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166 - Sohn dreier Welten

166 - Sohn dreier Welten

Titel: 166 - Sohn dreier Welten
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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Gegenübers, dass es besser war, wenn er ihm nicht zu nahe kam.
    »Die Krankheit ist nur ansteckend, wenn er einem ins Gesicht hustet«, sagte Quart'ol beschwichtigend. »Wir suchen einen Heiler, der ihm helfen kann.«
    Dieser Trick hatte sich, so alt er auch war, stets bewährt. In einer barbarischen Welt war niemand darauf aus, jemandem an sich heran zu lassen, der krank war. Kompetente Heiler waren in diesen Breitengraden nicht üppig gesät. Außerdem waren sie teuer und längst nicht in jeder Hinsicht vom Fach. In entscheidenden Augenblicken bewährte sich ein dezenter Hinweis auf eine ansteckende Krankheit fast immer.
    »Haut ab«, sagte der Krieger. Er war so weit zurückgewichen, dass er schon mit beiden Beinen in dem plätschernden Bach stand. »Hustet mich bloß nicht an, ihr beiden…« Er wirkte ängstlich.
    Quart'ol packte Buki'pa an der Kutte und zog ihn zurück.
    »Keine Angst, dir passiert nichts. Sag uns nur, wo wir den Heiler Qasim finden, dann sind wir sofort weg…«
    »Geht durch diese Gasse da.« Der Krieger deutete vage in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Sie mündet in die Shantung Rood. Durchquert sie bis ans Ende, dann kommt ihr zur Maleer Rood, die liegt an einem Fluss. Dann müsst ihr nach links, bis zu einem dicken runden Turm mit dem Stern im Kreis auf dem Dach…« Er fuchtelte mit der Waffe herum.
    »Die Heilstätte ist im Inneren des Turms. Man kann sie nicht verfehlen.«
    »Was sagt er?«, fragte Buki'pa.
    »Danke.« Quart'ol nickte dem Krieger zu und zog Buki'pa aus der Gefahrenzone.
    Keine Sekunde zu früh. Im nächsten Moment gurgelte der Krieger, ließ den Säbel fallen, verdrehte die Augen und griff sich an den Hals.
    Buki'pa klackte vor Entsetzen mit den Kiemen.
    Quart'ol sah einen ellenlangen Eisenbolzen, der aus dem Hals des nach hinten taumelnden Menschen ragte. Wäre sein Magen nicht so leer gewesen – er hätte sich übergeben.
    »Bei Ei'don!«
    Die Knie des Kriegers knickten ein. Er fiel rücklings in den Bach. Seine Beine zuckten hoch in die Luft und traten um sich, dann fielen sie ins Wasser. Seine Gestalt erschlaffte.
    Jubel brandete auf. »Ungläubiger Hund!«
    »Bloß weg hier…«
    Quart'ol brauchte die Worte nicht zu wiederholen: Sein Gefährte setzte sich schon in Bewegung. Sie lösten sich vom Bachufer und liefen los. Schon zeigten sich in den offenen Fenstern eines hinter dem Bach aufragenden Hauses wüst angemalte Gestalten, die Armbrüste schwenkten und hysterisch eine Gottheit priesen.
    Quart'ol jagte geduckt hinter Buki'pa her. Er dachte an die vielen Götter aus Commander Drax' Gedächtnis. Wenn nur eine davon existierte, bewahrte sie ihn und Buki'pa vielleicht vor den Eisenbolzen, die rings um sie her in die Baumstämme schlugen oder von den Steinen abprallten.
    »Weiter, weiter… bloß nicht stehen bleiben!« Quart'ol übernahm die Führung.
    Buki'pa, der eine Handbreit kleiner war als er, bewies Zähigkeit und Kraft. Als Quart'ols Lunge anfing zu pfeifen, nahm Buki'pa seine Hand und zerrte ihn durch dunkle, nur vom Sternenlicht erhellte Gassen, in denen sich kein Leben rührte: Entweder hatten die Kampfhandlungen die hier wohnenden Menschen vertrieben oder sie verhielten sich still, um keine Truppen anzulocken.
    Sie eilten mit wehenden Kutten an einem bis auf die Grundmauern abgebrannten Steinhaus vorbei, das vor sich hin qualmte. Als sie nach rechts abbiegen wollten, mussten sie erschreckt stehen bleiben: In der Ferne droschen sich sechs oder sieben Männer in Räuberzivil mit behelmten Schergen, die vermutlich im Dienst des Sultans standen.
    Quart'ol zog Buki'pas Hand nach links. Sie mussten mehrere Haken schlagen, denn auch hier sahen und hörten sie alle Flossen lang Trupps von Bewaffneten, die Säbel und Äxte schwangen, grölend durch Gassen zogen und ihre Gegner höhnisch aufforderten, »wie Männer zu kämpfen, weil sie ja doch siegen würden, weil sie auf der Seite des richtigen Gottes stünden«.
    »Was rufen die da?«, klackte Buki'pa, als Quart'ol ihn in ein am Straßenrand stehendes Autowrack schob, das ihm ein guter Platz zum Verschnaufen zu sein schien.
    »Ach, nur dumme Provokationen«, sagte Quart'ol. »Wie es die Kinder der Menschen tun, wenn sie sich gegenseitig übertrumpfen wollen: ›Ich hab dickere Muskeln als du!‹ –›Mein Schniedel ist größer als deiner!‹ Solche Sachen eben. Es ist mehr oder weniger nur dummes Zeug.«
    »Was ist ein Schniedel?«, fragte Buki'pa.
    Quart'ol hatte der OBERSTEN Sly'tar
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