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166 - Sohn dreier Welten

166 - Sohn dreier Welten

Titel: 166 - Sohn dreier Welten
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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sich an den Gebirgshang schmiegten.
    (Das sehe ich), sagte der Daa'mure, ohne den Kopf zu heben. Er hatte seine Körperform dem Aussehen der örtlichen Primärrassenvertreter angepasst und trottete als schwarzhaariger, grobschlächtiger Mann mit pockennarbiger Haut dahin.
    Myriaden winzigster Schuppen seines Echsenkörpers machten solche Verwandlungen möglich.
    Duu'da fiel zurück. »Wir könnten dort rasten!«
    (Wir sind erst vor einer Stunde aufgebrochen! Es ist von Vorteil, den Pass bei Tageslicht zu überqueren. Eine stündliche Rast würde unsere Reisezeit auf unvertretbare Weise verlängern!)
    »Aber ich bin so müde, Grao'sil'aana!« Duu'das Stimme klang dünn.
    (Das ist unglaubwürdig!) Der Daa'mure stapfte weiter.
    Letzten Monat war ihm bei der Erziehung des Jungen ein folgenschwerer Fehler unterlaufen: Grao'sil'aana hatte ihm gesagt, dass es manchmal zweckdienlich sei, eine Auskunft zu geben, die nicht den Fakten entspricht. Seither übte sich sein Schützling in der Kunst des Lügens! Duu'da hatte schon mehrmals gefährliche Situationen heraufbeschworen, indem er den falschen Leuten zum falschen Zeitpunkt glaubwürdig das erzählte, was sie unter keinen Umständen hören durften.
    Grao'sil'aana musste diese unerwartete Entwicklung natürlich dem Sol melden. Er hatte hierfür Thgáan kontaktiert, den Lesh'iye im Orbit des Planeten. Er diente als eine Art Relaisstation und leitete Nachrichten zum Kratersee weiter.
    Der Sol war nicht erfreut gewesen! Grao'sil'aana erkannte dessen Kritik zwar als berechtigt an, fühlte sich aber trotzdem gekränkt. Er war ein Sil – ein Ältester, ein Weiser, ein Tröster ( eine Art Psychotherapeut ) – und kein unerfahrener Lin wie seine Vorgängerin. Man hatte ihr den Jungen weggenommen, weil sie der Aufgabe nicht gewachsen schien. Letzteres befürchtete der Sol jetzt erneut, nur diesmal auf Grao'sil'aana bezogen, und das machte dessen Beziehung zu Duu'da nicht besser.
    »Grao'sil'aana, mir ist so heiß!«
    (Das ist normal um diese Jahreszeit! Kein Grund zur Besorgnis!)
    »Aber ich schwitze so! Ich muss jetzt wirklich Rast machen!«
    (Du wirst dich besser fühlen, wenn wir den Gipfel des Passes erreicht haben!)
    (Grao'sil'aana? Mein Herz klopft wie verrückt!) Grao'sil'aana fuhr herum. Der Junge hatte mental kommuniziert, was Kräfte sparte – und das kam nicht von ungefähr: Duu'da schien wirklich krank zu sein! Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn, sein Gesicht war fahl und der Körper schwankte, als wäre ihm das eigene Gewicht zu viel.
    Mit raschen Schritten ging der Daa'mure zu ihm hin. (Gib mir deine Hand!), befahl er und nahm sie im selben Moment schon selber hoch. Als er sie umdrehte und das feine Geflecht grüner Adern sah, das Duu'das bis dahin rosige Fingerkuppen überzog, stieß Grao'sil'aana eine Verwünschung aus. Er ergriff den Jungen, trug ihn zum Wegesrand und legte ihn sacht im Schatten der Felsen ab.
    »Muss ich sterben, Grao'sil'aana?«
    (Nein! Deine nächste Wachstumsphase beginnt, das ist alles!)
    Duu'da begann zu weinen. Grao'sil'aana versuchte dem Zweijährigen diesen schwer verständlichen Vorgang begreiflich zu machen. Dabei suchte er die Gegend ab, und sein Unbehagen wuchs. Weit und breit war kein Wald in Sicht, keine Höhle, kein abgeschiedenes Tal! Stattdessen klebte dieses Dorf am Hang! Die Bauern schleppten körbeweise Beeren von den Feldern heran, die sie in einen großen Bottich schütteten. Frauen standen darin und stampften mit nackten Füßen auf der Ernte herum. War das eine Opfergabe?
    Grao'sil'aana wusste es nicht, und es interessierte ihn auch nicht.
    Duu'da zitterte heftig. Seine Augen waren voller Angst, und sein Atem wurde flach.
    Grao'sil'aana legte ihm eine Hand auf die Stirn. (Kämpfe nicht dagegen an! Lass es einfach geschehen!), befahl er.
    Dann erhob er sich und suchte in den Falten seiner Tarnkleidung nach dem Stirnreif, über dessen Kristall er mit Thgáan in Verbindung treten konnte. Als er den Reif aufgesetzt hatte und der Lesh'iye sich meldete, sagte Grao'sil'aana: (Dies ist ein Notfall! Der Homoflor tritt in die nächste Wachstumsphase ein! Er befindet sich nicht auf sicherem Gebiet, und ich habe keine Möglichkeit, ihn zu verbergen!) (Soll ich den Sol benachrichtigen, Herr?), kam es aus dem Äther zurück.
    Grao'sil'aanas Hände verkrallten sich. Wie dumm konnte ein Lesh'iye sein? (Ich benötige eine sofortige Evakuation!
    Lokalisiere die Quelle dieses Signals und schick eine Patrouille her! Es sind aggressive
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