine Sentimentalität leisten.
    Schrott bestimmte inzwischen das Bild. Unmengen defekter und reparaturbedürftiger Dinge des täglichen Lebens, angefangen von den obskuren Sitzgestellen der Hamamesch bis hin zu faustgroßen Schuppenbefeuchtern und Parasitenzangen. Es war in der Tat erstaunlich, welche Berge gebrauchsunfähiger Güter innerhalb eines Oktanten zusammenkamen. Der Stuuhr hegte den Verdacht, daß die Hamamesch absichtlich Fehlerquellen in viele Geräte einbauten. Neuverkäufe und Reparaturen erhöhten den Umsatz.
    „Halsabschneider", stieß er dumpf grollend hervor. Sofort wichen die Sourvants furchtsam zur Seite, aber er scheuchte sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher