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166 - Sohn dreier Welten

166 - Sohn dreier Welten

Titel: 166 - Sohn dreier Welten
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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versprochen, keine albernen menschlichen Slangausdrücke zu benutzen, deswegen vergaß er das ihm auf der Zunge liegende Mätzchen und erwiderte nur: »Ein Phloytli.«
    »Was für ein ulkiges Wort für so ein normales Ding.«
    Buki'pa machte Geräusche, die fast wie ein Lachen klangen.
    Doch das konnte natürlich nicht sein, denn er war ein seriöser Beamter.
    »Wo sind wir hier?«, fragte er dann.
    Quart'ol seufzte. »Wir sind mitten in der Stadt. Aber leider sind wir nicht in die Richtung gelaufen, die uns der Mensch gewiesen hat.«
    »Sind wir nicht?« Buki'pa schaute durch ein Fenster der verrostete Karosserie in die Nacht hinaus.
    Quart'ol schätzte, dass der Deich etwa zweihundert Meter Luftlinie hinter ihnen lag.
    Die unmittelbare Umgebung erinnerte an amerikanische Kistenbretterstädte des 19. Jahrhunderts. Vor dem Einschlag des Himmelskörpers, von dem man nun wusste, dass es kein Komet, sondern das Transportschiff einer außerirdischen Macht gewesen war, hatte Kara'ki anders ausgesehen.
    Die Polverschiebung von 2012 hatte nicht nur das Klima verändert. Gewaltige Beben hatten Gestein aus den Tiefen der Erde nach oben gedrückt, Flussläufe verändert, Städte einstürzen und mehrere Milliarden Menschen, wie Matthew Drax es ausgerückt hätte, »ins Gras beißen lassen«. Jetzt lebten in Kara'ki etwa fünftausend Menschen unter der Herrschaft eines Sultans, der sich die Sympathien seiner Untertanen offenbar verscherzt hatte.
    Quart'ol wusste nicht, welche Ziele die Aufständischen verfolgten. Er wusste nur eins: Solange in der Stadt gekämpft wurde, würde es nicht leicht sein, Qasim zu finden und ihm die Mittel zur Verfügung zu stellen, die er und seine Kollegen brauchten, um den Opfern des Bebens und der momentanen Auseinandersetzung zu helfen. Solange in Kara'ki gekämpft wurde, würde es auch nicht einfach sein, hinter Buki'pas Rücken den Techno zu suchen, dem er den bionetischen Rechner übergeben wollte, damit dieser eine Möglichkeit fand, ihn an die Community London und Commander Drax weiterzuleiten.
    »Dieser Krieger war seltsam«, ließ Buki'pa verlauten. »Er wirkte fast, als hätte er Angst vor mir.«
    »Hatte er auch.« Quart'ol gestand seinem Gefährten, wozu er ihn missbraucht hatte. Die Geschichte erheiterte Buki'pa so sehr, dass er lachen musste.
    Er hätte es lieber nicht getan.
    »Abteilung halt«, schnarrte eine Stimme in ihrer Nähe.
    Quart'ol hörte das Klacken von Stiefeln und das Klirren von Eisen.
    »Das ungläubige Pack hat sich hier irgendwo verkrochen«, sagte die schnarrende Stimme. »Ausschwärmen, aufstöbern und vernichten!«
    Quart'ol und Buki'pa tauschten einen Blick. Das klang gar nicht gut.
    »Was hat er gesagt?«, flüsterte Buki'pa.
    Im gleichen Moment schob ein Mensch den Kopf durch ein Fenster des Autowracks, erblickte Buki'pa und schrie auf.
    Buki'pa schrie ebenfalls. Und ließ vor Schreck seinen Schockstab fallen.
    Na wunderbar, dachte Quart'ol, während sein Herz zu rasen begann. Genau das hat uns noch gefehlt…
    Die Tür wurde aufgerissen. Behaarte Arme griffen zu und rissen den um sich tretenden Buki'pa ins Freie. Er hatte keine Chance. Schon stürzten sich mehrere Menschen auf ihn.
    Quart'ol sprang ins Freie, doch bevor er seinen Schockstab ausfahren und sich auf den Mann stürzen konnte, der Buki'pa im Schwitzkasten hielt, knallte etwas auf seinen Hinterkopf und die Schwärze der Tiefsee umfing ihn…
    ***
    Juli 2521
    Duu'da und sein Begleiter hatten den Balkan erreicht. Es war geplant, das Faltengebirge auf einem der vielen Pässe zu überqueren und dann in östlicher Richtung weiter zu ziehen.
    Der Sol hatte Grao'sil'aana keine feste Marschroute vorgegeben, seine Direktive lautete nur, dem Jungen möglichst viele neue Eindrücke zu vermitteln. Sie waren das Rüstzeug für Duu'das künftige Aufgaben.
    Diese bestanden selbstredend darin, den Daa'muren zu dienen. Allerdings auf höherer Ebene, als es beispielsweise die Lesh'iye (Todesrochen) taten. Viel höher. Dafür hatte man ihn gezüchtet, diesen Sohn dreier Welten, und keiner im Daa'murenkollektiv bezweifelte, dass die revolutionäre Methode der Zellkernmanipulation, die bei ihm angewandt worden war, reiche Früchte tragen würde. Der Junge war ein Prototyp, einmalig und nie zuvor getestet. Irgendwann würde er die Geißel der Menschen sein – brandgefährlich, ohne Skrupel, unbesiegbar.
    Aber nicht heute.
    »Grao'sil'aana? Da vorne ist ein Dorf!« Duu'da zeigte auf eine Handvoll kleiner Hütten, die
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