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Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Titel: Der Himmel über Garmisch (German Edition)
Autoren: Martin Schüller
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EINS
    Er war im Nebel losgefahren, aber hier oben schien die Sonne. Unten war es eine graue Brühe gewesen, von hier sah es aus wie zarte Watte. Erster Kriminalhauptkommissar Schafmann stellte seinen Wagen neben dem blauen Kombi mit dem aufgesteckten Blaulicht ab und stapfte durch das hohe, noch feuchte Gras auf den Stadel zu.
    Oberinspektor Krengel wartete am Eingang auf ihn. »Kopfschuss«, sagte er und deutete in den fensterlosen und darum dunklen Raum.
    Dräger vom Erkennungsdienst kniete neben einem am Boden liegenden Körper und untersuchte ihn im Licht einer Batterielampe.
    »Männlich, vielleicht Mitte dreißig«, sagte er, als er Schafmann bemerkte. »Aus der Nähe in die Stirn getroffen. Noch ganz gut in Schuss, kann noch nicht allzu lange hinüber sein. Und das da …«, er drehte die Lampe auf ihrem Stativ, der Strahl fuhr an den Wänden entlang, »… das ist für mich ein Labor zur Herstellung von Methamphetamin.«
    »Hier oben?« Schafmann streckte den Kopf durch die Türöffnung. »Darf ich reinkommen?«
    »Nein«, sagte Dräger. »Noch lange nicht. Hier sind eine Menge seltsamer Spuren, die ich noch nicht zuordnen kann. Und renn auch draußen nicht rum. Ich warte auf Verstärkung.«
    Schafmann konnte auch so genug erkennen. Auf einer grob gezimmerten Arbeitsfläche standen gasbetriebene Herdplatten, Töpfe, Glaskolben, Kanister und Plastikcontainer, auf dem Boden etliche Plastikfässer, von denen ein giftiger Geruch ausging.
    »Scheiße«, murmelte er. Dräger hatte recht. Hier hatte jemand synthetische Drogen hergestellt. Ein Drogenlabor und eine Leiche waren Dinge, die ihm nicht gefehlt hatten. »Von den Drogen selbst gibt’s keine Spur, nehm ich mal an?«
    »Natürlich nicht«, sagte Dräger. »Wenn einer einen Drogenkoch umlegt, wird er wohl irgendeine Form von Interesse an dem Zeug haben.«
    »Wer hat ihn eigentlich gefunden?«
    »Der Kollege Grellmayer«, sagte Dräger leichthin.
    »Wie bitte?«, entfuhr es Schafmann.
    »War zufällig hier oben unterwegs«, sagte Dräger. Es klang sehr betont gleichmütig.
    »Zufällig? Was macht man denn hier zufällig?«
    »Er meint, er fährt manchmal in die Berge«, sagte Krengel hinter ihm. »Nur so, zur Entspannung.«
    »Er fährt ? Mit dem Auto? Hier?«
    Krengel hob die Hände. »Hat er gesagt. Ich hab ihm gesagt, das sei verboten, da hat er gesagt, dann soll ich ihm eben eine Knolle verpassen … Aber ich glaub, das hat er nicht ernst gemeint.«
    Schafmann winkte ab. Er hatte keine Ahnung, wie Krengel es durch die Ausbildung geschafft hatte – für sein Gefühl machte der Mann mehr Arbeit, als er erledigte. Vielleicht war Schafmann auch durch die Zusammenarbeit mit Oberinspektorin Zettel verwöhnt. Aber es war, wie es war, Zettel war weg, er hatte keinen anderen.
    »War Grellmayer hier, als ihr raufkamt?«
    »Nein. Er ist runter zur Wache gekommen. Hatte kein Handy dabei.«
    »Komisch. Ich dachte, das Ding sei an seinem Ohr festgewachsen. Und wo steckt er jetzt?«
    »Ist unten geblieben. Bericht schreiben, sagt er.«
    Schafmann rieb sich die Augen. Der Erste, der nach einem Mord zufällig in diesen gottverlassenen Stadel in eintausendvierhundert Metern Höhe guckte, war ein Polizist. Und zwar ausgerechnet Grellmayer. Und Grellmayer schrieb einen Bericht. Der würde dann das Erste sein, was Polizeidirektor Hessmann zu dem Fall zu lesen bekam.
    Hessmann war nicht der Typ Vorgesetzter, der es mochte, wenn man an der Arbeit von Kollegen herumkrittelte. Alles, was in Grellmayers Bericht stand, war also erst mal Arbeitsgrundlage.
    Schafmann zerbiss einen Fluch. Grellmayer war gut in diesen Dingen. Er fand vielleicht zufällig eine Leiche. Aber einen Bericht schrieb er nicht zufällig.
    Mehrere Wagen kamen den Wirtschaftsweg herauf. Der graue Transporter vom K3 erreichte die Lichtung, und zu seinem Missvergnügen entdeckte Schafmann dahinter Polizeidirektor Hessmanns privates BMW -Geländewagenimitat. Der Transporter hielt am Rand der Lichtung neben Schafmanns Audi, aber Hessmann pflügte an ihm vorbei über den feuchten Boden an den Stadel heran.
    »Da brauchst du nicht mehr nach Spuren suchen«, sagte Schafmann zu Dräger, der in der Tür des Stadels aufgetaucht war. Dräger war anzusehen, dass er sich eine Bemerkung verkniff.
    »Grüß Gott, die Herren«, rief Hessmann gut gelaunt, als er aus dem Wagen sprang.
    Dräger und Schafmann murmelten jeder ein »Servus«, Krengel machte einen Diener.
    »Können Sie mir etwas berichten, das Herr Grellmayer
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