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166 - Sohn dreier Welten

166 - Sohn dreier Welten

Titel: 166 - Sohn dreier Welten
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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Grölen kam näher. Die Frau taumelte blutüberströmt gegen den Torbogen. Weiter! Fester! Daa'tans Augen funkelten.
    »Was zum…«, lallte Rootaug, als er um die Ecke bog. Er sah die Frau zu Boden gehen. Sie rührte sich nicht mehr, und der Anblick ernüchterte ihn. Rootaug rannte los, packte im Vorbeilaufen ein herumliegendes Stück Holz und schwang es hoch.
    »Verfluchte Missgeburt!« Der Knüppel traf Daa'tan quer über den Rücken. Der Junge strauchelte und rang nach Luft.
    »Du hast meine beste Nutte gekillt, du mieses Stück Dreck!« Rootaug schäumte vor Wut. Hart krachte das Holz herunter. Blitze explodierten vor Daa'tans Augen. Er versuchte sich zu konzentrieren und noch irgendwie den Verstand seines Angreifers zu erreichen. Zurück!, befahl er in Gedanken. Hör auf!
    Doch es funktionierte nicht. Daa'tan spürte den dritten Schlag schon nicht mehr. Er fiel durch Schmerz und Dunkelheit unaufhaltsam der Kälte entgegen, und sein Geist verlor sich in Bildern vergangener Tage.
    ***
    »Wo bin ich?«, stöhnte Daa'tan, als er erwachte. Da waren Holzplanken über ihm, mit Rissen, durch die helles Sonnenlicht fiel. Ringsum hockten Fremde. Sie sahen alle verschieden aus; die einzige Übereinstimmung war die Hoffnungslosigkeit in ihren Gesichtern.
    »Du bist auf einem Sklavenschiff«, sagte Zoras'ter. Er half seinem Herrn und Gefährten, sich aufzurichten, und erzählte ihm dabei von Rootaug und seiner Bande. Über den Holzplanken brüllte jemand: »Leinen los!«, und von irgendwo scholl es zurück: »Leinen sind los!«
    Daa'tan raunte Zoras'ter zu: »Wir müssen hier raus! Jetzt! Sofort!« Er ignorierte den dumpf pochenden Kopfschmerz und stieg über die Beine der anderen Gefangenen hinweg zur Ladeluke. Unterwegs kam er an einem grünhäutigen Fischmutanten vorbei, der ihn aus großen Augen anstarrte.
    Daa'tan wusste nicht, dass er Quart'ol vor sich hatte – und erst recht nicht, dass sich dieser gerade fragte, an wen ihn der Junge nur erinnerte.
    Die Ladeluke war ein schweres Holzgitter, das sich keinen Millimeter bewegte, als Daa'tan daran rüttelte. Er schaute hindurch. Matrosen liefen an ihm vorbei. Segel füllten sich mit Wind, und das Schiff nahm Fahrt auf.
    Plötzlich rief jemand: »Käpt'n Rootaug! Nun sieh doch nur, was an der Ankerkette hing!«
    Die Stimme hatte höhnisch geklungen. Etwas plumpste auf die Planken, nicht weit von der Luke entfernt. Meerwasser rann über den Rand und tropfte in Daa'tans Gesicht. Er wischte es weg und hob gerade rechtzeitig den Kopf, um die Stulpenstiefel des Anführers vorbeistapfen zu sehen.
    »Was wollte der Kerl an meiner Ankerkette?«, schnarrte Rootaug. »Na, ist ja auch egal. Runter mit ihm zu den Anderen!«
    Ein fremder Mann kam in Sicht. Seltsamerweise täuschte er ein Stolpern vor und ließ sich auf die Ladeluke fallen. Daa'tan zuckte unwillkürlich zurück, als er das fremde Gesicht direkt vor der Nase hatte.
    (Deine Eskapaden bereiten mir höchstes Missvergnügen, Daa'tan!)
    (Grao'sil'aana!) Daa'tan schlug das Herz bis zum Hals.
    (Kennst du noch jemanden, der sich deinetwegen in die Hände dieser Objekte begeben würde?) (Keinen! Nichts und niemanden!) Daa'tan lächelte. Draußen wurden die Piraten ungeduldig. Sie traten nach dem getarnten Daa'muren und befahlen ihm, aufzustehen. (Wie kommen wir hier raus, Grao?)
    (Hol deinen Freund ans Gitter!
    Ich habe den beeinflussbaren Piraten einen Schläfer eingesetzt. Das ist ein Befehl, der erst auf ein Signalwort hin ausgeführt wird. Alle anderen – einschließlich des rothaarigen Wilden – können wir nur mit dem Schwert bekämpfen. Das muss schnell gehen, Daa'tan! Also trödel nicht herum!)
    (Ganz bestimmt nicht!) Daa'tan winkte Zoras'ter heran und flüsterte mit ihm, während die Piraten Grao'sil'aana malträtierten. Zoras'ter nickte, sprang von der Treppe herunter und lief durch die Reihen der Gefangenen. Daa'tan wusste, dass er sich auf ihn verlassen konnte – der Vierzehnjährige würde die Männer in den Kampf führen. Er blickte nach oben.
    Grao'sil'aanas Finger waren um das Holzgitter gekrallt. Stiefel krachten in seine Rippen.
    »Fertig, Grao!«, sagte Daa'tan.
    »Sol'daa'muran!«, rief der Daa'mure. Mehr als die Hälfte der Piraten liefen augenblicklich los und sprangen über Bord.
    Grao'sil'aana riss das Gitter aus der Fassung, schwang es herum und knallte es einem Matrosen an den Kopf. Dessen Schwert klirrte zu Boden. Der Daa'mure bückte sich und warf es Daa'tan zu. Dann stürzte er sich auf den
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